Die Schlacht bei Beaune-la-Rolande

„Hier sind die Heere in Bewaffnung, Einrichtung und Kunstfertigkeit jeder Art einander viel ähnlicher, es besteht nur abwechselnd noch ein Unterschied in kriegerischer Tugend des Heeres und Talent des Feldherrn. Gehen wir die Kriegsgeschichte des neueren Europa durch, so finden wir keine Beispiele von Marathon. Friedrich der Große schlug bei Leuthen mit etwa 30,000 Mann 80,000 Österreicher, bei Roßbach mit 25,000 Mann einige 50,000 Mann Verbündete; das sind aber auch die einzigen Beispiele eines gegen den doppelt und mehr als doppelt so starken Feind errungenen Sieges. Karl XII. in der Schlacht bei Narwa können wir füglich nicht anführen. Die Russen waren damals kaum als Europäer zu betrachten, auch sind selbst die Hauptumstände dieser Schlacht zu wenig bekannt. Bonaparte bei Dresden hatte 120,000 gegen 220,000, es war also noch nicht das Doppelte. Bei Kolin wollte es Friedrich dem Großen mit 30,000 Mann gegen 50,000 Österreicher nicht gelingen, und ebenso Bonaparte in der verzweiflungsvollen Leipziger Schlacht, wo er 160,000 Mann gegen 280,000 stark, die Überlegenheit also lange nicht das Doppelte war. Es geht hieraus wohl hervor, daß im heutigen Europa es dem talentvollsten Feldherrn sehr schwer ist, einer feindlichen Macht von doppelter Stärke den Sieg abzugewinnen; sehen wir die doppelte Streitkraft gegen die größten Feldherren ein solches Gewicht in die Waagschale legen, so dürfen wir nicht zweifeln, daß in gewöhnlichen Fällen bei großen und kleinen Gefechten eine bedeutende Überlegenheit, die aber doch das Doppelte nicht zu übersteigen braucht, hinreichen wird, den Sieg zu verleihen, wie nachteilig auch die anderen Umstände sein mögen.“ (Carl von Clausewitz)

Eine der seltenen Ausnahmen von dieser Clausewitzschen Kriegsregel ist die Schlacht von Beaune-la-Rolande, die im Jahre 1870 geschlagen wurde. Denn hier traf der 60,000 Kriegsknechte starke Nordflügel der gallischen Loirearmee auf die 11,000 Recken unseres X. Armeekorps. An sich hätten die Gallier unser Korps schlicht überrennen und erdrücken müssen. Waffentechnischen waren wir Deutschen bei Beaune-la-Rolande keinesfalls sonderlich im Vorteil. Gewiß, die gußeisernen Geschütze aus dem Hause Krupp waren würdige Vorgänger unserer 8,8-Panzerflak, aber das gallische Chassepotgewehr war unserem preußischen Zündnadelgewehr an Reichweite, Genauigkeit und Treffsicherheit deutlich überlegen und mit der Mitrailleuse besaßen die Gallier sogar eine frühe Form des Maschinengewehres, der wir Deutschen nicht entgegenzusetzen hatten. Für uns ins Gewicht viel die größere Kriegserfahrung und bessere Ausbildung unserer Truppen. Nach der Niederlage ihres Feldheeres hatten die Gallier rasch neue Truppen ausgehoben, deren Ausbildung daher sehr zu wünschen übrig ließ. Eine gewaltige Waffentat war die Schlacht von Beaune-la-Rolande daher. Die Gallier erlitten bei Beaune-la-Rolande eine Einbuße von 3100 Mann. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf 900 Verwundete und Gefallene. Der strategisch-operative Hintergrund der Schlacht von Beaune-la-Rolande bestand im Versuch des gallischen Montys Aurelle mit seiner 200,000 Kriegsknechte starken die Belagerung von Paris zu beenden. Ein gallischer Durchbruch bei Beaune-la-Rolande mußte also unbedingt verhindert werden. Weshalb unser Feldmarschall Moltke der Ältere auch umgehend das III. Armeekorps unseres Generals Constantins von Alvensleben in Marsch setzte. Seine Ankunft auf der Walstatt entschied die Schlacht endgültig zu unseren Gunsten. In wahrhaft epischer Breite hat uns unser Major von Scherff („Die Schlacht bei Beaune-la-Rolande am 28. November 1870“) die berühmte Schlacht geschildert, deren Krise wir uns langsam aber sicher nähern: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11004243_00005.html

„General von Woyna, dem in diesem kritischen Momente außer den eben aus dem Vorpostengefecht zurückgekommenen zwei Kompanien 57er nur die Pontonnierkompanie Kleist als einzige Reserve zur Disposition stand, ließ den Major von Wehren mit denselben zunächst eine Aufnahmestellung auf der Höhe nördlich Beaune sowohl gegen Westen, als gegen Südosten nehmen, von wo, aus dem Thale von Marcilly heraufsteigend, eben die Kompanien das Füsilierbataillons in lebhaftem Gefecht gleichfalls zurückkamen. Es war klar, daß mit diesen geringen, bereits ausnahmslos in mehr stündigem Gefecht gewesenen, außerdem beiderseits bereits überflügelten Kräften, auf diesen, weder Deckung noch Flügelanlehnung bietenden Höhen dem schon so dicht aufgedrängten Feinde gegenüber, an eine Herstellung des Gefechtes nicht gedacht werden konnte. Die Verbindung nach dem III. Korps, schon halb verloren, mußte definitiv aufgegeben werden, wenn man nicht auch noch der mit dem eigenen Korps verlustig gehen, in Beaune eingesperrt sein wollte. Die mit der steigenden Krisis noch mehrfach nach Barwille expedierten Meldungen ließen außerdem in nicht allzu ferner Zeit eine, – weil in den Rücken der feindlichen Umgehung führende – doppelt entscheidende Hilfe erwarten. Es kam dazu, daß die Mitteilung, welche die vom Generalkommando abwechselnd zur Aufrechterhaltung der Verbindung entsendeten Generalstabsoffiziere, um diese Zeit – gegen ein Uhr – über den Stand des Gefechtes auf dem linken Flügel, machen konnten, nur dahin lauteten, daß derselbe gleichfalls gegen große Überlegenheit mit Zähigkeit Stand halte. Es erschien dringend geboten, die kleine, viel zu weit auseinandergereckte Macht zunächst in einer mehr rückwärts gelegenen, festere Stützpunkte gewährenden Stellung zu konzentrieren, um dort den Widerstand unter günstigeren Verhältnissen wieder aufnehmen zu können. Für diesen Zweck markierten sich ziemlich deutlich die Höhen von Rue Boussier, welches Dorf selbst auf seiner dem Feinde zugekehrten Südwestecke ein von starken Mauern umschlossenes Gehöft zeigte, das als glückliche Anlehnung des rechten Flügels benutzt werden konnte, während südöstlich des Dorfes die Batterien eine gute überhöhende Position, der linke Flügel an den Büschen am Cäsarwege mindestens einigen Halt finden konnten. General von Woyna hatte eben dem I. Bataillon Nummer LVII und den Batterien die neu einzunehmende Stellung angewiesen und auch dem Zentrum und dem linken Flügel entsprechenden Befehl erteilt, als, vom Generalkommando entsendet, Major Körber mit den beiden reitenden Batterien der Korpsartillerie auf der Römerstraße angetrabt kam. Die Batterien, südlich Rue Boussier von der Cäsarstraße links abbiegend, gingen vorwärts, der langsam zurückgehenden Schützenlinie des Major von Wehren entgegen, während rechts von ihnen der Rückzug des ersten Bataillons und der Fußbatterien gegen Rue Boussier sich gleichzeitig vollzog. Mit der I. reitenden (Premierleutnant Krätschell) rechts einschwenkend, eröffnete Major Körber sofort das Feuer gegen die Büsche von Pierre-Percee, aus welchen die abprotzende Batterie heftiges Infanteriefeuer bekam, bald verstärkt durch Granatfeuer zweier Batterien, welche südlich der Römerstraße bis nahe an jene Büsche avanciert waren. Die III. reitende (Hauptmann Saalmüller), in südlicher Richtung verblieben, war sehr bald mit aus Südosten gegen die Höhe vordringender feindlicher Infanterie ins Gefecht gekommen und hatte auf 800 Schritt die den Füsilierkompanien Nummer LVII nach dringenden dichten feindlichen Haufen durch ihr glückliches Feuer abgewiesen, dieselben in der Richtung auf Ormetrou durch Granaten verfolgend. Das Erscheinen der reitenden Batterien, in diesem Moment von einflußreichster Bedeutung, hatte doch nicht sofort vermocht, die teils ausgeführte, teils im Gange befindliche Rückzugsbewegung zum Halten zu bringen, zumal die zuerst von ihnen gewählte Position bereits in Flanke und Rücken beschossen werden konnte. Sie mußten, obgleich in diesem Moment und wohl Dank ihrem Auftreten, der Feind sein seither durchgeführtes Aufdrängen für den Augenblick aufgegeben hatte, wenn auch widerwillig in die Position neben den Fußbatterien zurück, wo jetzt durch das Herankommen der Füsiliere das Regiment Nummer LVII im Wesentlichen wieder versammelt war. Das Füsilierbataillon, wie oben erwähnt, vorwärts Foucerive auf Vorposten, war am spätesten angegriffen worden. Es hatte erst, als die VI. und VIII. Kompanie rechts neben ihm zurückgedrängt worden waren, etwa nach zwölf Uhr seine dadurch exponierte Flügelkompanie auf Foucerive zurückgenommen und bald nun auch seinerseits von Osten her gedrängt seinen vorher bestimmten Rückzug auf die Höhen hinter Beaune unter lebhaftem Gefecht angetreten. In der Richtung über Ormetrou, westlich Marcilly vorbei, die Höhen ersteigend, war Major von Gerhardt mit den beiden als Schützen folgenden Kompanien oben angekommen, als eben die Batterie Saalmüller abgeprotzt und in das Gefecht eingegriffen hatte. Der allgemeine Befehl auf Rue Boussier sich heranzuziehen, war auch ihm mittlerweile zugegangen. Während dieser ganzen Vorgänge, welche naturgemäß die Aufmerksamkeit des Divisionskommandeurs an den rechten Flügel seiner Truppe gefesselt hatten, war über den Stand der Dinge bei Beaune selbst keinerlei Nachricht eingegangen…“

Die Schlacht bei Kaiserslautern

„Daß eine Million beute- und raublustiger Menschen, auf die Grenzen des Reichs hingeworfen, gegen Armeen, die kaum den vierten Teil dieser Zahl ausmachten, von Greisen angeführt, mit abwechselndem Glücke fochten – ist das ein Beweis von Energie? Wer sich an dem Ausdrucke „abwechselndes Glück“ stößt, den muß ich bitten, von dem Erfolge, der nicht immer (und am wenigsten hier) ein reines, militärisches Resultat ist, zu abstrahieren und die Feldzüge von 1792 bis 1800 einzeln zu durchlaufen. Man hat immer nur auf das Merkmal geübter und ungeübter Kriegsheere gesehen und dann Wunder gerufen. Was ist denn so Wunderbares darin, wenn ein Bewaffneter von drei oder vier Unbewaffneten angefallen und zu Boden geworfen wird?“ (Carl von Clausewitz)

Untermauert wird dieser Ausspruch unseres preußischen Kriegsdenkers unter anderem von der Schlacht bei Kaiserslautern. Diese wurde im Jahr 1793 geschlagen und tobte drei Tage lang. Am Ende mußte der gallische Monty Hoche mit seinen 32,000 Kriegsknechten den Rückzug vor den 26,000 preußischen Recken unseres Herzogs Ferdinand von Braunschweig antreten. Die Gallier verloren dabei 3100 Mann, wogegen unsere Preußen lediglich 900 Verwundete und Gefallene hatten. Im Wesentlichen rannten die Gallier gegen unsere Stellungen an und zogen sich dann zurück. Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit konnte unser Herzog von Braunschweig seinen Sieg leider nicht mehr ausnützen. Denn seine Truppen mußten uns Winterlager…

Die Schlacht bei Amiens

Die Schlacht von Amiens gehört nicht zu den entscheidenden Kämpfen oder glänzendsten Waffentaten des Gallierkrieges von 1870-71. Man könnte sie einen Arbeitssieg nennen. Denn unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel stellte bei Amiens mit seinen 30,000 Recken die gallische Nordarmee, welche über 25,000 Kriegsknechte verfügte. Der Kampf schien unserem Feldmarschall von Manteuffel nicht sonderlich entscheidend zu sein und so rechnete er mit dessen Fortsetzung am nächsten Tag. Jedoch hatten die Gallier genug und zogen ab. Sie erlitten bei Amiens einen Verlust von 2700 Mann und büßten rund 40 Geschütze ein. Wir Deutschen hatten 1400 Verwundete und Gefallene. Der strategisch-operative Zweck der Schlacht von Amiens war die Sicherung unseres Belagerungsrings um Paris. Die mögliche Vernichtung der gallischen Nordarmee war da nebensächlich und konnte daher im Januar bei Sankt Quentin nachgeholt werden. Besonders Lob verdient unser General August von Goeben, der mit seinem Achten Armeekorps entscheidend zum Sieg beitrug. Die Früchte des Sieges erntet unser Feldmarschall von Manteuffel nun bei unserem Geschichtsschreiber Hermann von Wartensleben („Feldzug 1870-71. Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel. Von der Kapitulation von Metz bis zum Fall von Peronne“): https://archive.org/details/feldzugdieopera00wartgoog

„Diese Erwägungen und Entschlüsse führten zu den jetzt folgenden Anordnungen und Vorgängen. Zunächst wurde am 28. Nachmittags folgender Befehl gegeben: „Die III. Brigade mit zwei Fußbatterien rückt morgen nach Amiens und besetzt die Stadt. Der Brigade-Kommandeur (damals Oberst Busse) übernimmt vorläufig die Kommandantur-Geschäfte. Das I. Armeekorps setzt sich im Übrigen auf die Straße Moreuil – Ailly- Conty zu weiterem Vormarsch in der Richtung auf Rouen, so daß es morgen mit seiner Tete bei Essertaur steht. Die von la Fere nachrückende Brigade Zglinitzky ist über Montdidier heranzuziehen. Das VIII. Armeekorps echeloniert sich auf der Straße Amiens – Poix – Forges und südlich derselben so, daß die Tete morgen in die Höhe von Creuse gelangt. Es hat seinen Vormarsch so einzurichten, daß die Straße Moreuil – Essertaur um zehn Uhr Morgens für das I. Armeekorps frei ist. Die III. Kavalleriedivision sendet die beiden Jägerbataillone und die reitende Batterie des VIII. Armeekorps zu ihren Korps zurück und gibt bis auf Weiteres an jedes Korps ein Kavallerieregiment ab. Die beiden noch verbleibenden Kavallerie Regimenter und eine reitende Batterie bilden mit der III. Brigade und den beiden Fußbatterien ein gemischtes Detaschement unter General Groeben, mit der Aufgabe, Amiens zu besetzen, Rücken und Flanke der auf Rouen operierenden Armee gegen die im Norden befindlichen feindlichen Streitkräfte zu decken, speziell auch die Eisenbahnlinie Amiens – La Fere – Laon gegen feindliche Unternehmungen zu sichern. Das Armee-Hauptquartier geht morgen nach Amiens. (Folgt Bestimmung der Rayongränzen.) Gezeichnet Manteuffel.“ Es war also nicht eine Linksschwenkung der Armee, sondern eine Linkswendung beider Corps in sich, wobei das am weitesten nach Norden vorgeschobene VIII. Armeekorps fortan den rechten Flügel der Armee bildete. Es ersparte das unnötige Märsche; insbesondere wurde damit ein schnelleres Heranziehen der Brigade 3glinikky erzielt, welche sich in der schrägen Richtung über Montdidier ihrem Korpsverband wieder anschließen konnte. Während sich die Armee in obiger Art formierte, beim I. Armeekorps aber die vollständige Versammlung der I. Division bewirkt wurde, verlegte General Manteuffel am 29. Vormittags sein Hauptquartier nach Amiens. Als man sich der Stadt näherte, wurde aus derselben Gewehr- und Geschützfeuer hörbar. Die Zitadelle verweigerte nämlich bei Ablauf der ihr gestellten Frist nach wie vor die Übergabe. In Folge dessen hatte sich ein Feuergefecht zwischen ihr und den in den nächstliegenden Häusern der Stadt befindlichen Mannschaften der XVI. Division entwickelt, welche die auf den Wällen erscheinenden Franzosen beschossen. Das Gefecht wurde, da auch der Feind die Stadt möglichst zu schonen suchte, bald abgebrochen, anscheinend auf beiden Seiten ohne Resultat. Dem war jedoch nicht so: Der tapfere Kommandant, Kapitän Vogel, büßte in diesem Gefecht sein Leben ein. Dies wurde uns aber erst am folgenden Morgen bekannt. Die Wichtigkeit der Zitadelle für einen gesicherten Besitz von Amiens war zu einleuchtend, um nicht den Versuch eines gewaltsamen Angriffs zu rechtfertigen. General Manteuffel hatte deshalb schon am 28. Abends eine von sämtlichen schweren Feldbatterien auf dem nördlichen Somme-Ufer zu nehmende Aufstellung angeordnet, unter angemessener Bedeckung der beiden anderen Waffen. In Ermangelung von Belagerungsgeschütz hoffte man durch die überlegene Zahl von Feldgeschützen gegen die Zitadelle zum Ziel zu gelangen Die Operationen nach der Normandie erlitten dadurch keinen Aufschub; nötigenfalls sollten die Batterien mit stärkeren Märschen ihre Truppenverbände wieder erreichen. Eine gewisse Schwierigkeit lag zunächst in der nötigen Überführung der Batterien auf das nördliche Sommeufer. Nach den bisherigen Meldungen vom rechten Flügel schienen nämlich alle Übergänge vom Feinde zerstört zu sein, während die Stadtbrücke in Amiens von der Zitadelle beherrscht wurde. Eine spezielle Rekognoszierung des Major Fahland vom Ingenieurcorps am 29. ergab zwar, daß nur die Brücken bei Sailly, Corbie und Daours unpraktikabel, die bei Bray und bei La Motte-Brebiere (zwischen Daours und Amiens) unversehrt geblieben waren. Mit Hilfe der Pontontrains gelang indessen in der Nacht vom 29. zum 30. eine Herstellung von Übergängen unterhalb Amiens bei Longpre; hier gingen die Batterien über den Fluß und standen nun am 30. bei Tagesanbruch 66 Geschütze im Halbkreis um die Zitadelle zum Feuern bereit. Der Artilleriegeneral Schwartz war mit der Leitung des artilleristischen Angriffs beauftragt. Die Verteidigung aber war nach dem Tode des Kommandanten erlahmt. Angesichts der in Position stehenden Preußischen Batterien wurde die weiße Fahne aufgezogen. Um acht Uhr Morgens erfolgte die Kapitulation auf Sedaner Bedingungen; im Laufe des Vormittags die Übergabe und Besetzung durch Preußische Truppen. Über 30 Geschütze, 11 Offiziere und 400 Mann fielen in unsere Hände. Die Gesamttrophäen in Folge der Schlacht von Amiens beliefen sich danach auf zwei Fahnen, einige 40 Geschütze und über 2000 Gefangene (einschließlich 800 Verwundete). Außerdem wurde in Amiens zahlreiches Kriegsmaterial, sieben Lokomotiven und 100 Eisenbahnwagen genommen, welche später nicht ohne Nutzen waren…“

Kaiser Heinrich der Siebte

„Der König spricht langsam und liebt nicht viele Worte; er bedient sich der französischen Sprache, weiß sich aber auch lateinisch verständlich zu machen. Sein hochstrebender Sinn ist mit Milde und eifriger Eingebung an den Gottesdienst gepaart. Verträge irgend welcher Art mit seinen Untertanen zu schließen, duldet er nicht; er haßt die Erwähnung der Parteinamen der Guelfen und Ghibellinen und umfaßt Alles mit unbeschränkter Herrschergewalt.“ (Albertinus Mussatus)

Hätte unser Kaiser Heinrich der Siebte länger gelebt oder wäre früher an die Regierung gelangt, so würden wir ihn womöglich zu den größten deutschen Herrschern zählen. So aber blieb sein Werk ein Bruchstück. Im Jahre 1308 gewählt fand er schnell allgemeine Anerkennung und erwarb 1310 Böhmen für seinen Sohn. Im gleichen Jahr zog er noch nach Italien, wo er bis zu seinem Heimgang 1313 so manche Tat vollbrachte. Sein Heer war kaum 10,000 Mann stark, wurde aber durch die italienischen Lehnsträger bedeutend verstärkt und so konnte Heinrich der Siebte die mächtigen Städte Mailand, Brescia und Cremona bezwingen. Zu Rom erlangte er 1312 die Kaiserwürde und schickte sich an auch Neapel zurückzugewinnen. Der Papst drohte unserem Luxemburger schon mit dem Kirchenbann und es könnte sein, daß der von einem Mönch vergiftet wurde… Das Licht der Erdenwelt erblickte Heinrich der Siebte 1262/69 in Valenciennes. In den heiligen Stand der Ehe trat er 1292 mit Margarete von Brabant, die man als seine gute Walküre bezeichnen kann. Drei Kinder sollte sie ihm schenken. Die Niederwerfung Mailands trägt nun beim Geschichtsschreiber Albertinus Mussatus („Das Leben Kaiser Heinrich des Siebenten“) Früchte. Denn die mächtige Stadt Genau zieht es vor sich unserem Luxemburger freiwillig anzuschließen: https://archive.org/details/bub_gb_NikqAQAAMAAJ

„Als er geendet, versuchte die Königin mit tränenfeuchten Wangen den Gemahl zu besänftigen: er solle die Sache nicht so schwer nehmen, sagte sie, nicht alles sei wahr, was der erste der beste berichte, zumal da das, was man erfahren, nicht von gewichtigen zuverlässigen Zeugen herrühre, sondern schmutziges und läppisches Gerede des niedrigsten Gesindels sei. Die Fürsten seien an jenen Vorgängen unschuldig und hätten nichts davon gewußt; er täte besser, sie zu mutigen Taten anzuregen. Jeder solle sich anschicken, diese Widerwärtigkeiten schnell wieder gut zu machen, so werde unter Gottes Führung alles nach Wunsch ausschlagen. – Lange Zeit berieten die Versammelten über das Vorliegende, verschiedene Ansichten wurden laut; schließlich erschien ihnen zweckmäßig, das Übel von Grund auf zu heilen, Guido dem König zu versöhnen und ihm zu dem Ende sicheres Geleit zu gewähren, seine Güter zurück zu erstatten und ihm zu gewähren unbelästigt außerhalb des Mailändischen Gebietes zu wohnen; doch solle er Das Schloß Drphanum, um Verdacht zu meiden, einem von beiden Teilen als zuverlässig erachteten Manne zustellen. Die Unterhandlung über diese Punkte solle man Guidos Schwiegersohn Graf Philipponus, Simon de Colubiano von Vercellä und Antonius de Fisiraga von Lodi übertragen; dieselben sollten auch in Cremona nachforschen, wer die Urheber des Abfalls dieser Stadt gewesen seien, dort jeglichen Anlaß zum Zwiespalt beseitigen und die Bürger der Milde des Königs versöhnen. Auf der Stelle nach Cremona gesandt (denn dorthin hatte sich Guido fliehend gewandt), berichteten sie zurück: Guido habe geantwortet, er sei von den Cremonesen gastlich aufgenommen und habe bei ihnen Schuß für sein Leben gefunden; Alles komme auf ihr Ermessen an, er gebe sich keinen anderen Erwägungen hin als wie sie über ihn und die Seinen beschließen würden. Die Cremonesen ihrerseits aber hätten geantwortet: das 3och des königlichen Statthalters sei ihnen lästig; das Volt, durch Armut und Hunger gebeugt, sei nicht im Stande gewesen, die Beisteuer zu entrichten, welche der König ihnen aufzuerlegen beschlossen; außerdem lasse dieser zu — was noch weit schwerer zu ertragen sei – daß die Deutschen gegen die Lateiner in ungebundener Zügellosigkeit wüteten. Schon zeigten die den Guelfen zugefügten Gewalttätigkeiten, welche unbestraft geblieben feien, daß jene überall ausgerottet werden sollten. Ein deutliches Zeichen der Parteilichkeit des Königs sei auch die Einsetzung ghibellinischer Statthalter in allen größeren und kleineren Orten. Schon müsse die kirchliche Partei besorgen, daß die alte Spaltung der Zeit Friedrichs sich erneuere. Endlich, erklärten sie, sei es erforderlich, daß sie erst den Rat ihrer Freunde in der Lombardei und in Tuszien einholten; mit Rücksicht darauf würden sie dann eine endgültige Antwort geben. VI. Inzwischen eilten Ab: geordnete aus Genua mit großer Prachtentfaltung zum König, schworen ihm Gehorsam und gelobten auf eigene Kosten Schiffe zum Geleit des Königs zur Kaiserkrönung zu stellen. – Die Lucchesen behielten ihre Gesandten lange Zeit am Hofe, verhandelten des langen und breiten und versprachen eine große Summe Geldes, wenn man sie frei und unabhängig von der Kaisergewalt belaste, sie nicht zwinge die Verbannten zurückzurufen und sie im übrigen mit Kontributionen verschone. Man wies ihr Begehren nicht geradezu ab, gewährte ihnen vielmehr lang dauernde Audienzen und Besprechungen; schließlich aber vergeudeten sie ihre Zeit ohne Nutzen. VII. Etwa um dieselbe Zeit wurden von den Obrigkeiten Paduas zwei Männer, ein Minderbruder, und ein Predigermönch, nach Mailand an das Hoflager gesandt, um durch Vermittlung der Vertrauten des Könige zu erkunden, was für ersprießliche Maßregeln zu Gunsten der Freiheit der Stadt sich mit Genehmigung des Königs auf Grund einer beide Teile befriedigenden Gehorsamkeitserklärung treffen Ließen. Die Gesandten, unter sich uneins, führten ihre Aufträge lässig aus und entsprachen den Erwartungen ihrer Auftraggeber keineswegs. Der eine berichtete, er habe vom König erfahren: von irgend einem Abkommen könne nicht eher die Rede fein, als bis man, bereit allen gerechten Geboten des Herrschers zu gehorchen, den Syndikus der Stadt mit den erforderlichen Vollmachten ausgerüstet zu ihm sende, sonst werde jedes Gesuch vergeblich sein; gehorche man jedoch in diesem Punkte, so werde man den König geneigt machen der Gemeinde von Padua seine Gunst zu bezeigen. Hierdurch beunruhigt beauftragte der Magistrat im Einverständnis mit den Volkstribunen, welche jetzt Gastaldionen heißen, und den zwölf Mitwissern der Staatsgeheimnisse, welchen auf Anregung der Dekurionen durch Senatsbeschluß die Befugnis übertragen war über die vorliegende Angelegenheit sich schlüssig zu machen, zwei Plebejer vor erprobter Zuverlässigkeit, nämlich Antonius de Vicoaggeris und Albertinus Mussatus sich ebenfalls an das Hoflager zu begeben, um dasselbe, was man vorher den erwähnten Mönchen aufgetragen hatte, zu erkunden. Einmütigen Sinnes reisten diese Männer nach Mailand, wo sie nicht ohne Mühe durchsetzten daß die Beamten der königlichen Kammer sich mit ihnen überhaupt auf Verhandlungen einließen; dann aber gelang es ihnen gelegentlich auch den König selbst zu sprechen, der den erlauchten Grafen Ameus von Savoyen, den Erzbischof von Trier, die Bischöfe von Lüttich, Basel und Trient beauftragte, über die Bedingungen der Unterwerfung Paduas zu verhandeln. Nachdem die beiden Abgeordneten mehrere Tage hindurch großen Eifer aufgewandt und mit Wissen des Königs mehrere Zusammenkünfte mit jenen gehabt, wurde der Gemeinde von Padua eröffnet: des Königs Güte gestatte ihnen jedoch unbeschadet der königlichen Hoheit in halbjährlichen Terminen, an denen die Wahl der Rektoren stattzufinden pflegte, vier Männer, welche sie wollten, auszuwählen, sofern es nur Reichstreue seien; von diesen würde der König kraft seiner kaiserlichen Gewalt einen zum Reichsvikar bestellen, falls er sich zur Zeit diesseits der Alpen befinde, andernfalls werde der Oberstatthalter der Lombardei die Auswahl unter den vieren treffen…“

Aristoteles, der Lehrmeister Alexanders des Großen

„Descartes und Malebranche nahmen bei ihrer starken und regen Einbildungskraft die bloßen Fiktionen ihres Geistes bisweilen für bare Wahrheiten. Der eine schuf sich eine Welt, die nicht die wirkliche ist. Der andre verlor sich in Spitzfindigkeiten, verwechselte die Geschöpfe mit dem Schöpfer und machte den Menschen zum Automaten, der durch den höchsten Willen in Bewegung gesetzt wird. Auch Leibniz geriet auf ähnliche Abwege, wenn anders man nicht annehmen will, er habe sein Monadensystem und die prästabilierte Harmonie nur zum Zeitvertreib erfunden und um den Metaphysikern Stoff zum Disputieren und Streiten zu geben. Bayle hat alle philosophischen Träume der Alten und Neueren mit scharfem und strengem Geiste geprüft und, wie Bellerophon in der Sage, die Chimäre vernichtet, die dem Hirn der Denker entsprang. Er hat nie die weise Lehre vergessen, die Aristoteles seinen Schülern einprägte: „Der Zweifel ist der Vater aller Weisheit.“ Er hat nie gesagt: „Ich will beweisen, daß dies oder jenes wahr oder falsch ist.“ Stets sieht man ihn getreulich dem Wege folgen, den Analyse und Synthese ihm weisen.“ (Friedrich der Große)

Wir merken es: Am Aristoteles führt kein Weg bei der Denkerei vorbei, sofern man nicht das Rad dabei neu erfinden möchte. Daher wollen wir Panzertiere heute an den alten Griechen erinnern. Gelebt hat er von 384 bis 322. Er gründete in Athen eine eigene Denkschule und unterrichtete den Welteroberer Alexander den Großen. Seine naturwissenschaftlichen Schriften sind wohl eher wegen der Art und Weise der Untersuchung als wegen ihrer Erkenntnisse von Nutzen, aber die Weisheiten seiner Logik, Redekunst, Metaphysik, Dichtkunst, Sittenlehre und Staatskunst können noch immer aufgesogen werden. Wenn dies auch der amerikanischen Umerziehung so manchen Abbruch bereiten könnte… Zeitlos sind die Schriften des Aristoteles fürwahr und so warnt er in seiner Staatskunst davor aus allen Dingen einen Gelderwerb machen zu wollen, sehr zum Leidwesen des amerikanischen Liberalismus: https://archive.org/details/aristotelouspoli02arisuoft

„Denn als Reichtum versteht man oft eine Menge von Geld, da sich doch die Erwerbskunst und die Kaufmannskunst gerade damit befassen. Für andere wiederum gilt das Geld als ein Unsinn und eine reine gesetzliche Fiktion, in keiner Weise von Natur gegeben; denn wenn jene, die es verwenden, es verändern, so ist es nichts mehr wert und für die notwendigen Bedürfnisse in keiner Weise zu gebrauchen; und oft hat einer viel Geld und ermangelt der notwendigen Nahrung. Aber dies muß doch ein unsinniger Reichtum sein, bei dessen Besitz man Hungers sterben könnte, wie man es von jenem Midas erzählt, dem wegen der Unersättlichkeit seiner Wünsche alles, was ihm vorgesetzt wurde, zu Gold wurde. So sucht man eine andere Bestimmung des Reichtums und der Erwerbskunst, und mit Recht. Denn die rechte Erwerbskunst ist etwas anderes und ebenso der naturgemäße Reichtum; es ist die Hausverwaltungskunst. Die Kaufmannskunst dagegen produziert zwar Vermögen, aber nicht schlechthin, sondern nur durch den Umsatz von Gegenständen; und nur sie scheint sich um Geld zu drehen. Denn das Geld ist das Element und die Grenze des Umsatzes. Darum ist der Reichtum, der von dieser Erwerbungskunst kommt, allerdings unbegrenzt. Wie nämlich die Heilkunst unbegrenzt auf ihr Ziel (denn sie wollen es so weit als möglich verwirklichen), während die Mittel zur Errichtung des Zieles nichts ins Unbegrenzte gehen (denn für sie alle ist das Ziel die Grenze), so findet auch für diese Erwerbskunst das Ziel keine Grenze; Ziel ist aber eben dieser Reichtum und der Erwerb von Geld. Die Hausverwaltung dagegen, die nicht diese Erwerbskunst ist, hat eine Grenze. Denn dieser Reichtum ist ja nicht ihre Aufgabe. Insofern scheint es denn, daß jeder Reichtum eine Grenze haben müsse. In Wirklichkeit sehen wir aber das Gegenteil: alle, die sich mit Erwerb befassen, vermehren ihr Geld ins Unbegrenzte. Der Grund liegt in der Verwandtschaft beider Künste. Da beide denselben Gegenstand haben, so geht die Verwendung ineinander über. Hier wie dort wird derselbe Besitz verwendet, aber nicht in derselben Weise: im einen Fall ist das Ziel ein anderes, im anderen ist es eben seine Vermehrung. So meinen denn einige, dies sei die Aufgabe der Hausverwaltung, und verharren bei der Meinung, der Geldbesitz müsse entweder bewahrt oder ins Unbegrenzte vermehrt werden. Ursache dieser Verfassung ist, daß man sich um das Leben, aber nicht um das vollkommene Leben bemüht. Da jenes Verlangen unbegrenzt ist, so verlangen sie auch nach unbegrenzten Mitteln dazu. Aber auch alle diejenigen, die auf das vollkommene Leben achten, suchen die Mittel für den körperlichen Genuß, und da auch diese mit dem Besitz gegeben zu sein scheinen, so richtet sich ihr ganzes Interesse auf den Gelderwerb, und so entsteht jene Art der Erwerbskunst. Denn da der Genuß in der Überfülle besteht, so suchen sie die Kunst, die die Überfülle des Genusses verschafft. Und wenn sie dies nicht durch die Erwerbskunst zustande bringen, so versuchen sie es auf anderen Wegen und benützen dazu alle Fähigkeiten, aber gegen die Natur: denn die Tapferkeit soll nicht Geld verdienen, sondern Mut erzeugen, und auch die Feldherrnkunst und die Medizin sollen das nicht, sondern Sieg und Gesundheit verschaffen. Doch jene machen auf alldem einen Gelderwerb, als ob dies das Ziel wäre, auf das hin alles gerichtet werden müßte…“

Carl Friedrich Benz

„Die Fortschritte in der Philosophie, der Volkswirtschaft, der Kriegskunst, im Geschmack und den Sitten sind unstreitig ein fesselnderes Thema als Betrachtungen über Trottel im Purpurgewande, über Gaukler in der Bischofsmütze und jene Unterkönige, die man Minister nennt: von denen nur sehr wenige einen Platz im Andenken der Nachwelt verdienen. Wer aufmerksam in der Geschichte liest, der wird finden, daß dieselben Szenen oft wiederkehren; man braucht nur die Namen der handelnden Personen zu ändern. Hingegen die Entdeckung neuer Wahrheiten zu verfolgen, den Ursachen der Veränderungen in den Sitten nachzuspüren und die Anlässe zur Vertreibung der finsteren Barbarei zu erforschen, die sich der Aufklärung der Geister widersetzte: das sind sicherlich Gegenstände, der Beschäftigung aller denkenden Geister würdig.“ (Friedrich der Große)

Nicht nur Schlacht und Kampf sollen daher in Erinnerung gerufen werden, sondern auch unsere wahre deutsche Kunst und Kultur gewürdigt werden. Dazu gehören freilich auch die Wissenschaft und die Erfindungskunst. Schließlich war es unser Gutenberg, der den Buchdruck erfunden hat und damit das Buch von einem Kleinod zum Besitz für jedermann gemacht hat. Als ähnlich folgenreich könnte sich die Erfindung des Kraftwagen erweisen. Da dieser Menschen und Waren in ungeahnter Geschwindigkeit zu befördern vermag. Zu verdanken haben wir dessen Erfindung unserem Carl Friedrich Benz. Ein Badener von Geburt, der 1844 in Mühlheim zur Welt kam. Sein Vater Georg war Lokomotivführer und seine Mutter Josephine eine Dienstmagd. Unser Benz konnte die höhere Schule in Karlsruhe besuchen und den Maschinenbau studieren. In Pforzheim und Mannheim arbeitete er daraufhin einige Jahre als Schlosser und Konstrukteur. Mit Hilfe seiner Frau Bertha Ringer gründete unser Erfinder im Jahre 1871 sein erstes Unternehmen und baute mit diesen vorerst Standmotoren. Doch arbeitete er bereits an seinen Plänen für den Kraftwagen. An deren Verwirklichung ging er 1885 bei seiner zweiten Firma „Benz & Cie.“ und erhielt bereits 1886 das Patent für seine Erfindung. Bis 1900 steigerte unser Benz die Kraftwagenfertigung auf immerhin 600 Fahrzeuge. Doch sah er sich 1903 dazu gezwungen auch sein zweites Unternehmen wieder zu verlassen. Seine dritte Fabrik nannte er „Benz & Söhne“, konnte mit dieser aber nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen. Die Ehrendoktorwürde der Karlsruher Hochschule wurde unserem Benz 1914 verliehen. In den heiligen Stand der Ehe mit Bertha Ringer trat unser Benz 1871. Es gingen fünf Kinder aus dieser Verbindung hervor. Niedergeschrieben hat uns unser Benz seine Geschichte in dem Buch „Lebensfahrt eines deutschen Erfinders“ – wir hören daraus von der Ausnützung unserer deutschen Erfindung durch das Ausland: http://www.zeno.org/Naturwissenschaften/M/Benz,+Carl+Friedrich/Lebensfahrt+eines+deutschen+Erfinders

„Nachdem vom Jahre 1887 an immer mehr Benzwagen in Frankreich eingeführt wurden, nachdem Daimler im Jahre 1889 seine französischen Patente an Panhard & Levassor verkauft hatte, stürzten sich die Franzosen auf den deutschen Gedanken wie die Bienen auf aufblühende Blumen, holten den Nektar heraus, machten Honig daraus und verkauften ihn an die ganze Welt, nicht zuletzt auch an Deutschland. Die guten Deutschen! Sie halten’s gern mit dem Philosophen Emerson, der die Erfinder von Maschinen und Mechanismen kurzweg als „Zuckerbäcker“ bezeichnete. Sind die Erfinder aber gar nur Deutsche, so gelten diese Propheten in ihrem Vaterlande manchmal noch weniger als die Zuckerbäcker. Der Mann mit der rückständigen Zipfelmütze über den Ohren mißachtete von jeher gerne, was deutsch und deutschen Ursprungs ist – selbst wenn es dem Volke zum größten nationalen Schaden wurde. Wie schwärmerisch streckte er dagegen von alters her die Hände aus nach allem, was von außen kam, insbesondere von Paris! Welch ein lächerlicher Indifferentismus nach innen und welch eine traurig groteske Abgötterei nach außen. Ist es für unser Deutschtum nicht ein nationales Brandmal der Schande, wenn von Jahr zu Jahr ungezählte Millionen für Automobile nach Frankreich wanderten, wenn „das Land des Geschmackes“ beispielsweise im Jahre 1906 zwölf Millionen Mark allein für Personenautomobile aus dem Geburtslande des Automobils herausholte und einheimste? Im gleichen Jahre lieferte Belgien für fast 2,5 Millionen, Italien für zwei Millionen, Österreich-Ungarn für über neun, die Schweiz für 3,3 und Amerika für über vier Millionen Mark. Wie die Kleidermode, so beherrschte Paris lange Zeit auch die Automobilmode und den Automobilmarkt. Welch reiche Früchte im Laufe der Jahre durch einseitige Fremdtümelei und durch die schwerfällige Zurückhaltung des deutschen Großkapitals unserem Vaterlande verlorengingen, lehrt zahlenmäßig die Statistik. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, sei nur kurz hingewiesen auf das Jahr 1906. In diesem Jahre führte Frankreich für 133 Millionen Franken Automobile aus, Deutschland für 21 Millionen. Dabei war die Ausfuhr in Frankreich mehr als siebzehnmal so groß als die Einfuhr, während in Deutschland die Ausfuhr (21 Millionen) und die Einfuhr (etwa 20 Millionen) um die Oberhand rangen. Woher kommt diese rasche mengenmäßige Überlegenheit Frankreichs gegenüber dem Heimat- und Vaterlande des Automobils? Es war einzig und allein die grundverschiedene Art, wie die neue Idee in Frankreich aufgenommen und ausgewertet wurde. Da gab’s keine abwägende Geringschätzung, keine kühle Verneinung! Beherrscht und hingerissen von der Zukunftsmacht des neuen Ideals, griffen französische Konstrukteure und Techniker mit dem auflodernden Feuer romanischer Begeisterung den deutschen Wagen auf. Dabei war es nicht nur die ideelle Begeisterung, die das Feuer schürte, sondern es war das machtvoll und bedingungslos mobilisierte Großkapital Frankreichs, das die Flammen in die Höhe und in die Breite schießen ließ. Kaum hatten die französischen Wagen laufen gelernt, setzte sofort ein beispielloser Reklame- und Rennkultus ein. Auch dabei hat der Wagemut und Unternehmungsgeist des französischen Großkapitals Pate gestanden. Bald wurde durch eine Reihe großzügig veranstalteter glänzender internationaler Rennen das Auto in den Blickpunkt der ganzen Welt gerückt. Und es gab eine Zeit, wo die kleinste deutsche Zeitung die fettgedruckten französischen Renntriumphe hineintrug in die letzte Hütte des Schwarzwaldes und des Erzgebirges. Auch die deutschen Automobilzeitungen kündeten den Ruhm französischer Erzeugnisse in vielen Abhandlungen und gutbezahlten Reklameanzeigen. Bis in die Tage des Weltkrieges hinein haben ungezählte Hunderttausende von Franken das Ihrige getan, um in der deutschen Fachpresse die französischen Marken hinauszuheben ins Licht und in die Sonne. – Neuerdings macht das Buch „Henry Ford, Mein Leben und Werk“ viel von sich reden. Auch die Wirkung, die dieses Buch in weitesten Kreisen unseres Volkes auslöst, ist gleichbedeutend mit einer großzügigen kühnen Reklame, und zwar für den amerikanischen Fordwagen. Nur zwei Stellen seien aus dem Buch herausgegriffen und einander gegenübergestellt: „Bei den Fordwagen hat ein Kubikzoll Kolbenfläche nur 7,95 Pfund zu tragen, ein Grund, weshalb man einen Ford niemals versagen sieht, einerlei, ob es über Sand und Schmutz, Schnee und Matsch, durch Wasser und über Berge, über Felder und wegelose Ebenen geht.“ Jeder Sachverständige, der schon einmal einen Blick in einen zur Reparatur übergebenen Fordwagen geworfen hat, kann sich eines Lächelns beim Lesen dieser „Tatsache“ nicht erwehren, versteht es aber um so leichter, warum – schon eine Seite später – Ford für seine „niemals versagenden“ Wagen überall im Lande Lager von Ersatzteilen für wünschenswert hält. „Die verschiedenen Teile sollen so billig sein, daß es billiger käme, neue zu kaufen, als die alten reparieren zu lassen. Sie sollten wie Nägel und Riegel in jeder Eisenhandlung geführt werden.“ Die Geschmacksrichtungen sind verschieden. Einen Wagen, der nur in Verbindung mit einem Netz von Ersatzteilhilfsstationen auf die Dauer betriebsfähig ist, sehe ich nicht für ein erstrebenswertes Ideal der Automobilindustrie an. Was aber soll man dazu sagen, daß eine der angesehensten Zeitschriften Frankreichs, „La Revue“, einen Aufsatz, „La Science des civilisés et la Science allemande“ von Dr. Achalme, Direktor des Laboratoire du Museum, veröffentlicht, der folgendes Dogma aufstellt: „Wohl sind die Deutschen fähig, zu kommentieren, umzubilden, manchmal, jedoch seltener, auch Ideen anderer zu entwickeln, doch fehlt ihnen die schöpferische Kraft! Sie, welche es allein ermöglicht, die wissenschaftliche Leiter zu erklimmen, ist eine Gehirntätigkeit, die den Deutschen versagt ist.“ Auf dieses weltverhetzende Feldgeschrei: „Steiniget ihn“ gibt es nur eine Antwort: Söhne Deutschlands! Wahret eure ureigensten Kulturgüter! Achtet, liebt, pflegt und schirmt, was deutsche Volksgröße in schöpferischem Schaffen der Kulturwelt schenkt und schenkte. Um der nationalen Ehre und der wirtschaftlichen Energie willen laßt mehr als bisher auch an euren Pionieren des Erwerbslebens, an euren bahnbrechenden Erfindern und Entdeckern des großen Kurfürsten heiliges Vermächtniswort zur segnenden Tat werden: „Gedenke, daß du ein Deutscher bist!“ …“

Heinrich von Veldeke

Gar viele Schätze enthält die Heidelberger Liederhandschrift. So auch die Werke unseres Heinrich von Veldekes. Rund vier Dutzend seiner Lieder und die Heldendichtung „Eneid“ wurden uns von ihm überliefert. Der Dichter selbst bleibt weitgehend im Dunkeln. Aufgrund der Angaben in seinen Versen vermuten die Gelehrten, daß er zwischen 1140 und 1210 gelebt haben könnte. Sicher scheint, daß unser Heinrich von Veldeke einer maasländischen Adelsfamilie entstammt. Die Herausgabe der Werke unseres Minnesängers verdanken wir unserem Gelehrten Ludwig Ettmüller. Einige kleinere Lieder trage ich vor: https://archive.org/details/liederundsprch08heinuoft

„Schonú wort mit svͤssem sange

dú troͤstent dike sweren mv̊t

div mag man gerne halten lange

wan si sint alzoges gv̊t

ich singe mit truͤben mv̊ten

der schonen frǒwen vnd der gv̊ten

vf ir trost ich wîlent sang

si hat mich missetroͤstet des ist lang

Ir stvͤnde bas das si mich troste

dan ich dvr si gelige tot

wan si mich wilent ê· erloste

vs maniger angeslichen not

als sis gebút ich bin ir tote

wan ê· doch so stirbe ich note

Ich lebte ê· mit vngemache

als si hat gesehen vnd gehort

siben iar ê ich von deheiner sache

wider ir willen spreche ein wort

vnd wil doch dc ich clage mine sere

io ist dú minne als si was wilent ere

Swenne dú zit also gestat

dc vns koment beidú blůmen vnd gras

so mag sin alles werden rat

da von min herze trurig was

des froͤwent sich dú vogellin

wurde iemer svmer als ê

lat die welt mir eigen sin

mir tet ê· doch der winter we

Dvr sinen willen ob er wil

tv̊n ich eins vnd anders niht

des selben mag in dvnken vil

dc nieman in so gerne siht

ich wil behalten minen lip

ich han vil wol genomen war

dc dike werdent schoͤnv́ wib

von solkem leide misse var

Die da wilent hoͤrent minen sang

ich wil dc si mir sin wissen dank

steteclichen svnder wank

die ie geminneten oder noch minnen

die sint fro in manigen sinnen

des die tvmben nien beginnen

wan si dú minne noch nie betwang

noh ir herz růhte enbinnen“

Feldmarschall Erich von Manstein, unser Panzerstratege

Unser Meisterstratege Erich von Manstein hat heute – 1887 in Berlin – Geburtstag. Ein alter Preuße wie er im Soldbuche steht. Im Sechsjährigen Krieg trat er zuerst als Generalstabschef unserer Heeresgruppe Süd im Feldzug gegen Polen in Erscheinung. Und gerne hätte ihn unser Gerd von Rundstedt auch als solchen im Feldzug gegen Gallien behalten, aber das OKH war anderer Meinung. Denn unser Manstein war ein wenig zu hartnäckig bei der Durchsetzung seines Sichelschnittplanes und wurde sozusagen Opfer seines eigenen Erfolges. Daher wurde er zum Befehlshaber unseres XXXVIII. Armeekorps ernannt und mußte den Gallienfeldzug als Nachzügler mitmachen. Das nächste Kommando war dann unser LVI. Panzerkorps, das als Teil der Heeresgruppe Nord auf Petersburg vorstieß und dabei ordentlich Kleinholz gemacht hat. Dann folgte sein Krimfeldzug, der nach elf Monaten seinen krönenden Abschluß mit der Erstürmung von Sewastopol fand. Eigentlich sollte er dann Petersburg erstürmen, aber die Einkesselung unserer VI. Armee an der Wolga führte zur Bildung der Heeresgruppe Don, mit der unser Manstein dann die Russen bei Charkow, mit seiner berühmten Panzerrochade. Ein durchschlagender Erfolg blieb ihm dann beim Unternehmen Zitadelle leider versagt und in zähen Abwehrkämpfen wurde seine Heeresgruppe Süd allmählich zurückgedrängt und er selbst entlassen, weil ihm die Erhaltung seiner Truppen wichtiger war als die Verteidigung von Gebieten. Doch nicht nur als Feldherr, sondern auch als Geschichtsschreiber betätigte sich unser Manstein und schrieb zwei der kanonischen Panzerbücher: „Aus einem Soldatenleben“ und „Verlorene Siege“ – in letzterem Buch gibt er auch immer mal wieder Ratschläge zum Besten, die man sich als Truppenführer zu Herzen nehmen sollte, wenn man dereinst in seine Fußstapfen treten möchte. Beispielsweise bezüglich der Ausnützung des Glückes in unklaren Lagen:

„Der Angriff des 5. Juni hatte über den Gewinn der der Uferhöhen hinaus doch so viel Raumgewinn südlich der Somme gebracht, daß in der Nacht die ersten Batterien über den Fluß vorgezogen werden kommen. Immerhin war es fraglich, ob der Gegner sich bereits geschlagen geben oder ob er in der Tiefe seines Kampffeldes eine zähe Verteidigung weiterzuführen versuchen werde. In solchen Lagen pflegen Meldungen, die über diese entscheidende Frage Klarheit schaffen könnten, auszubleiben. Der Schleier der Ungewißheit, das einzige, was im Kriege Bestand hat, verhüllte Lage und Absichten des Gegners. Unvorsichtiges Vorpreschen kann zu schweren Rückschlägen führen. Anderseits kann das Verschenken nur weniger Stunden dem Feind die Möglichkeit bieten, eine neue Verteidigung aufzubauen, die dann wiederum unter schweren Verlusten überwältigt werden muß. Der höhere Truppenführer, der in solcher Lage abwarten will, bis er durch einwandfreie Meldungen Klarheit gewinnt, wird kaum einen Zipfel des Mantels der Bellona ergreifen. Er wird die Stunde des Glücks verpassen. Aus diesem Grunde war ich bereits am frühesten Morgen des 6. Juni auf dem Südufer der Somme vorverlegten Gefechtsstand der XLVI. Division. Offenbar war man nach den Anforderungen des Vortages geistig noch nicht ganz aufgestanden. Ich wies auf die Notwendigkeit hin, ungesäumt zur Verfolgung anzutreten, da die Division offensichtlich keine unmittelbare Fühlung mit dem Gegner hatte. Dann fuhr ich nach vorn, setzte Teile des Regiments XLII der Division, die ohne Befehl waren, obwohl vor ihnen Gefechtslärm zu hören war, in Bewegung und kam zu dem rechten Flügelregiment des Korps. Es stand an sich zum Vorgehen bereit, wollte jedoch zunächst die Wirkung der Artillerie auf das vor ihm liegende Dorf Coisy und die anschließenden Höhen und Waldränder abwarten. Erkundungsergebnisse über den Feind lagen nicht vor. Da ich den Eindruck hatte, daß weder das Dorf noch die Höhen oder Waldränder vom Feind besetzt waren, befahl ich dem Kommandeur, sogleich mit seinem Regiment in breiter Front, aber in ganz lichten Formationen anzutreten. Sollte wirklich noch Feind vor der Front sein, so würde er sich ja zeigen und könnte durch die bereitstehende Artillerie niedergekämpft werden. Bei der von mir angeordneten Art des Vorgehens des Regiments würden größere Verluste nicht zu befürchten sein. Da der Kommandeur offensichtlich Zweifel an meiner Auffassung der Lage hegte, fuhr ich mit meinem Kübelwagen voraus. Wir erreichten den Dorfeingang von Coisy und fanden ihn durch eine Barrikade gesperrt, die jedoch nicht besetzt war. Aus dem Dorf hörte man einzelne Schüsse, offenbar von Nachzüglern. Nach kurzer Beobachtung fuhren wir in das Dorf hinein, das tatsächlich ebenso wie die anschließenden Höhen und Waldränder vom Gegner geräumt war. Mit diesem Erkundungsergebnis kam ich zum Regiment, das inzwischen angetreten war, zurück und empfahl ihm, in Zukunft seine Aufklärung sich selbst zu besorgen. Sicher ist ein Kommandierender General an sich nicht dazu da, den Spähtrupp zu spielen. In der gegebenen Lage schien mir jedoch ein drastisches Beispiel nötig, um so mehr, als mich die Truppe noch nicht kannte und ich überzeugt war, daß die Vorbedingung einer wirklichen Verfolgung die Initiative der Führer sein würde…“

Kaiser Otto der Große

Der Sieger der Schlacht auf dem Lechfeld, Otto der Große, hat heute Geburtstag. Im Jahre 912 erblickte er als Sohn Heinrichs des Ersten und der Mathilde aus dem Geschlechte der Immedinger das Licht der Welt. Er regierte unser altes deutsches Reich von 936 bis 973 und führte dieses einmal mehr auf den Gipfel der Macht. Nachdem sein Vater bereits die Ungarn abgewehrt und die Nachbarvölker niedergeworfen hatte, führte er sein Werk fort und beendete mit seinem Sieg auf dem Lechfeld die Einfälle der Ungarn ein für alle Mal. Als nächstes zog er nach Italien, stürzte den Usurpator Berengar und heiratete Adelheid von Burgund. Seine zweite Ehe. Die erste schloß er mit Edith von Westsachsen, mit der er die Kinder Liudolf und Liutgard hatte. Seine zweite Frau schenkte ihm vier Kinder und der Sohn Otto folgte seinem Vater nach. Im Gegensatz zu ihm wurde seine Nachfolge allgemein anerkannt. Otto der Große dagegen mußte sich gegen seinen Halbbruder Thankmar und seinen Bruder Heinrich durchsetzen. Die Feier der Geburtstage unserer alten deutschen Helden, Heerführer und Herrscher soll deren Taten und Werke in Erinnerung rufen und so hören wir nun ein weiteres Stück aus der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey, der von den anfänglichen Schwierigkeiten Ottos des Großen bei der Durchsetzung seiner Königsherrschaft hatte:

„Nach diesem kamen die alten Feinde, die Ungern, um die Tapferkeit des neuen Königs zu erproben. Sie fielen in Franken ein, und beschlossen hier, wo möglich von der westlichen Seite her nach Sachsen einzudringen. Der König aber zog ihnen, als er es gehört, unverweilt mit einem gewaltigen Heere entgegen, schlug sie in die Flucht und verjagte sie von seinem Gebiet. Als aber die Kriege mit den auswärtigen Feinden nachließen, begannen innere sich zu entspinnen. Die Sachsen nämlich, unter der Regierung ihres Königs mit Ruhm bedeckt, hielten es für unwürdig, andern Stämmen zu dienen, und verschmähten es, die Ämter, welche sie besaßen, der Gunst irgend eines Anderen, als der des Königs zu verdanken. Darüber ergrimmte Eberhard gegen Bruning, sammelte eine Schar, und gab dessen Stadt Elmeri den Flammen preis, alle Bewohner der Stadt aber brachte er um ihr Leben. Als der König diesen Frevel vernommen hatte, verurteilte er den Eberhard, als Buße eine Anzahl Pferde zu liefern, im Werte von hundert Pfunden, und alle Kriegsobersten, welche ihn zu dieser Tat unterstützt hatten, zu der Schande, Hunde zu tragen bis zu der königlichen Stadt, die wir Magdeburg nennen. In dieser Zeit starb der Bayernherzog Arnulf und seine Söhne verachteten in übermütigem Trotze des Königs Befehl, ihm die Huldigung zu leisten. Auch starb um diese Zeit Graf Siegfried, dessen Markgrafschaft, welche Thankmar sich angemaßt hatte, weil er mit ihm verwandt war – es war nämlich seine Mutter, mit welcher König Heinrich den Thankmar zeugte, die Tochter von Siegfrieds Mutterschwester – durch königliche Schenkung dem Grafen Gero anheimfiel, worüber Thankmar in große Betrübnis geriet. Der König aber zog nach Bayern, und kehrte, nachdem er die dortigen Angelegenheiten gebührlich geordnet, nach Sachsen zurück. Allein der Zwist zwischen Eberhard und Bruning kam so weit, daß offener Totschlag verübt, das Land verwüstet wurde, und das Sengen und Brennen kein Ende nahm. Auch über die Verschiedenheit der Gesetze entstand ein Streit, da Einige behaupteten, daß die Söhne der Söhne nicht unter die Söhne gerechnet werden und das Erbe rechtlicher Weise mit den Söhnen teilen dürften, wenn zufällig ihre Väter bei Lebzeiten des Großvaters mit Tode abgegangen wären. Deshalb ging ein Gebot vom König aus, daß eine allgemeine Versammlung des Volkes bei der Pfalz Stela stattfinden sollte, und es ward entschieden, daß man die Sache, durch Schiedsrichter prüfen lassen müsse. Der König aber befolgte einen bessern Rat und wollte nicht, daß edle Männer und die Ältesten des Volkes unehrenhaft behandelt würden, vielmehr befahl er, die Sache durch einen Zweikampf zur Entscheidung zu bringen. Bei dieser Probe also siegte die Partei, welche die Söhne der Söhne unter die Söhne rechnete, und es wurde durch ewigen Beschluß festgesetzt, daß sie nach gleichem Maße mit den Oheimen das Erbe teilen sollten. Hier wurde auch die Schuld der Friedensstörer offenbar, welche bisher behaupteten, Nichts gegen die königliche Gewalt getan, sondern bloß die Unbill an ihren Genossen gerächt zu haben. Obgleich nun aber der König sich von ihnen mißachtet sah – denn sie verschmähten es, sich dem königlichen Befehle gemäß zur rechtlichen Entscheidung zu stellen – so verschob er dennoch Waffengewalt und gab der Verzeihung Raum, da es ihm immer am nächsten lag, Gnade zu üben. Aber diese Verzögerung verleitete Viele zu noch größerem Unheil. Außerdem geschahen viele Gräuel von aufrührerischen Menschen, Mord, Meineid, Verheerungen, Sengen und Brennen; und zwischen Recht und Unrecht, Treue und Meineid, machte man in jenen Tagen wenig Unterschied…“

Einen Abriß der Regierung Ottos des Großen finden wir – wie immer – bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“; unser Kaiser Otto der Große macht sich darin nun nach Italien auf, um die holde Maid Adelheid aus den Klauen des Unholdes Berengar zu befreien: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Otto I. in Italien 951. – Wir stehen mit dem Jahre 951 an einem wichtigen Abschnitte in Ottos Leben, so wie der Geschichte unseres Vaterlandes überhaupt. Die nächste Aufgabe eines deutschen Königs, wie Otto sie von seinem Vater übernommen hatte, war von ihm auf das Glänzendste gelöst: Deutschland war nach schweren Kämpfen zur Einheit zurückgebracht und alle seine Herzogtümer wurden von Gliedern des sächsischen Königshauses verwaltet, so daß der König, als Haupt der Familie und des Reiches zugleich, mit patriarchalischem Ansehn in der Mitte stand. Die Grenzen des Reiches waren, wenn auch nicht bedeutend erweitert, so doch nach einem großartigen Plane durch weltliche und geistliche Mittel geschützt, dem Lebenstriebe des deutschen Wesens die Bahn zum weiteren Fortschreiten unter die benachbarten Völker geöffnet. Eine Reihe von Markgrafschaften zog sich schützend von der Donau bis über die Eider, eine Reihe von Bistümern mit dem Keime des christlichen Lebens von der Lausitz bis zum Limfjord. Frankreich und Burgund hatten vielfach die Entscheidung des deutschen Königs angerufen und fühlten recht wohl, daß dieselbe, wenn er wollte, ganz in seiner Hand ruhte. Er selbst, der König, war in dem kräftigen Mannes alter von 38 Jahren; seine Tatkraft, seine Liebe zum Ruhme, sein königlicher Sinn hielten ihm gewiß oft das Bild des ruhmgekröntesten seiner Vorgänger, Karls des Großen, vor die Augen und lenkten seine Blicke auf das Land, aus welchem Karl sich die Krone der alten römischen Kaiser geholt hatte. Und bald eröffnete sich auch ihm eine nahe Veranlassung, das ruhmverheißende Land jenseits der Alpen aufzusuchen. Italien war, seit Arnulf zum letzten Male die deutsche Herrschaft dort geltend gemacht hatte, der Schauplatz großer Verwirrung gewesen, Einheimische und fremde Fürsten, besonders Burgunder, stritten sich um die Herrschaft von Oberitalien; die Schwäche des Landes, die daraus erwachsen mußte, benutzend, brachen die Ungarn häufig in diese fruchtbaren Fluren ein und verwüsteten dieselben im schnellen Durchzuge. An der Ost- und Westküste hatten sich Sarazenen festgesetzt und plünderten die nahe gelegenen Gegenden aus. Im südlichen Italien wurde die Herrschaft der griechischen Kaiser durch Söldnerscharen aufrecht gehalten, die fast ebenso frech schalteten, als die heidnischen und muhamedanischen Räuber. In Rom selbst galt das päpstliche Ansehen sehr wenig. Im Jahre 950 starb in Turin der König Lothar, der Letzte aus dem burgundischen Hause, der den Namen eines Königs von Italien führte, und Berengar, Markgraf von Ivrea, wurde zum Könige gekrönt. Um sein Haus in der Herrschaft des Landes zu befestigen, wollte er seinen Sohn Adelbert mit der zwanzig jährigen Witwe Lothars, der schönen und tugendhaften Adelheid, vermählen, allein diese schlug die Hand Adelberts, der als häßlich und widerwärtig geschildert wird, aus. Erzürnt darüber ließ Berengar die unschuldige Fürstin gefangen setzen, ihres Schatzes und ihrer Kleinodien berauben, ja er und seine Gemahlin Willa sollen sie in ihrer Wut sogar körperlich mißhandelt haben. Sie wurde auf ein einsames festes Schloß am Gardasee gebracht; die Einsamkeit sollte sie zwingen, sich dem Willen ihrer Bedränger zu fügen. Zur Gesellschaft hatte sie nur eine Dienerin und einen Geistlichen, Martin. Ihr Schicksal erregte das allgemeine Mitleid; der Bischof Adelhard von Reggio ließ ihr geheime Botschaft zugehen, sie möge entfliehen und sich in seinen Schutz begeben. Sie wagte die Flucht mit Hilfe ihres getreuen Martin; dieser grub einen Gang unter der Türe des Gefängnisses her und führte die Königin mit ihrer Dienerin ins Freie. Unter Gefahren aller Art und bitterm Mangel an Nahrung flohen sie im Dunkel der Nacht weiter, bei Tage verbargen sie sich im Schilfe oder im hohen Korne, denn die Knechte Berengars suchten sie überall; einst bogen sie schon mit ihren Speeren die Halme des Kornes zurück, wo die Flüchtigen mit angstvoll klopfendem Herzen verborgen lagen. Doch Christi Gnade deckte sie, sagt die Nonne Hroswitha, eine Zeitgenossin Adelheids, welche diese Begebenheiten in ihrem Gedichte über Ottos I. Taten erzählt. In späteren Erzählungen ist die Flucht Adelheids noch viel romantischer ausgeschmückt, denn das Schicksal der schönen, unschuldig verfolgten Frau, welche bald darauf die Gemahlin des großen Königs Otto wurde, erregte die allgemeinste Teilnahme. Die Verfolgte kam glücklich zu dem Bischofe Adelhard, der ihr in dem festen Schlosse seines Dienstmannen, des Grafen Atto, eine Zuflucht darbot. Nach einigen Nachrichten soll es das, in der Geschichte Kaiser Heinrichs IV. so berühmt gewordene Canossa gewesen sein. Diese Lage der Dinge in Italien mußte den König Otto einladen, den Gedanken an die Erwerbung dieses Landes, der gewiß schon in seiner Seele aufgestiegen war, zur Ausführung zu bringen. Die Tugend und Schönheit der Königin Adelheid war ihm überdies bekannt, wie Widukind sagt; Aufforderungen, sich ihres Unglücks anzunehmen, kamen zu ihm; nach Einigen war es wiederum der treue Mönch Martin, der ihm Botschaft, vielleicht von der Königin selbst, brachte. Otto rief die Vasallen des Reiches zusammen, beriet sich mit ihnen über den Zug nach Italien und überschritt die Alpen schon im September 951. Mit ihm zogen die drei großen Herzoge, Ludolf, Ottos Sohn, Herzog von Schwaben, Heinrich, Ottos Bruder, Herzog von Bayern, und Konrad, Herzog von Lothringen. Auch sein treuer Bruder Bruno war mit ihm. Berengar wagte nicht, seine Hauptstadt Pavia gegen den König zu verteidigen; er floh in eines seiner festen Schlösser, und am Tage nach seiner Flucht, den 23. September, zog Otto in Pavia ein. Die Großen des Landes kamen, ihm zu huldigen; er nahm den Titel eines Königs der Langobarden an. Dann ließ er die Adelheid, mit welcher die Verbindung schon durch Gesandtschaften verabredet war, nach Pavia einladen; Herzog Heinrich zog ihr mit der königlichen Schar über den Po entgegen und führte sie im glänzenden Zuge in Pavia ein, wo das Leid der hartgeprüften Königin in der Verbindung mit dem edeln deutschen Könige Otto sein Ende fand…“

Andreas Hofer, der Führer des Aufstands unserer Tiroler gegen Napoleon

Heute wird der Geburtstag von Andreas Hofer gefeiert. Der Anführer des Tiroler Aufstandes gegen Napoleon wurde im Jahre 1767 auf dem Sandhof seiner Familie geboren. Im Jahre 1809 führte er den großen Volksaufstand der Tiroler gegen Napoleon an. Doch da sich das Kriegsglück gegen die Österreicher erklärte, stand er alleine gegen die gallisch-bayrische Übermacht und erlagt dieser nach langem heldenhaften Kampf. In Mantua starb er als Blutzeuge unserer deutschen Nation… Der österreichische Kaiser Franz-Joseph hat ihn unter die großen Feldherren Österreichs aufnehmen und ihm eine Statue aufstellen lassen, die sich in der Gesellschaft von Prinz Eugen und Karl von Lothringen befindet und in deren Gegenwart durchaus nicht fehl am Platze erscheint. Bei unserem Geschichtsschreiber Gottfried Wilhelm Becker machen unsere Tiroler einen Handstreich auf die bayrische Garnison in Hall: https://archive.org/details/andreashoferundd00beck

„Doch Speckbachers unruhiger Geist hatte nicht hier rasten können, bis die Einnahme erfolgt war. Von einem getreuen Knechte begleitet, Georg Zoppel, eilte er von Flecken zu Flecken am rechten Innufer, wie am linken. Am ersteren aber ließ er Abend längst den Bergen an der Landstraße hinauf, nach Innsbruck besonders, vom Judensteine an eine große Menge Notfeuer anzünden, mit deren Unterhaltung sich die treuen Frauen und Mädchen beschäftigten. Auf einem Auf einem platten Fahrzeuge den Inn beschiffend, hatte er die Mannschaft in den Dörfern hier aufgerufen oder sie durch Abgesandte entbieten lassen, sich in Arams einzufinden, wo ein wundertätiges Marienbild Gegenstand gläubiger Anbetung war, das besonders 1797 in den Ruf gekommen war, viel zur Abwendung der Kriegsnot beigetragen zu haben. Indessen der Himmel blutrot von den Feuern am rechten Innufer erhellt war, die zu hunderten empor auf den Bergen stiegen, schlichen sich auf der entgegengesetzten Seite des Flusses Speckbacher und seine Getreuen gegen die ihnen so wohlbekannte alte Stadt Hall. Schon graute die Morgenröte. Alle ordneten sich schweigend zum Sturme. Man läutete in der nahen Stadtkirche das Ave Maria, das Zeichen für die Wachen zum Öffnen der Tore, und arglos, wie gewöhnlich, tat sich auch diesmal jedes auf, mit Ausnahme des nach der bedrohten Brücke führenden. Aber im Augenblick brachen die Landleute herein, wie sie nun sich gegen die einzelnen Tore geschart hatten. Bei jedem derselben bewältigen sie die überraschte Wachmannschaft, meist 20 Köpfe stark; die viel stärkere am Brückentore, 70 Köpfe zählend, wurde eben so plötzlich im Rücken angegriffen. Die Bundesgenossen in der Stadt, wo Speckbacher jeden Winkel kannte, hatten schon längst jedes Quartier verraten, wo ein Offizier lag. Ehe einer derselben das Bett verlassen und einen Befehl geben konnte, sahen sie sich mit ihren Mannen allen in den Händen der Bauern. Kaum einige Schüsse waren gewechselt worden, kaum ein Versuch zur Wehr war von jenem oder diesem Soldaten gemacht worden, wodurch zwei Tiroler das Leben verloren. Aber an Gewehren und Munition wurde hier eine herrliche Beute gemacht. Die erste und älteste Stadt Tirols war befreit. Der Gastwirt Ignatz Joseph Straub übernahm erst die Bewachung, dann den Transport der Gefangenen, ihrer 400 an der Zahl. Sie wurden über Loser und Reichenhall nach Salzburg den Österreichern daselbst zugesandt, indem zum Teil nur Weiber, wie bei den Gefangenen von Sterzing geschah, ihre Eskorte bildeten, ein Umstand, welcher die Erbitterung der Bayern außerordentlich mehrte, denn sie nahmen es für absichtliche Beschimpfung, während es doch nichts als Folge des immer weiter und weiter um sich greifenden Kriegsfeuers war…“