„Am 20. Oktober 1943 wurden Hitler auf dem Truppenübungsplatz Arys die Holzmodelle des „Tiger II“ – des später von unseren Feinden „Königstiger“ getauften, hervorragend gelungenen neuen Tigermodells -, des Vomag-Panzerjägers, des Jagdpanthers, das Eisenmodell des Jagdtigers mit der 12,8cm-Kanone, des Panzermörsers 38cm auf Tigerfahrgestell, des Panzers III für Eisenbahnschienen-Transport, sowie verschiedene leichte und schwere Panzerdraisinen vorgeführt.“ (Heinz Guderian, „Erinnerungen eines Soldaten“)
Ganz gleich, ob man angreifen oder verteidigen möchte, stets ist unser Königstiger dabei eine gute Wahl. Insbesondere dann, wenn man stärkere Abwehrfronten durchbrechen möchte oder zahlreiche Angreifer zu erwarten hat. Mit seiner 8,8cm-Kanone ist unser Königstiger in der Lage mit jedem Feind fertig zu werden und mit seinen beiden Maschinengewehren vermag er sich auch das feindliche Fußvolk vom Leib zu halten. Bis zu 185mm war seine Panzerung stark und vermochte daher so ziemlich jedem Beschuß zu widerstehen. Mit seinen 70 Tonnen Gewicht brachte er es auf 17 bis 38 Stundenkilometer, wozu 700 Pferdestärken im Motor von Nöten waren. Die Reichweite ist mit 120 bis 170 Kilometer recht annehmbar. Unser Königstiger war ja nicht für tiefe Vorstöße und die Verfolgung des Feindes erdacht. Die Stückzahl kann sich mit 500 Stück auch sehen lassen. Bei unserem Oberleutnant und Panzergeschichtsschreiber Richard von Rosen („Als Panzeroffizier in Ost und West“) beißen sich die russischen Panzerabwehrgeschütze nun die Zähne an unserem Königstiger aus:
„Die Nacht in der Igelstellung war für uns ziemlich unruhig. Zunächst griffen am Abend während des Auftankens russische Schlachtflieger an. Sie stürzten sich auf die Panzer der Abteilung, ohne jedoch nennenswerten Schaden anzurichten. In der Nacht gelang es dann einem russischen Spähtrupp, bis an den Panzer des Kommandeurs heranzukommen. Mit Maschinenpistolen und einigen Handgranaten wurde er wieder vertrieben. Für uns war dies eine Warnung, auf der Hut zu sein. Gegen 2.00 Uhr morgens bekam ich den Angriffsbefehl. Nun waren wir Spitzenkompanie. Bei Morgengrauen sollte wieder angetreten werden, jetzt in neuer Angriffsrichtung. Unser erstes Ziel war die kleine Stadt Türkeve, von hier aus sollte es weitergehen nach Kisujszallas. Dies waren wieder etwa fünfzig Kilometer. Schon kurz nach Antreten erhielten wir Feuer. So nah hatte der Russe sich in der Nacht herangeschoben. Die Situation war unangenehm, da die Straße hier auf einem Damm verlief und rechts und links für uns unpassierbarer Sumpf war. Ich konnte mich mit der Kompanie nicht breitmachen, es konnten also nur die ersten Fahrzeuge von uns den Feuerkampf aufnehmen. Ich machte sechs Panzerabwehrgeschütze rechts und links der Straße aus, mit denen wir uns etwa zehn Minuten herumschossen. Dann war diese erste Paksperre vernichtet. Die Russen waren zäh und schossen gut, zudem hatten sie den Vorteil, in einer guten Stellung getarnt zu stehen, während wir ihnen wie auf dem Präsentierteller preisgegeben waren. Dementsprechend bekamen wir auch eine ganze Anzahl schwerer Treffer, aber unsere Tiger hielten dies aus. Ich meldete per Funk der Abteilung und griff weiter an. Das Gelände wurde nun besser, wir konnten uns beiderseits der Straße breitmachen. Nach wenigen Kilometern trafen wir auf eine zweite Paksperre. Ein Geschütz nach dem anderen wurde ausgemacht, anvisiert und erledigt. Dazwischen hagelte es auch bei uns wieder Treffer. Einige Panzer fielen durch Beschuss aus. Kettenschaden, Kanonenschaden und so weiter, aber wir griffen weiter an. Es ist schon ein ekelhaftes Gefühl, im Panzer zu sitzen, es vorne plötzlich aufblitzen zu sehen und dann den Treffer zu erhalten. Denn nicht immer geht das gut ab. Wir bekamen wieder einen so heftigen Treffer, dass wir im Panzer alle wie benommen waren. Hat man die Pak beim Abschuss erkannt, so kann man sie bekämpfen. Wenn nicht, was oft der Fall war, da man nicht nach allen Seiten gleichzeitig beobachten kann, musste man abwarten, bis man den zweiten Treffer verpasst bekam und dann versuchen, das Geschütz ausfindig zu machen. Dabei muss ein Panzer den anderen mit überwachen und ihm in Gefahr rechtzeitig beispringen. Wer schnell erkennt und die Situation erfasst, ist dem Feind immer überlegen. Dies ist die zentrale Aufgabe eines jeden Kommandanten. Außerdem musste ich noch die gesamte Kompanie übersehen und taktisch richtig und rechtzeitig Befehle geben. Ich hatte in meinem Chefpanzer einen Sender und zwei Empfänger. Während des Angriffs kamen ununterbrochen Funksprüche. Dieser Wagen hatte Pak erkannt, jener war ausgefallen, der dritte stand vor einem natürlichen Hindernis, der nächste war bewegungsunfähig geschossen und dazwischen funkte auf einer anderen Frequenz, die ich durch den zweiten Empfänger aufnehmen konnte, der Kommandeur bestimmt irgendeinen neuen Befehl. Am liebsten hätte ich den Kopfhörer in eine Ecke geschmissen, denn außer Hören musste man vor allem beobachten und danach seine Entschlüsse fassen. Wir waren jetzt mitten in ein Schützenfeld mit russischen Panzernahkampftrupps gekommen. Mit geballten Ladungen und ähnlichen Scherzen sprangen sie unsere Panzer an. Dies ist im Panzer sehr unangenehm, denn dagegen kann man sich kaum wehren Also mit Vollgas durch. Schwierigkeiten machten auch die vielen natürlichen Hindernisse, wie breite Gräben, Heckenreihen, Waldstücke usw. Zur Verteidigung sind sie ideal, den Angreifer halten sie aber stark auf. In der Ferne erkannten wir schon Türkeve. Den Ort wollte ich zunächst links liegenlassen, um ihn dann von hinten anzugreifen. Doch so leicht ging das nicht: Überall Pak, der Russe verteidigte sich wirklich meisterhaft. Den ganzen Ortsrand entlang waren Panzerabwehrstellungen eingebaut. Hier hatten wir eine besonders harte Nuss zu knacken. Immer mehr Panzer meiner Kompanie fielen durch Beschuss aus. Ich selber bekam einen Treffer von einem Geschütz, das ich nicht rechtzeitig ausgemacht hatte, direkt unter meine Kanone. Die Frontpanzerung hielt dies aus, aber ich konnte nicht mehr schießen. Mit diesem lädierten Panzer hatte ich nur noch zwei weitere, die voll einsatzbereit waren. Zu dritt legten wir den letzten Kilometer zurück. Dann hatten wir den nordöstlichen Dorfausgang erreicht und konnten von hier aus in den Ort eindringen. Der Russe hatte inzwischen abgebaut. Hier verschnauften wir einige Stunden. Der Angriff hatte etwa. fünf Stunden gedauert, sechsunddreißig Geschütze hatte die Kompanie außer Gefecht gesetzt. Wir hatten uns wirklich Kilometer für Kilometer durchbeißen müssen, der Russe kämpfte unerhört hart. Die Kompanie hatte einige Verwundete, keine Toten und keinen Totalausfall an Panzern. In den nächsten Stunden stießen wieder einige Panzer zu mir, die mit Hilfe unserer Instandsetzungsgruppe ihre Schäden hatten beheben können. So hatte ich dann doch wieder sechs Wagen in der Kompanie. Ein besonderes Lob für Feldwebel Großmann, der seiner Instandsetzungsgruppe immer ganz vorne war und bei der Reparatur Wunderdinge vollbrachte. Ich blieb in meinem Panzer, obwohl ich mit ihm nicht mehr schießen konnte. Der Divisionskommandeur kam zu uns nach vorne. Das Lob aus seinem Munde tat gut. Wir besprachen die Fortsetzung des Angriffs und tranken einen Cognac. Das brachte die Nerven wieder in Ordnung. Gegen Mittag traten wir weiter an, die III. Kompanie wieder voraus. Unser nächstes Zwischenziel war die Stadt Kisujszallas. Es kam jetzt darauf an, den Erfolg schnell auszunutzen und dem Feind für erneute Abwehrmaßnahmen keine Zeit zu lassen, denn offenbar hatten die Königstiger auf ihn eine erhebliche moralische Wirkung gehabt und er begann langsam weich zu werden. So ging es auch am Nachmittag recht zügig voran. Wir fuhren eine Spitze, wie sie in der Panzertruppenschule gelehrt wurde. Nach fünfzehn Kilometer bogen wir von der Hauptstraße ab und schlichen uns buchstäblich an die Stadt heran. Gegen 17.00 Uhr erreichten wir zwei Kilometer weiter östlich der Stadt die Straße Kisujszallas – Devavanya und stoppten alles, was wir auf ihr überraschen konnten. Einige Kilometer weiter war die große Straße von Debrecen nach Kisujszallas gut einzusehen: In ununterbrochenem Strom fuhren auf ihr russische Panzer, Lastkraftwagen und vor allem Panzerabwehrgeschütze in die Stadt hinein…“