Die Erhebung des Majors Ferdinand von Schill

„An die Einwohner Westphalens. In einem Dekret vom 5. Mai 1809 fordert der König von Westphalen Euch, Ihr deutschen Brüder! auf, mich zu arretieren und auszuliefern, indem er mich einen Übertreter des Völkerrechts nennt, welcher gesucht habe, in seinem Lande Verständnisse zu unterhalten, Mißvergnügen zu erregen und zum Aufruhr aufzufordern. Er verspricht denen, welche mich abliefern, 10,000 Francs zur Belohnung, und befiehlt allen Militär- und Zivilbehörden, sich meiner und der Meinigen tot oder lebendig zu bemächtigen. Zwar wundert es mich nicht. meine deutschen Brüder, daß von einem Könige, welcher nicht Eures Stammes ist, und welcher, seiner eigenen Erhaltung wegen, wünschen muß, daß Ihr, wie feige Sklaven, die Fesseln geduldig traget, welche er Euch angelegt hat, eine solche Sprache gegen mich geführt wird. Auch kann ich nicht die Absicht haben, mich dagegen zu rechtfertigen und Euch zu überzeugen, daß ich nicht feindliche Gesinnungen gegen Euch hege: denn das wißt Ihr, auch ohne daß meine Worte und mein Benehmen Euch das Gegenteil sagen. Ihr reißt, daß ich nicht komme, um Euch noch das Wenige, was man Euch bis jetzt nicht geraubt hat, zu nehmen, und um Euer Elend zu vergrößern, worin eine fremde Nation Euch gestürzt hat. Ich erscheine nicht unter Euch an der Spitze einer Räuberbande, wie dort gesagt ist, und wie Ihr sie in den fremden Herren zu sehen gewohnt seid, sondern an der Spitze der tapfersten und edelsten deutschen Männer, welche bereit sind, Alles aufzuopfern, was ihnen teuer ist, um Euch Eure Rechte und Eure Verfassung wiederzugeben, die Ihr verloren habt. Ich komme, um Euch zu rächen, um Euch zu befreien von dem Joche, welches ein fremder Eroberer Euch aufgebürdet und welches Ihr bisher mit Schmach getragen habt. Deutsche Nationalehre und deutscher Sinn sollen nicht länger unterdrückt sein; man soll Euch nicht länger nach Gesetzen regieren, die Euch fremd sind, und die darauf abzielen, Eure Eigentümlichkeit zu vernichten und Euch zu Sklaven zu machen. Dieses, meine deutschen Brüder! ist meine Absicht, und dieses allein soll das Ziel meiner Anstrengungen sein. Ihr werdet es daher nicht glauben, daß ich das Völkerrecht verletze, wie es Euch diejenigen vorzustellen suchen, welche es nie gekannt haben; sondern der Stimme aller Völker folgend, trete ich zwischen Euch, um Euch aufzufordern, daß Ihr Euch mit mir vereinigt, um so dem gemeinschaftlichen Feinde unsers deutschen Vaterlandes, nach den großen Beispielen der Spanier und Tiroler, uns kräftig entgegen zu stellen. Vorzüglich an Euch Ihr Bewohner Westphalens, die Ihr einem fremden Könige und fremden Gesetzen gehorchet, ergeht dieser Zuruf. Lasset diesen günstigen Moment, wo unsere übrigen deutschen Brüder, die Österreicher, im siegreichen Kampfe gegen die Feinde unsers Vaterlandes ihre Freiheit erkämpfen, nicht ungenützt vorbeigehen! Lasset diesen Augenblick, welcher vielleicht der einzige ist, um die Freiheit Eures Handels wieder herzustellen, um Euren Gewerben neues Leben und neue Tätigkeit zu verschaffen, nicht ungenützt vorbeigehen! Vereinigt Euch mit mir, meine deutschen Brüder! ergreifet die Waffen. und seid alsdann des glücklichsten Erfolges gewiß. Eure Taten werden von den glänzendsten Siegen gekrönt werden; Ihr werdet Euch ein ewiges Denkmal stiften in der Geschichte, und der Segen Eurer Enkel wird über Euch kommen.“ (Ferdinand von Schill)

Im Jahre 1809 erschien unser Major von Schill mit seiner kleinen Schar als einsamer Rufer in der Wüste, aber schon im Jahre 1813 sollte zur Schilderhebung gegen die gallische Fremdherrschaft kommen, die in der Völkerschlacht bei Leipzig ihren krönenden Abschluß fand. Man könnte nun meinen, daß unser Schill auch die vier Jahre hätte noch warten können, aber das wäre albern. Denn es war im Jahre 1809 keinesfalls abzusehen, daß Napoleon keine drei Jahre später seine Kriegsmacht in Rußland ohne Sinn und Verstand vollkommen zugrunde richten würde. Im Gegenteil: Als sich 1809 unser Tiroler gegen die Fremdherrschaft erhoben und unser Kaiser Franz II. erneut seine Haustruppen gegen Napoleon marschieren ließ, erschien dies als die vielleicht letzte Möglichkeit unser deutsches Vaterland von der gallischen Fremdherrschaft zu befreien. Preußen war nach dem Frieden von Tilsit nur noch ein Schatten seiner selbst und mit dem Rheinbund hatte Napoleon seine Herrschaft stark befestigt. Daher verwundert es nicht, daß unser Schill sein Unternehmen auch dann fortgesetzt hat als aus dem Süden eine Unglücksbotschaft nach der anderen zu ihm drang. Seine Erfolge in Gefechten wie dem bei Dodendorf oder Damgarten oder seine Handstreiche wie die Einnahme der Festung Dömitz konnten dagegen wenig ausrichten. Es fehlte ihm am erhofften Zustrom und so warf er sich schließlich in unsere Hansestadt Stralsund, die seine Festung werden sollte. Mit 11,000 Kriegsknechten traten die Gallier zum Sturm an. Leicht wurde ihnen der Sieg nicht und er kostete sie allein 1800 Tote. Doch wurde Schills Streitmacht bei Stralsund aufgerieben und unser Held selbst fand dort den Schlachtentod. Elf seiner Offiziere folgten ihm bald darauf nach Walhall. Zu Wesel ließ Napoleon sie öffentlich ermorden. In den Tod gingen auch 500 seiner Soldaten, die auf die gallischen Galeeren verschleppt wurden. Ein Teil davon sah allerdings 1814 die Heimat wieder als unser Feldmarschall von Blücher Napoleon vom gallischen Thron stürzte. Bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Karl von Vechelde („Ferdinand von Schill und seine Schar“) erstürmt unser Schill nun die Festung Dömitz an der Elbe: https://archive.org/details/bub_gb_tFRDAAAAYAAJ

„Alles kam darauf an, sich der Feste durch einen unversehenen Angriff zu bemächtigen. Solches auszuführen, bemannte von Quistorp beim Dorfe Gorleben am 15ten Mai einige vorgefundene Kähne mit zwei Kompanien seiner Infanterie, und steuerte von Schnakenburg schnell die Elbe hinab, wobei die Fahrzeuge, zur bessern Verbergung der Mannschaften, mit Segeln und Matten überdeckt wurden, ungesehen näherten sie sich bis auf eine halbe Meile Dömitz, und, gedeckt durch einen Wald, landeten sie im Angesicht des Forts, ungeachtet der Kommandant desselben, Major von Röder, nicht ganz ohne Nachricht von dieser ihm bedrohenden Unternehmung geblieben war. Selbst als ihm die wirkliche Erscheinung eines bewaffneten Haufens gemeldet worden, konnte er sich so wenig von dessen feindlichen Absicht Überzeugen, daß er hinausritt, um selbst eine genauere Erkundigung einzuziehen. Allein mit ihm zugleich, als er sich schnell zurückziehen wollte, drangen die Truppen in vollem Lauf zum Tor der Zitadelle ein, wo die Wache von 19 Mann eben damit beschäftigt war, die Zugbrücke in Ordnung zu bringen. Der Kommandant rief seinen Leuten zu, das Gewehr zu ergreifen, aber im nämlichen Augenblick sprang der Volontär-Offizier von Dalwigk, welcher keinen Zug befehligte, und sich deshalb den vorangeeilten Schützen angeschlossen hatte, herzu, setzte ihm ein Terzerol auf die Brust, und nötigte ihn, der Torwache den Befehl zur Streckung der Waffen zu erteilen. So ergab sich jene Wache ohne Widerstand; der gesamten Besatzung, die fünf Offiziere und etwa 60 Gemeine zählte, blieb nichts übrig, als diesem Beispiel zu folgen. Auch das daneben an der Elbe liegende Städtchen konnte nun ruhig besetzt werden. Dömitz, welches ungefähr 160 Häuser und 2000 Einwohner zählt, liegt auf einer durch die Kanäle der sich hier in die Elbe mündenden kleinen und großen Elbe, gebildeten Insel. Da hier von Mecklenburg ein Elbzoll erhoben wird, und dieserhalb alle Fahrzeuge anlegen müssen, so gibt dies dem Orte einigen Verkehr. Das Städtchen ist mit einem Walle unregelmäßig umschlossen, der an der Westseite von einem fünfeckigen, damals schon ziemlich in Verfall geratenem Fort, welches den Strom beherrscht, verteidigt wird. Der Platz hatte indes schon damals alle strategische Wichtigkeit verloren, und diente nur noch als Zuchthaus. Man fand hier 18 bis 20 Kanonen, die freilich, mit Ausnahme von zwei oder drei metallenen, nur von geringer Brauchbarkeit waren, da die verfaulten Lafetten sie kaum noch zu tragen vermochten. Dennoch war dies, bei dem seither gänzlichen Abgang an grobem Geschütz, ein sehr willkommner Erwerb, der noch größern Wert gehabt, haben würde, wenn er auch von einiger Munition begleitet gewesen wäre. Sobald Schill die Schlüssel der Stadt, die ihm nach Gorleben entgegen gesandt wurden, empfangen hatte, brach er mit der Reiterei dahin zu Lande auf, und ließ sie in den nächstgelegenen Dörfern sich lagern, während ihm das Fußvolk in 15 Fahrzeugen nachfolgte. Es gab ein anziehendes Schauspieß als diese militärische Flottille an einem heitern Maitage den Strom hinab schwamm, und dann die gelandeten Mannschaften, von Schill am Tore empfangen, unter klingendem Spiel und im Paradeschritt zur Stadt einzog. Hier wurden sofort die nötigsten Anstalten getroffen, sich im Besitze des Orts zu behaupten; noch tätiger aber waren die Anstrengungen, das verfallene Fort (welches gleichwohl einer bedeutendern Gegenwehr, als man gefunden hatte, fähig gewesen wäre) in einen haltbaren Stand zu setzen. Demzufolge schrieb man eine Anzahl Schanzarbeiter in der nächsten Umgegend aus, besserte an den Wällen, versah sie mit Brustwehren, räumte die Gräben aus, und schaffte alle hinderlichen Gegenstände im weiten Halbkreise hinweg. Sobald Schill die Schlüssel der Stadt, die ihm nach Gorleben entgegen gesandt wurden, empfangen hatte, brach er mit der Reiterei dahin zu Lande auf, und ließ sie in den nächstgelegenen Dörfern sich lagern, während ihm das Fußvolk in 15 Fahrzeugen nachfolgte. Es gab ein anziehendes Schauspiel, als diese militärische Flottille an einem heitern Maitage den Strom hinab schwamm, und dann die gelandeten Mannschaften, von Schill am Tore empfangen, unter klingendem Spiel und im Paradeschritt zur Stadt einzog. Hier wurden sofort die nötigsten Anstalten getroffen, sich im Besitze des Orts zu behaupten; noch tätiger aber waren die Anstrengungen, das verfallene Fort (welches gleichwohl einer bedeutendern Gegenwehr, als man gefunden hatte, fähig gewesen wäre) in einen haltbaren Stand zu setzen. Demzufolge schrieb man eine Anzahl Schanzarbeiter in der nächsten Umgegend aus, besserte an den Wällen, versah sie mit Brustwehren, räumte die Gräben aus, und schaffte alle hinderlichen Gegenstände im weiten Halbkreise hinweg. Während jedoch unter solchen Vorkehrungen die beiden nächsten Tage vergingen, drohte die Lage Schills mit jeder Stunde mißlicher zu werden. Ausgesandte Späher brachten die Nachricht, daß der General Gratien alle seine streitbaren Kräfte im Lüneburgischen bereits gesammelt habe, und gegen die Elbe in vollem Anmarsche sei. Für irgend einen entscheidenden Schritt mußte sich jetzt Schill bestimmen, da ihm Dömitz durch seine innere Beschaffenheit, bei näherer Untersuchung, nicht ein solcher Waffenplatz zu sein schien, wie er anfangs geglaubt hatte, weshalb nun jedwede Möglichkeit bei ihm verschwand, an der Elbe sich länger mit seiner Schar zu halten. Nur der Rückzug an die Ostseegestade, und das letzte Mittel der Verzweiflung, die Zuflucht aufs Meer, unter dem Schutz der in jenen Gewässern kreuzenden britischen Flotte, blieb ihm als Rettung. Mußte aber hierzu geschritten werden, so schien ihm zu beidem kein Ort so viele und sichere Vorteile zu bieten, als Stralsund, mit der Insel Rügen im Rücken. Hier war er auf wohlbekanntem Boden; hier gab es, nebst den Resten nur erst seit Kurzem abgetragener Befestigungen, Hilfsmittel der mannigfaltigsten Art; hier traf er Schiffe, um, falls er seinem Gegner nicht länger Stand zu halten vermöchte, dar auf durch Englands Hilfe entweichen zu können…“

Paul Beneke

„Die Deutschen hatten schon angefangen, ihre Lage in der Mitte Europas so geschickt zur Ausbreitung ihres Handels zu benutzen, daß sie, vereint mit den zu ihnen gehörenden Niederländern, das betriebsamste und reichste Volk nach den Italienern wurden, daß sie den Zwischenhandel zwischen dem Süden und Norden Europas in ihre Hände brachten, und daß die große, berühmte Handelsverbindung, die Hanse, welche schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden war, eine Erscheinung darbot, wie sie die Welt seit der Zeit der Phönizier nicht gesehen hatte. Die Hanse hielt Heere und Kriegsflotten, und erwarb eine Macht im Norden, die über Königskronen gebot.“ (Friedrich Kohlrausch)

Zu Verdanken hat unsere deutsche deutsche Hanse ihren Ruhm Männern wie unserem Paul Beneke. Der war 1442 als Findling nach Danzig gekommen und diente seit 1455 in der Flotte. Im Jahre 1466 eroberte er das dänische Kriegsschiff Anholt und wurde dafür zum Kapitän ernannt. Im englischen Krieg von 1470 bis 1474 eroberte er sechs englische Kriegsschiffe und steckte den Engländern zudem 18 Frachter in Brand. Im Jahre 1473 eroberte er zudem die Galeere Thomas, welche die Engländer unter der Flagge des neutralen Burgunds segeln ließen. Die Folge davon war der Friede von Utrecht. England mußte unserer Hanse ihre Besitzungen und Handelsrechte wiedergeben und zudem 10,000 Pfund Silber als Kriegsentschädigung bezahlen. Das englische Kriegsschiff John kapert unser Beneke nun bei unserem Geschichtsschreiber und Vizeadmiral Reinhold von Werner („Der Danziger Seeheld Paul Beneke“): https://scripta.bbf.dipf.de/viewer/image/341246735/75/LOG_0010/

„Das Boot ruderte mit Wind und Sturm schnell heran. Auch von dem burgundischen Fahrzeuge war ein solches abgestoßen, aber es mühte sich vergebens, jenem zuvorzukommen. Es hatte die hohe See, den Wind und die inzwischen eingetretene Flut gegen sich, da der Burgunder landwärts lag, und rückte deshalb nur wenig von der Stelle. Als das erstere den Engländer erreicht hatte, sprang ein junger Mann behende die Sturmleiter hinauf und betrat das Deck. Er grüßte höflich die Umstehenden, schritt dann aber direkt nach hinten, wo er den weißen Helmbusch wehen sah, entblößte sein Haupt und trat, sich ehrfurchtsvoll verneigend, vor den Ritter. „Das Glück des Krieges hat gegen Euch entschieden, Sire“, sagte er. „Im Auftrage und Namen der Hansa nehme ich, Paul Beneke, bestallter Seebefehlshaber der Stadt Danzig, Besitz von diesem Schiffe und erkläre Euch, König Eduard, sowie alle, die sich an Bord befinden, für kriegsgefangen.“ „Ich bin in Eurer Gewalt“, erwiderte der Angeredete, „aber woher kennt Ihr mich?“ fügte er erstaunt hinzu. „Den weißen Helmbusch trägt in England nur einer, und das ist der König, das Haupt der weißen Rose.“ „Und wußtet Ihr, daß ich hier an Bord sei?“ „Ich erfuhr gestern durch eines Eurer Schiffe, welches ich in der Bucht von Norfolk nahm, daß Ihr, durch Lord Warwick vertrieben, von Lynn absegeln würdet mit sechshundert Getreuen, um Zuflucht beim Herzog Karl zu suchen.“ „Und Ihr glaubtet wohl, ein gutes Geschäft zu machen“, äußerte der König bitter, „wenn Ihr den Flüchtling fändet, um ihn an Warwick auszuliefern?“ „Ihr irrt Euch, hoher Herr,“ entgegnete Paul würdevoll, „ich bin weder Jude noch Krämer.“ „Verzeiht, aber ich verstehe nicht, wozu sonst Ihr einen Fürsten gefangen halten wollt, der ohne Thron und Land nicht die Macht hat, Euch zu schaden und den Ihr deshalb nicht mehr zu fürchten braucht.“ „Ihr befindet Euch wieder im Irrtum, Sire, wenn Ihr glaubt, daß die Hansen Euch fürchteten, sonst würden wir Danziger nicht allein den Krieg gegen Euch begonnen haben. Und was den Schaden anbetrifft, so dürfte der größere auf Eurer Seite sein. Die gefangenen Deutschen mußtet Ihr herausgeben; sechs Eurer Schiffe sind bereits in unseren Händen, während wir noch keins verloren haben.“ Der König schwieg; er mußte als wahr anerkennen, was Paul soeben mit Stolz ausgesprochen. Bis jetzt hatte England keinen Ruhm in dem Kriege geerntet, und die Zukunft versprach nicht mehr. Das burgundische Boot war inzwischen auf einige Schiffslängen herangekommen. Da es mit den Rudern sein Ziel nicht erreichen konnte, hatte es Segel gesetzt und war im Begriff, an Bord des Engländers anzulegen, als es ein furchtbarer Windstoß zum Kentern brachte. Ein Angstschrei schlug an Pauls Ohr und lenkte seine Aufmerksamkeit dorthin. Die Insassen waren verloren, wenn nicht sofort Rettung kam. Ohne Besinnen sprang Paul in das Boot hinunter, und es bedurfte nur eines ermunternden Zurufs an seine Leute, um sie zur Aufbietung aller Kräfte anzuspornen und den Verunglückten schleunige Hilfe zu bringen. Es war auch die höchste Zeit; einige hatten schon in den Wellen ihr Grab gefunden, und der Graf von Vere wurde nur vor dem Tode bewahrt, weil der kühne Paul über Bord sprang und den Sinkenden an die Oberfläche zurückholte. Als das Boot die Geretteten brachte, empfing lauter Beifall den braven Kapitän. Der König aber streckte ihm seine Rechte entgegen und sagte mit unverhohlener Bewunderung: „Ihr seid ein edler Mann, Kapitän Beneke. Ich bitte Euch nochmals um Verzeihung, wenn ich Euch falsch beurteilt und Euch vorhin gekränkt habe. Ihr habt mich doppelt besiegt, und ich bin nicht mehr besorgt um mein Geschick als Euer Gefangener.“ Paul nahm die dargebotene Hand mit ritterlichem Anstande. „Ich habe nur meine Pflicht getan“, erwiderte er bescheiden, „doch jetzt muß ich Euch ersuchen, so schnell wie möglich das Schiff zu verlassen und mir auf das meinige zu folgen, da es, wie ich sehe, nicht vorbereitet ist, dem schweren Orkan, der bald losbrechen wird, Trotz zu bieten. Seht dort luvwärts, wie er drohend heraufzieht und das Wasser am Horizonte zu schäumen beginnt! In kaum einer halben Stunde werden wir ihn hier haben, der Windstoß vordem war sein Vorläufer. Eilt Euch deshalb, hoher Herr, ehe es zu spät wird.“ „Auch ich bitte Euch inständig darum, Sire“, pflichtete der Graf von Vere bei, „der Kapitän hat recht. Der Wind ist herumgegangen und wird eine schwere See in die Bucht wälzen, die Eurem Schiffe große Gefahr bringen kann. Dann habt Ihr aber keinen rettenden Hafen.“ Der König folgte dem dringenden Rate, und das Boot brachte ihn in kurzer Zeit an Bord des „Sankt John“, um in nochmaliger Fahrt den Rest des Gefolges zu holen, während Paul in der Zeit alle Maßnahmen treffen ließ, um den erwarteten Sturm ab zu wettern, da seine Richtung nicht gestattete, seewärts unter Segel zu gehen. Sämtliche Anker wurden ausgeworfen und die oberen Stengen und Rahen gestrichen, um weniger Windfang zu haben. Kaum war das letzte Boot zurück und an seinen Kränen geheißt, da entlud sich das Unwetter mit unbeschreiblicher Gewalt. Wind und Flut wirkten vereint, die Wogen türmten sich zu hohen Bergen und wälzten sich mit solcher Kraft gegen den Bug des Schiffes, daß die Kabeltaue aufs äußerste angestrengt wurden. Nur der Umstand, daß Paul ihnen gleich Spannung hatte geben lassen, verhinderte das Brechen…“

König Konrad der Vierte

Ein großes Unglück war der frühe Heimgang unseres alten deutschen Königs Konrads des Vierten fürwahr. Dem Sohn Kaiser Friedrichs des Zweiten und der Isabella von Brienne waren nur vier kurze Jahre auf dem deutschen Thron vergönnt. Hätte er länger gelebt, so würde er den Schwerpunkt der staufischen Hausmacht wieder nach Deutschland verlegt und vielleicht sogar das Papsttum über den Haufen geworfen haben. Denn er besaß die hohen Gaben seines Vaters und ungebrochene Jugendkraft. Im apulischen Andria wurde er 1228 geboren und wurde 1235 zum Herzog von Schwaben erhoben. Seine Wahl zum deutschen König erfolgte 1237 und allmählich übernahm er die Führung der Staatsgeschäfte in unserem alten Reich. Ab 1246 erhoben sich die Pfaffenkönige Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland gegen ihn. Keine der beiden Parteien konnte die andere besiegen als 1250 unser Kaiser Friedrich der Zweite heimging, der in Italien mit dem Papsttum stritt. Sein Sohn unternahm 1251 eine Heerfahrt nach Italien, um seinem Halbbruder Manfred bei der Behauptung Siziliens zu helfen. Vereint eroberten die beiden staufischen Brüder 1253 die rebellische Hauptstadt Neapel. Großes dürfte man von unserem König Konrad dem Vierten erwarten. Doch dann durchschnitten die Nornen 1254 den Lebensfaden unseres Staufers. Die Folge war die Erste Zwischenzeit, die erst 1273 mit der Wahl Rudolfs von Habsburgs zum deutschen König endete… In den heiligen Stand der Ehe trat unser König Konrad der Vierte 1246 mit Elisabeth von Bayern, die ihm den Sohn Konradin gebar. Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Wilhelm Schirrmacher („Die letzten Hohenstaufen“) macht sich unser König Konrad der Vierte nun an die Ordnung der Angelegenheiten in Sizilien, wo nach dem Heimgang seines Vaters so einiges durcheinander geraten war: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-17390

„Für ihre Verdienste glaubten die Lancia die Tage der Ernte gekommen. Durch sein Testament hatte der Kaiser sicherlich doch auch in Rücksicht auf die Lancia, Manfred angewiesen, in seinem Namen alle von seiner Familie, die sich um ihn wohl verdient gemacht hatten, mit Gütern im Königreiche, die Domänen ausgenommen, auszustatten. Auf Grund dieser Berechtigung übertrug Manfred seinem Oheim Galvano nicht nur die auf Sizilien gelegenen Liegenschaften von Baternio und Sankt Filippo d’Argiro, auf welche er Seitens seiner Mutter Ansprüche hatte, die aber der Kaiser tauschweise für Güter in Calabrien, die nicht dem dritten Teil jener Besitzungen an Wert gleich kamen, an sich gebracht hatte, sondern schenkte ihm auch die in der Nachbarschaft des karthagischen Etnomus gelegene fruchtbare Grafschaft Butera. Seinen Oheim Federigo stattete Manfred mit der Grafschaft Squillace aus, wie er denn auch nach dem väterlichen Willen die noch unbelohnten Dienste Anderer durch Übertragungen ehrte. An der Ausführung dieser Beschlüsse sah er sich aber durch den Marschall von Sizilien und Calabrien, Pietro Ruffo, gehindert. Unbemittelt war dieser in die Dienste des Kaisers getreten, seine Tüchtigkeit hatte ihn am Hofe von Stufe zu Stufe gehoben; er wurde kaiserlicher Magister, intimster Rat Friedrichs, im Jahre 1244 Marschall von Sizilien. Er stand mit Manfred am Sterbelager des Kaisers, er unterschrieb dessen letzten Willen, für welchen er aber sein Gedächtnis mehr hatte, als er, von Manfred mit der Erziehung des jüngeren Prinzen Heinrich betraut, die Verwaltung von Sizilien und Calabrien führte. Er nahm alsbald eine fast unabhängige Stellung ein, indem er die Anordnungen Manfreds nur so weit durchführte, als sie ihm genehm waren, ja sogar den Anspruch an Unterordnung ablehnte. Die Bewohner der Grafschaften Butera und Squillace mußten erklären, die Lancia nicht zu Herren haben zu wollen. Die Offizialen hatte er so gut in Gehorsam, daß sie, auf sein Gebot, Manfreds Befehle unbeachtet ließen. Er hatte sich selbst geweigert, dem Fürsten, als er im Kampf mit den Rebellen lag, Reiter aus Calabrien zu stellen. Da suchte ihm Manfred mit List beizukommen. Er entsandte Galvano mit der schriftlichen Aufforderung an Ruffo, er könne seiner Gegenwart in wichtigen Dingen nicht entbehren, aber kaum ließ sich Galvano in Messina blicken, so gab die von Ruffo aufgereizte Bevölkerung ihm seinen Unwillen derartig zu erkennen, daß er sich, um schwererer Unbill zu entgehen, wieder entfernte. Auf welche Seite stellte sich nun König Konrad nach seiner Ankunft? Wie hoch er auch die Tüchtigkeit des Marschalls anschlagen zu müssen glauben mochte; wie bedenklich ihm der unverkennbare Einfluß der Lancia auch erscheinen, wie schwach auch das Gefühl der Dankbarkeit für das Verdienst Manfreds in ihm sein mochte, in der vorliegenden Entscheidung durfte es für ihn kein höheres Gesetz geben, als der letzte Wille seines Vaters, welcher ihm und seinem Bruder Heinrich vorschrieb, daß sie alle Bestimmungen, welche Manfred zu Gunsten der Verdienste anderer treffen würde, gut heißen sollten. Aber er gab anderen Stimmen seines Inneren und seiner Umgebung in der die Markgrafen von Hohenburg das entscheidende Wort führten, Gehör. Was seine Untertanen im Königreiche von ihm zu erwarten hatten, lehrte eine Reihe von Verordnungen, die er auf seinem ersten, zu Foggia im Februar 1252 abgehaltenen allgemeinen Parlamente erließ. Sie waren wohl geeignet, eine günstige Stimmung für den König hervorzurufen, insofern sie nicht allein, entsprechend einer Bestimmung des väterlichen Testamentes, die verhaßte allgemeine Grundsteuer, die sogenannte Kollekte, abschafften, sondern auch mehrere harte Verordnungen der Konstitutionen Friedrichs aufhoben, andere, zur Sicherung des Reichsfriedens, des Handels, der persönlichen Freiheit gegen Übergriffe der Beamten, zum Schutze der Witwen und Waisen erlassene, wieder einschärften. Der rebellische Geist der Neapolitaner wurde gestraft durch die Verlegung ihrer Universität nach Salerno, die Treue der Messinesen belohnt durch die Verleihung der Immunität zu Akkon, wie dieselbe von Kaiser Friedrich den Pisanen für ihre Unterstützung auf dem Kreuzzuge im Jahre 1229 zu Teil geworden war. Zeugten diese und andere Verordnungen von Milde und Gerechtigkeitssinn, so mußte das Mandat, nach welchem Jeder, der vor oder nach dem Tode des Kaisers Jemand irgend welchen Besitz entzogen hatte, zur Restituierung desselben bei Strafe der Konfiskation aller seiner Güter, aufgefordert wurde, falls dieses Mandat, wie wahrscheinlich, mit der Nichtanerkennung der von Manfred erlassenen Verleihungen zusammenhing, im Königreiche den übelsten Eindruck hervorrufen. Wenn Kaiser Friedrich im Jahre 1220 zu einer Prüfung der Privilegien und Besitztitel schritt, so war er dazu durch die während einer zwanzigjährigen Anarchie im Königreich erfolgten Usurpationen aufgefordert. Kaum denkbar dagegen, daß die Regierung des Kaisers dem Könige Anlaß zur Ahndung solcher Gewaltsamkeiten gegeben haben sollte. Jedenfalls enthielt das Mandat einen Vorwurf auf die Verwaltung Manfreds, die, soweit sie die Belohnungen seiner Verwandten betraf, durch das väterliche Testament nicht geschützt war. Nicht die Lancia wurden belohnt, sondern Pietro Ruffo: Konrad erhob ihn zum Grafen von Catanzaro, um als sein Stellvertreter Sizilien und Calabrien zu verwalten. Und hierbei blieb Konrad nicht stehen. Er ging an eine Revozierung aller seit dem Tode des Kaisers von Manfred ausgegangenen Schenkungen und Verleihungen. Friedrich hatte in seinem Testament Manfred im Besitz des ihm früher übertragenen Fürstentums Tarent bestätigt, welches sich von der Porta Roseti bis zum Ausfluß des Bradano mit den Grafschaften Tricarico, Gravina und Monte Cavedjo an der Maritima entlang von Bari bis Poliniano und von hier bis zur Porta Roseti hinzog. Dazu war ihm auch der Staat von Monte San Angelo übertragen worden, alle diese Gebiete sollte er unter der Oberhoheit Konrads besitzen. Diese Besitzungen, welche der Kaiser ursprünglich der von ihm besonders geliebten Blanca Lancia verschrieben hatte, widerrief dieser, obwohl er sie, eben in Deutschland anerkannt hatte, während er Friedrich von Antiochien den Besitz der Grafschaften Alba, Celano und Loreto bestätigte. In dem Fürstentume Tarent, das Manfred allein verblieb, mußte der von ihm eingesetzte Justitiar einem vom Könige bestellten weichen, ein Verfahren, das auf sämtliche Justitiare des Reiches ausgedehnt wurde. Manfred verblieb in seinem Fürstentume nur die Ziviljurisdiktion. Alle diese Schritte trugen so sehr einen gegen Manfred gerichteten animosen Charakter, daß die Beschuldigung, welche man gegen Konrad bei einer den Bewohnern des Fürstentumes auferlegten, sehr drückenden Generalkollekte machte, als beabsichtige er damit das Ansehen Manfreds selbst zu schwächen, erklärlich ist…“

Die Erstürmung der Düppeler Schanzen

Am heutigen Tag im Jahre 1864 hat unser Prinz Friedrich Karl mit seinen preußischen Recken die Düppeler Schanzen erstürmt und damit die Entscheidungsschlacht im Dänischen Krieg von 1864 geschlagen. Mit 37,000 Preußen trat er gegen 11,000 Dänen an, die sich in der starken Feldstellung bei Düppel verschanzt hatten. Die preußischen Verluste betrugen 1200, während die Dänen 4800 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen eingebüßt haben. Dieser große Sieg unserer alten Preußen muß natürlich gefeiert werden und soll stellvertretend für den ganzen Dänischen Krieg von 1864 stehen. Selbigen hat hat uns der Geschichtsschreiber Ferdinand Pflug in seiner Geschichte des Feldzugs in Schleswig-Holstein im Jahre 1864 und darin lesen wir nun vom Sturm auf die Düppeler Schanzen: https://archive.org/details/bub_gb_MJlBAAAAcAAJ

„Mit dem Abend des 17. April waren die Ordres zum Sturm für den nächsten Vormittag um zehn Uhr ausgegeben worden und nach der vom Prinzen Friedrich Carl für den Sturm erteilten, in jeder Beziehung mustergültigen Disposition sollte der Angriff mit dem Glockenschlage der bezeichneten Tagesstunde wider die feindlichen Werke Nummer Eins bis Sechs in sechs Sturmkolonnen zu gleich ausgeführt werden. Je nach dem Umfange der anzugreifenden feindlichen Schanzen befanden sich diese Abteilungen vor den Werken Nummer Ein, Drei, Fünf und Sechs nur aus je sechs, die wider Nummer Zwei gerichtete Sturmsäule dagegen aus zehn, und endlich die zur Einnahme des feindlichen Hauptwerkes Nummer Vier bestimmte Abteilung aus zwölf Kompanien zusammengesetzt. Die Kolonne Nummer Eins wurde von drei Kompanien des III. Garde-, zwei des IV. Garde- und eine des III. Gardegrenadierregiments gebildet; die Nummer Zwei bestand aus sechs Kompanien des Regiments Nummer XXXV und vier des Regiments Nummer LX (Brigade Canstein); die Nummer Drei formierten je drei Kompanien der Regimenter Nummer VIII und XVIII (Brigade Raven); Nummer Vier enthielt acht Kompanien des Regiments Nummer LIII und vier Kompanien Nummer LV (Brigade Schmidt und Goeben); die Nummer Fünf bildeten je drei Kompanien der Regimenter Nummer XXIV und LXIV (Brigade Roeder) und die sechste Kolonne war wiederum aus den Garden, und zwar aus je drei Kompanien des III. und IV. Gardegrenadierregiments, zusammengestellt. Den Befehl über die einzelnen Sturmkolonnen führten der Reihe nach die Majore von Conta vom IV. Garde-, von Fragstein vom XXXV., von Gaudy vom VIII. Regiments, der Oberst und Kommandeur des LIII. Regiments von Buddenbrock und die Majore von Krohn vom XXIV. und von Beeren vom IV. Gardegrenadierregiment. Den Kolonnen Eins, Drei und Fünf war je eine halbe, den Nummer Zwei, Vier und Sechs je eine ganze Pionierkompanie und überdies noch jeder einen Offizier, vier Unteroffiziere und sechzehn Mann Artilleristen zur sofortigen Bedienung der in den feindlichen Werken eroberten Geschützen beigegeben. Noch eine halbe Kompanie Pioniere hatte nächstdem den selbstständigen Auftrag, die von den Dänen auf der Flensburger Chaussee zwischen den Werken Nummer Vier und Fünf errichteten Barrikaden aufzuräumen, um so der zur Unterstützung des Sturmes bestimmten Hauptreserve und den derselben beigegeben Feldbatterien den Eingang in die feindliche Stellung zu öffnen. Die Ordnung des Sturms war bei sämtlichen Abteilungen in folgender Weise bestimmt: vorauf denselben eine Kompanie in aufgelöster Ordnung zur Umfassung der feindlichen Schanzen und Unterhaltungen eines heftigen Feuers auf die Besatzung derselben, dahinter die Pioniere mit einer Kompanie Werkmannschaften, dann die Hälfte der Sturmkolonne, und schließlich als Rückhalt die zweite Hälfe derselben. Bei den Pionierabteilungen sollten je sechs Mann derselben mit Pulversäcken von 30 Pfund Pulver zum Sprengen der feindlichen Sturmpfähle und Palisaden versehen sein, die denselben zugeteilten Werkmannschaften waren außer ihrem umgehängten Gewehr mit Leitern, Brettern, Faschinen, Heusäcken und anderen Gerätschaften ausgerüstet, jeder Mann der Sturmkolonne führte außerdem zum Ausfüllen der sich etwa dem Sturmlauf entgegenstellenden Bodenhindernisse einen halbgefüllten Sandsack mit sich. Hierzu aufgeforderte Freiwillige trugen bei jeder Kompanie eine schwarz und weiße Sturmfahne zum Aufpflanzen auf den genommenen Werken. Das Vorbrechen aus den Laufgräben sollte überall im Laufschritt erfolgen. Die Artilleristen waren den Rückhaltsabteilungen der einzelnen Sturmkolonnen beigegeben. Sämtliche Truppen trugen als Kopfbedeckung nur die Feldmütze und hatten bis auf den en bandouliere getragenen Mantel das Gepäck zurückgelassen. Ein mindestens sechsstündiges, zuletzt bis zur höchsten Potenz der Geschwindigkeit gesteigertes Feuer aus sämtlichen Batterien hatte den Sturm einzuleiten, die Batterien bei Gammelmark endlich waren angewiesen, auch nach bereits erfolgter Einnahme der feindlichen Werke zur Hemmung der feindlichen Verteidigungsmaßregeln den Raum hinter demselben bis zum Brückenkopf mit ihren Projektilen zu überschütten, wie zugleich dem Eingreifen der feindlichen Panzerschiffe in das Gefecht entgegenzuwirken…“

Das Unternehmen Marita oder die Niederwerfung Griechenlands und Illyriens im Sechsjährigen Krieg

Nicht so sehr der Erfolg ist beim Unternehmen Marita beachtenswert. Denn es stand außer Frage, daß unsere Panzergruppe Kleist, unsere II. und XII. Armee mit ihren 680,000 Mann, 1200 Panzern und Flugzeugen sowie den italienischen Verbündeten, die 565,000 Mann, 160 Panzer und 460 Flieger ins Feld stellten, Illyrien und Griechenland niederwerfen würden. Deren Streitmacht – 800,000 Illyrer, 430,000 Griechen, 63,000 England mit 300 Panzern und 750 Flugzeugen – sah zwar auf dem Papier recht ordentlich aus, war aber nicht neuzeitlich bewaffnet und um die Führung war es auch nicht sonderlich gut bestellt. Die Zeit war von entscheidender Bedeutung. So wie beim Polenfeldzug die Gefahr eines englisch-gallischen Angriffes auf unser schwaches Westheer drohte, so bestand 1941 die Gefahr eines russischen Angriffes. Je nach Schätzung kam unser altes deutsches Reich den Russen nur um zwei Wochen zuvor. https://archive.org/details/ViktorSuworowDEREISBRECHERHitlerInStalinsKalkul Hätte sich also unser Angriff in Illyrien und Griechenland festgefressen, so hätten erhebliche Kräfte gefehlt. Ausweichen konnten wir Deutschen dem Unternehmen Marita auch nicht. Da wir den Großteil unseres Erdöls aus Rumänien bezogen, bedeutete die Festsetzung der Engländer in Griechenland und deren Staatsstreich in Illyrien eine erhebliche Gefahr. Die Ölförderungsanlagen reagieren nämlich nicht allzu gut auf Bombardierungen. Unsere Luftwaffe hatte später genug Schwierigkeiten bei der Abwehr der feindlichen Langstreckenbomber aus Nordafrika. Nicht auszudenken, wenn die feindlichen schweren Bomber von Griechenland oder Illyrien aus hätten angreifen können… Unser Generaloberst Franz Halder plante das Unternehmen, dessen Ausführung unsere Feldmarschälle Ewald von Kleist, Maximilian von Weichs und Wilhelm List übernahmen. Mit 5000 Gefallenen und Verwundeten war unser Verlust erfreulich gering. Die Italiener hatten weniger Glück und büßten 101,000 Mann ein. Auf der Feindseite verloren die Illyrer 375,000 Mann, die Griechen 279,000 und die Engländer 17,000 Mann. Der Großteil des Kriegsmaterials ging dem Gegner verloren. Bei unserem Panzergeschichtsschreiber Franz Geisler („Unser Kampf auf dem Balkan“) ist Illyrien nun verarztet und Griechenland wird zur Ader gelassen:

„Dieser feige Abgang war bezeichnend für Simowitsch, den peitschender Ehrgeiz und der nagende Haß gegen die Deutschen, denen er die Schuld an seiner vor Jahresfrist erfolgten Absetzung als Generalstabschef der jugoslawischen Armee gab, auf eine Bahn getrieben hatten, die mit seiner Eintagsherrschaft auch Land und Volk in den Abgrund gleiten ließ. Der Papierfetzen mit der Generalvollmacht als letzte Regierungshandlung verhinderte aber dennoch die Auflösung des ganzen Landes im anarchischen Chaos und führte am 17. April zur vollen Kapitulation. Vom 18. April mittags 12 Uhr an schwiegen auf dem Kriegsschauplatz im einstigen Jugoslawien die Waffen. Serbien als Aufmarschgebiet gegen das Reich und Flankenbedrohung des Donauweges hatte aufgehört zu sein. Will man diesem Teil des Südostfeldzuges ein besonderes Kennzeichen geben, dann wird man ihn den Feldzug ohne Schlachten nennen müssen. Dieses Fehlen großer zusammenhängender Schlachten, in denen um die Entscheidung gerungen wird, ist so augenfällig, daß sie den Krieg gegen Jugoslawien aus allen übrigen Feldzügen heraushebt und zu einem einmaligen Kabinettstück deutscher Strategie macht. Ein einziger, am Schnittpunkt angesetzter und mit vehementer Durchschlagskraft geführter Stoß, der Durchbruch nach Skopje, hat praktisch bereits am dritten Kriegstage die Wendung herbeigeführt. Wie das Messer eines genialen Chirurgen hat dieser Stoß in die kranke Stelle im strategischen Gefüge Jugoslawiens geführt. Das unmittelbare Ergebnis der Ausschaltung Jugoslawiens war die volle Freiheit des militärischen Handelns gegenüber dem englischen Kriegsschauplatz in Griechenland und die Verlagerung des gesamten Schwergewichtes auf diese Angriffsfront von Ausgangsstellungen aus, die jetzt mit Serbien als Basis unendlich viel günstiger waren, als die ursprüngliche sehr schmale Operationsebene. Bis zur Brechung des serbischen Hauptwiderstandes hatten den Angriff gegen Griechenland die an der Südgrenze Bulgariens versammelten Teile der Armee List geführt, die am 6. April 5.20 Uhr morgens den Sturm auf die starke griechische Verteidigungsfront, die Metaxaslinie, vor der mazedonisch-thrazischen Küste eröffneten. Operatives Ziel dieses Angriffs war die Eroberung des Hafens Saloniki und die Abschneidung der griechischen Nordfront vom Kernland. Der Durchbruch durch die Metaxaslinie als Voraussetzung zur Erreichung des gesteckten Zieles und die Kämpfe an und um diese Linie führten zu den schwersten Nahgefechten, so schwer und erbittert, daß der Abschlußbericht sie die heftigsten in allen bisherigen Feldzügen nennt, die wohl erst ihr Gegenstück, wenn auch unter ganz anderen Bedingungen und Umständen, in den erbitterten Nahkämpfen des Ostfeldzuges erhalten haben. Unter der Metaxaslinie ist das gesamte Befestigungssystem zu verstehen, das sich entlang der griechischen Nordgrenze hinzieht. Es beginnt im Westen bei Janina unweit der Adria und endigt im Osten an der Maritza, an der griechisch-türkischen Grenze. Die Hauptabsteifungen und wichtigsten Befestigungsanlagen waren am albanisch-griechischen und am 480 Kilometer langen bulgarisch-griechischen Grenzstreifen errichtet. Allerdings war in letzter Zeit eine gewisse Abschirmung auch das dazwischenliegenden, sich über 240 Kilometer erstreckenden jugoslawisch-griechischen Teiles hinzugetreten. Man konnte also von einem geschlossenen Befestigungsgürtel sprechen, der sich über fast 700 Kilometer hinzog. Nach griechischen Angaben handelte es sich um eine Kette von etwa 300 Befestigungswerken, die sich den Terrainverhältnissen in fast durchwegs schwierigem Gebirgsgelände anpaßten. Eine Anzahl gut ausgebauter Sperrforts war um zentral gelegene größere Anlagen gruppiert und untereinander teilweise durch unterirdische Gänge verbunden . Die Hauptwerke bildeten modernste Anlagen mit Raum für 300 bis 1000 Soldaten. Der in diesem Zusammenhang von der Athener Propaganda eingeführte Ausdruck von der „Griechischen Maginotlinie“ erfreute sich allerdings seit dem Sommer 1940 keiner sonderbaren Beliebtheit mehr.

Die Linie trug ihren Namen nach dem im Januar 1940 verstorbenen griechischen Ministerpräsidenten Metaxas, der unmittelbar nach seiner Machtergreifung im August 1936 die Vorarbeiten zu ihrer Errichtung einleitete. General Metaxas (der im übrigen einen entscheidenden Teil seiner militärischen Ausbildung um die Jahrhundertwende im preußischen Heer erhielt) gilt allgemein als der Reorganisator der griechischen Armee, die er nach jahre-, ja jahrzehntelangen innerpolitischen Wirren in einem Zustand ausgesprochener Desorganisation fand. Heer und Flotte waren während der vorhergegangenen Revolutionen und Putsche zu einer Art Prätorianergarde geworden, ein Zustand, dem allein durch eine radikale Säuberung und Entpolitisierung beizukommen war. Metaxas erhöhte die aktive Dienstzeit auf 24 Monate, baute die Kriegsakademie aus und schuf einen Plan für die zivile und wirtschaftliche Mobilmachung. Ältere Quellen geben den Friedensstand des griechischen Heeres mit 85,000 Mann, den wahrscheinlichen Kriegsstand mit 450,000 Mann an, der aber durch die totale Mobilmachung seit dem italienisch-griechischen Krieg wohl erheblich überschritten worden war…“

Die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne

Die Zweite Schlacht an der Aisne (auch bekannt als die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne) gehört unzweifelhaft zu den größten deutschen Abwehrsiegen im Vierjährigen Krieg. Unsere I. (General Fritz von Below) und VII. Armee (Max von Boehn) widerstanden 1917 mit nur 41 Divisionen und 2400 Geschützen einem welschen Angriff mit 68 Divisionen und 3500 Geschützen. Umso größer wird unser Sieg durch den Umstand, daß die Engländer bei Arras zugleich einen Großangriff führten und damit erhebliche deutsche Kräfte banden. Die Oberleitung der Schlacht lag in den Händen von unserem Kronprinz Wilhelm, unterstützt von unserem Feldherrenzweigespann Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff von der Obersten Heeresleitung. Der Verlust der Welschen belief sich auf bis zu 300,000 Mann – der welsche Monty Nivelle ließ seine Truppen so lange gegen unsere deutschen Stellungen anrennen, bis diese schließlich meuterten. Wir Deutschen hatten 163,000 Verwundete und Gefallene zu beklagen. In seinen Kriegserinnerungen kommt unser General Ludendorff auch auf die Zweite Schlacht an der Aisne zu sprechen. Ich beginne mit der Eröffnung der Schlacht am 16. April: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Die Schlacht bei Arras stand in der zweiten Aprilhälfte auf ihrem Höhepunkt und beanspruchte in hohem Maße Reserven und Kriegsgerät, als am 16. April auch der Franzose seine großangelegten Angriffe an der Aisne und in der Champagne begann. Die zweifellos weitgehenden, strategischen Ziele, die sich der englische Angriff gesteckt hatte, sind mir nicht bekannt geworden. Daß ein großer Durchbruch, nicht nur reine Zermürbungs- oder Ablenkungsschlacht geplant war, nehme ich trotz der immerhin schmalen Angriffsfront an. Möglich, daß auch das englische Heer die Sommeschlacht noch nicht vollständig überwunden hatte und hier zu einem Nebenangriff geschritten war, während die französische Armee die Entscheidung bringen sollte. General Nivelle hatte das große strategische Ziel: schon in den ersten Tagen zwischen Bailly und Reims zu einem Durchbruch durch die deutsche Front zu kommen. Ein bald danach einsetzender Stoß östlich Reims bis zur Suippe sollte die Durchbruchsstelle erweitern, unsere Front auf etwa 70 Kilometer Ausdehnung ins Wanken bringen! Der Schwerpunkt der Entscheidung lag bei der französischen Armee war der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Der Druck von Arras nach Osten auf Douai und der Durchbruch beiderseits Reims über Rethel in Richtung Mezieres sollte die Siegfriedstellung umfassen, deren Bau durch zahlreiche Flieger festgestellt war. Die Entente wollte unsere ganze Front bis zum Meere erschüttern. Die Abwehrvorbereitungen waren durch die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz und die VII. und III. Armee mit ungemeiner Sorgfalt getroffen. Der Kronprinz und sein Chef, Oberst Graf Schulenburg, waren unermüdlich tätig. Oberbefehlshaber der VII. Armee war General von Boehn, einer der besten Generale des deutschen Heeres, ein altpreußischer Offizier von echtem Schrot und Korn, ein Erzieher der Truppen und ein Mann von unerschütterlicher Energie. Sein Chef, Oberst Reinhardt, ein kluger Kopf, bildete in seiner sorgsamer Arbeit die Ergänzung des Oberbefehlshabers. General von Einem, der Oberbefehlshaber der III. Armee, ist als Kriegsminister bekannt, ein geistreicher und weitblickender Offizier, ist als Kriegsminister bekannt, ein geistreicher und weitblickender Offizier und Kenner des Heeres und der Psyche der Truppen. Sein Chef, Oberst später General von Oldershausen, von rücksichtsloser Frische und großer Arbeitsfreudigkeit, war auch hier das richtige Gegenstück zu seinem Oberbefehlshaber. Das Armeeoberkommando III schied nachher für die Schlacht aus. In der ersten Aprilhälfte übernahm Armeeoberkommando I unter General Fritz von Below den Befehl. Ihm stand Oberstleutnant von Klüber zur Seite, der in der Sommeschlacht weitgehende Erfahrungen gewonnen hatte und ebenso wie sein General ein besonders klares, taktisches Urteil besaß. Er wurde später in Ausübung seines Dienstes in Halle von Spartakisten ermordet! Die Truppe wollte zunächst an den Angriff nicht glauben, sie bemerkte keine Angriffsvorbereitungen. Erst allmählich stellte sie ihr Empfingen auf die bevorstehenden schweren Kämpfe ein. Nach tagelanger Artillerievorbereitung griff der Franzose am 16. April früh zwischen Bailly und dem Brimont nordwestlich Reims an. Auf dem Chemin des Dames brach er an verschiedenen Stellen ein; er zwang uns zu einer verlustreichen Zurücknahme unserer Truppen aus dem bei Bailly vorspringenden Bogen auf die Höhenlinie des Chemin des Dames. Weiter östlich hielten sie sich festgeklammert an dem nach Norden scharf in das Ailettetal abfallenden Rücken. Zwischen dem Winterberg und der Aisne drang der Franzose mit Tanks bis Juvincourt vor wurde hier durch eine Eingreifdivision am weiteren Vorgehen gehindert. Hart östlich der Aisne hielten die Truppen ihre Stellungen. Nach dem Brimont zu erfolgte abermals ein Einbruch, der durch den Stoß einer Eingreifdivision wieder ausgeglichen wurde. Am 17. und 18. April erneuerte der Feind den Ansturm, vermochte aber keine Erfolge zu erringen. Inzwischen hatten auch die Angriffe in der Champagne begonnen. Sie richteten sich gegen das Höhengelände von Moronvilliers. Eine Division versagte. Wir verloren die entscheidenden Höhen. Als der Franzose den nördlichen Hang herabsteigen wollte, kam er in unser Artilleriefeuer und blieb liegen. Unsere Eingreifdivisionen wurden leider, wie ich in persönlicher Rücksprache mit den Regimentskommandeuren einer Division feststellte, übereilt eingesetzt, so daß am 19. die Wiedernahme des Höhengeländes mißlang. Sein Verlust war schmerzlich, denn der Ausblick von ihm aus nach Norden ging weit in das Land hinein. Wir mußten uns jetzt aber damit abfinden. Der Höhepunkt der Schlacht im April war überwunden. Bei den Kämpfen hatte die französische Infanterie eng massiert angegriffen und außergewöhnlich viel verloren…“

Wilhelm Busch

Zu den größten unserer deutschen Dichter gehört unser Wilhelm Busch wohl eher nicht. Dennoch hat er sich mit seinen unterhaltsamen und lehrreichen Bildergeschichten seine heutige Panzergeburtstagsfeier wahrlich verdient. Wer unseren Wilhelm Busch noch nicht kennt, der sollte einen Blick in dessen Werke wie „Die kleinen Honigdiebe“, „Liebestreu und Grausamkeit“, „Der Vetter auf Besuch“, „Diogenes und die bösen Buben von Korinth“, „Eginhard und Emma“, „Der Virtuos“, „Max und Moritz“, „Schnaken und Schnurren“, „Hans Huckebein, der Unglücksrabe“, „Schnurrdiburr oder Die Bienen“, „Der heilige Antonius von Padua“, „Die fromme Helene“, „Pater Filucius“, „Der Geburtstag oder die Partikularisten“, „Dideldum!“, „Kritik des Herzens“, „Abenteuer eines Junggesellen“, „Herr und Frau Knopp“, „Julchen“, „Fipps, der Affe“, „Der Fuchs. Die Drachen. – Zwei lustige Sachen“, „Plisch und Plum“, „Balduin Bählamm, der verhinderte Dichter“ oder „Maler Klecksel“ werfen und wird sich dann sicher für deren Anschaffung für die heimische Panzerbücherei entschließen. Viel zu sagen gibt es zum Leben unseres Dichters nicht. Das bedeutendste Ereignis war wohl dessen Gerichtsverfahren wegen Gotteslästerung, da den Pfaffen sein heiliger Antonius von Padua so ganz und gar nicht gefiel. Geboren wurde unser Wilhelm Busch 1832 zu Wiedensahl im Sachsenland. Sein Vater Friedrich ließ ihn den Maschinenbau in Hannover studieren. Im Jahre 1851 brach unser Wilhelm Busch sein Studium ab und folgte dem Ruf unseren alten Dichtergottes Bragi. Die Malerei und die Dichtkunst führten ihn nach Antwerpen und München und brachten ihm Ruhm und Wohlstand noch zu Lebzeiten ein. Von den Werken unseres Buschs traf meine Wahl die Bildergeschichte „Schnurrdiburr oder die Bienen“: http://www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhelm/Bildergeschichten/Schnurrdiburr+oder+die+Bienen

„O Muse! reiche mir den Stift, den Faber

In Nürnberg fabrizieren muß!

Noch einmal sattle mir den harten Traber,

Den alten Stecken-Pegasus!

Nu jüh! – So reiten wir zu Imker Drallen

Und zu Christinen, welche schön,

Und zu Herrn Knörrje, dem sie sehr gefallen,

Und dessen Neffen, dem Eugen!

Sei mir gegrüßt, du lieber Mai,

Mit Laub und Blüten mancherlei!

Seid mir gegrüßt, ihr lieben Bienen,

Vom Morgensonnenstrahl beschienen!

Wie fliegt ihr munter ein und aus

In Imker Dralles Bienenhaus

Und seid zu dieser Morgenzeit

So früh schon voller Tätigkeit.

Für Diebe ist hier nichts zu machen,

Denn vor dem Tore stehn die Wachen.

Und all die wackern Handwerksleute

Die hauen, messen stillvergnügt,

Bis daß die Seite sich zur Seite

Schön sechsgeeckt zusammenfügt.

Schau! Bienenlieschen in der Frühe

Bringt Staub und Kehricht vor die Tür;

Ja! Reinlichkeit macht viele Mühe,

Doch später macht sie auch Pläsier.

Wie zärtlich sorgt die Tante Linchen

Für’s liebe kleine Wickelkind!

„Hol Wasser!“ ruft sie, „liebes Minchen,

Und koch den Brei, und mach geschwind!“

Auch sieht die Zofen man, die guten,

Schon emsig hin- und wiedergehn;

Denn Ihre Majestät geruhten

Höchstselbst soeben aufzustehn.

Und nur die alten Brummeldrohnen,

Gefräßig, dick und faul und dumm,

Die ganz umsonst im Hause wohnen,

Faulenzen noch im Bett herum.

„Hum!“ brummelt so ein alter Brummer,

„Was, Dunner! ist es schon so spät!?

He, Trine! lauf einmal herummer

Und bring uns Honigbrot und Met!“ –

„Geduld!“ ruft sie, „ihr alten Schlecker!“

Und fliegt zu Krokus, dem Bienenbäcker. –

„Hier diese Kringel, frisch und süße“,

So lispelt Krokus, „nimm sie hin;

Doch höre, sei so gut und grüße

Aurikelchen, die Kellnerin!“

Hier steht Aurikel in der Schenke

Und zapft den Gästen das Getränke.

Als sie den Brief gelesen hat,

Da schrieb sie auf ein Rosenblatt:

Schnell fliegt das Bienchen von Aurikel

Zu Krokus mit dem Herzartikel. –

Jetzt heim! – Denn schon mit Zorngebrumme

Rumort und knurrt die Drohnenbrut:

„Du dumme Trine! her die Mumme!

Wenn man nicht alles selber tut!“ …“

Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg

„Vieles ist schon versäumt hier sowie unterwegs, wo wir, wäre alles gehörig angeordnet und das, was angeordnet war, gehörig befolgt worden, den Feind gänzlich aufgerieben hätten. Nun müssen wir die Entronnenen nochmals bekämpfen, das wird uns noch manchen wackeren Mann kosten. Jenseits dem Rhein ist alles in größter Verwirrung. Die französischen Familien flüchten nach Paris. Das Volk hat den Mut, nicht mehr zu gehorchen, und die französischen Regierungspersonen nicht mehr den, den Gehorsam zu gebieten. Man erwartet uns mit Ungeduld, um das verhaßte Joch abzuwerfen, und hier treibt man sich in Festen und Mahlzeiten herum. Ich für mein Teil lebe hier sehr einsam und predige schriftlich Lehren, die unbequem sind. Bei den Konferenzen schreit alles durcheinander und da werden Dinge beschlossen, die sich gut auf dem Papier ausnehmen, praktisch aber unausführbar sind.“ (August Neidhardt von Gneisenau)

Schlimm zufrieden waren unsere alten Preußen mit unserem Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg, der in den Jahren 1813 und 1814 den Oberbefehl gegen Napoleon führte. Dessen Schuld allein war dies freilich nicht, da ihm drei Herrscher und deren Ratgeber in die Heerführung drein redeten. Insgesamt hat er seine Aufgaben aber dann doch gelöst und Ende gut alles gut – wie der Dichter sagt. Zur Welt kam er 1771 in Wien und trat schon 1787 ins kaiserliche Heer ein. Seine ersten Kämpfe bestand er im Türkenkrieg Kaiser Josephs des Zweiten. Ab 1792 stand er dann gegen die Gallier im Feld. Er zeichnete sich unter anderem bei Würzburg und Hohenlinden aus und erhielt im Jahre 1805 die Führung des rechten Flügels bei Ulm. Macks Unglück entrann er mit einem Teil seiner Truppen und focht 1809 bei Wagram wieder gegen Napoleon. Im Jahre 1812 wurde ihm die zweifelhafte Ehre zuteil, den österreichischen Heerhaufen gegen Rußland führen zu müssen. Bei Dresden erlitt er 1813 eine Niederlage, siegte aber bei Kulm und Leipzig. Weitere Siege errang er 1814 bei Bar, Arcis und Paris – die Einnahme der gallischen Hauptstadt führte dann zum Sturz Napoleons. Bei dessen Rückkehr auf den gallischen Thron 1815 wurde unser Schwarzenberg wieder mit dem Oberbefehl beauftragt, kam aber nicht mehr rechtzeitig zur Schlacht von Belle-Alliance mit seinen Truppen… Kaiser Franz der Zweite verlieh ihm das Goldene Vließ und den Theresienorden und Friedrich Wilhelm der Dritte ehrte ihn mit dem Schwarzen Adlerorden. In den heiligen Stand der Ehe trat unser Schwarzenberg 1799 mit der Gräfin Anna von Hohenfeld. Drei Kinder entstammen der Verbindung. Wie sich unser Schwarzenberg gegen die Türken geschlagen hat, weiß euch unser Geschichtsschreiber Anton Prokesch von Osten in seinem epischen Buch „Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten Karl zu Schwarzenberg“ zu berichten: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb11236312_00001.html

„Die schützende Hand der Vorsicht tat sich an ihm bald nach Beginn des Feldzuges auf unverkennbare Weise kund. Der Feldmarschall hatte den Wunsch geäußert, Gefangene zu machen. Der junge Fürst sah in diesem Wunsche einen willkommenen Auftrag, und erbat sich, die hierzu bestimmten Reiter begleiten zu dürfen. Mit seinem Freunde, dem Major Fürsten Poniatowski, Adjutanten des Kaisers, eilte, er hinaus, traf in kurzem auf türkische Streifer, und ritt, der Vorderste, ohne Zaudern auf sie los. Einer der Feinde, der sich durch die Flucht nicht mehr retten konnte oder wollte, sprang ihm mit gespanntem Gewehre entgegen, und drückte, als der Reiter nicht anhielt, und schon bis zu ihm gelangt war, ab; aber – das Gewehr versagte. Im nächsten Augenblicke hatte der Fürst ihn schon gefasst, und führte den Gefangenen sofort dem Feldmarschall vor. – Einer ähnlichen Gefahr entging er mit demselben Freunde bald darauf, als er, an einem dienstfreien Tage mit der Jagd sich ergötzend, auf einzelne Türken stieß, denen es gelungen war, zwischen die Vorposten sich einzuschleichen, und die alsbald Anstalt machten, sich der Offiziere zu bemächtigen. Aber kaum waren die Beiden ihrer ansichtig, so schoss Poniatowski einen derselben nieder; Schwarzenberg traf einen zweiten; die begleitenden Jäger sprangen herbei; und so gelang es mit Hilfe derselben, noch zwei der Feinde als Gefangene einzubringen. So unbedeutend solche Begebenheiten in Bezug ihres Einflusses auf den Gang kriegerischer Unternehmungen sind, so wichtig werden sie als Züge des Lebensgemäldes, als Zeichen der Entwicklung des Mannes. Diese zwei Beispiele mögen genügen. Die gemeinschaftlich getragene Gefahr, der gemeinschaftlich bewiesene Mut, banden den Fürsten während dieses Feldzugs inniger an Poniatowski, so wie an den Fürsten Franz von Dietrichstein, damals Hauptmann; denselben, der einige Jahre später bei der Wegnahme von Valenciennes so ausgezeichnete Dienste leistete; endlich an den Major Fürsten de Ligne, der im Sturm auf Sabacz der Erste die feindlichen Werke erstieg. Schwarzenberg war an diesem ruhmvollen Tage im Gefolge des Feldmarschalls, der mit eigener Hand das Pfahlwerk in den eroberten Vorstädten umstürzen half, um den Geschützen Raum zu geben, die Stürmenden zu unterstützen. Der Schmerz, den Fürsten Poniatowski verwundet zurückbringen zu sehen, verringerte die Freude des Sieges, die in der Brust unseres jungen Kriegers voll Leben und Fülle aufgeglüht war. Der Kaiser Joseph II. hatte den Mut des Leutnants an diesem Tage nicht unbelobt gelassen. Zur besonderen Auszeichnung ernannte er ihn noch in demselben Jahre (14. November) zum Hauptmann mit Kompanie, und ließ ihm die Wahl des Regiments. Das Jahr 1789 versprach längs der ganzen Nordgrenze des europäisch-türkischen Reiches kriegerische Tätigkeit. Lacy hatte seine Stelle dem Grafen Hadik geräumt; Laudon war an die Spitze des kroatisch-slawonischen Heeres getreten. Der Ruf dieses Feldherrn zog den jungen Hauptmann an. Obwohl nunmehr bei dem General der Kavallerie Grafen von Kinsky zugeteilt, erbat und erlangte er die Anstellung im Hauptquartiere Laudons. Die Belagerung von Berbir gab ihm Veranlassung „seinen Mut, seinen Beobachtungsgeist, seine unermüdete Tätigkeit” zu zeigen. Nach dem Falle dieses Platzes ermangelte der Feldmarschall auch nicht, diese Eigenschaften an dem Hauptmann Fürst Schwarzenberg, „der aus Wissbegierde von der „sich zu dieser Belagerung begeben hatte“, öffentlich zu beloben, und ihn seit diesem Tage auf besondere Weise auszuzeichnen. Fürst Carl begleitete den grauen Helden, als dieser nach Hadiks Erkrankung im August den Befehl über das Hauptheer erhielt, und wohnte der merkwürdigen Belagerung von Belgrad, jedoch nur zum Teile bei, da ein schweres Fieber auf einige Zeit seine Körperkräfte lähmte. Noch geschwächt, und zur vollkommenen Herstellung seiner Gesundheit, ging er im Herbste nach Böhmen. Hier traf ihn der schmerzliche Verlust seines Vaters, des regierenden Fürsten Johann Friedrich zu Schwarzenberg. Noch tief erschüttert, zog er mit dem leichten Reiterregimente, das des Kaisers Namen trägt, und zu welchem er, die freigestellte Wahl zum Ausdruck seiner Ehrfurcht benützend, die Übersetzung als Rittmeister gewünscht und erhalten hatte, 1790 nach Mähren, da das Heer sich dort in Erwartung eines Feldzugs gegen die Preußen sammelte. Ein zweiter Verlust folgte bald dem ersten: der Tod des gefeierten Feldherrn, der ihm Freund, Lehrer und Muster war, des Feldmarschalls Laudon. – Mit der Ernennung zum Major, die im Sommer des Jahres 1790 (21. August) erfolgte, erhielt Fürst Carl zugleich die Bestimmung als erster Wachtmeister der Arcieren-Leibgarde den Krönungsfeierlichkeiten des Kaisers Leopold in Frankfurt beizuwohnen. Der Glanz der Feste, die altertümlichen Gebräuche, die vielfältige Berührung mit Personen aus allen Völkern Europas, konnten auf den jungen Mann einen günstigen Eindruck nicht verfehlen, und trugen vielleicht bei, den Krieger zuerst auf die Geschäfte des Staatsmannes aufmerksam zu machen, und in seinem Wesen jene ernste Haltung und Würde auszubilden, die so schnell Jedem, der seines Rates oder seiner Tat bedurfte, das entschiedenste Vertrauen einzuflößen vermochten…“

Kaiser Heinrich der Sechste

„Die Geschichte gehört vor Allem dem Tätigen und Mächtigen, dem, der einen großen Kampf kämpft, der Vorbilder, Lehrer, Tröster braucht und sie unter seinen Genossen und in der Gegenwart nicht zu finden vermag. So gehörte sie Schillern: denn unsere Zeit ist so schlecht, sagte Goethe, daß dem Dichter im umgebenden menschlichen Leben keine brauchbare Natur mehr begegnet. Mit der Rücksicht auf den Tätigen nennt zum Beispiel Polybios die politische Historie die rechte Vorbereitung zur Regierung eines Staates und die vorzüglichste Lehrmeisterin, als welche durch die Erinnerung an die Unfälle Anderer uns ermahne, die Abwechselungen des Glückes standhaft zu ertragen.“ (Friedrich Nietzsche)

Im Jahre 1191 erlangte Heinrich der Sechste die Kaiserwürde zu Rom und so wollen wir heute seiner Gedenken. Der Geburtstag unseres Staufers ist uns nämlich unbekannt. Wir wissen nur, daß der Sohn Friedrich Rotbarts und der Beatrix von Burgund 1165 in Nimwegen geboren wurde. Sein Vater ließ ihn bereits 1169 zum König erheben. Nachgefolgt ist er ihm dann 1190 und regiert hat er bis 1197. Sein großes Werk besteht in der Eroberung Siziliens. Dieses Reich gehörte unserem Kaiser Heinrich dem Sechsten durch seine Ehe mit Konstanze Hauteville. Doch maßte sich Tankred von Lecce die Macht an und konnte erst mit mehreren Feldzügen niedergeworfen werden. Die Fehde mit den Welfen dämpfte Freyjas Macht. Die Stauferin Agnes und der Welfe Heinrich traten vor den Traualtar und geboten so ihren streitenden Häusern vorerst Frieden. Das Lösegeld für Richard Löwenherz füllte die Kassen unseres Staufers mit sage und schreibe 150,000 Mark Silber. Grund für dessen Gefangennahme war die Beleidigung, die der englische König unserem Herzog Leopold dem Fünften von Österreich bei der Belagerung von Akkon zugefügt hatte. Im Jahre 1196 unterbreitete unser Kaiser Heinrich auf den Reichstagen zu Worms und Würzburg seinen Erbreichsplan, der aber von unseren deutschen Fürsten abgelehnt wurde. Großes hätte unser Staufer wohl noch in der Welt getan, wenn ihm die Nornen nicht allzu früh den Lebensfaden durchschnitten hätten. Seine Nachfolge trat sein jüngerer Bruder Philipp unfreiwillig an, da sein Sohn Friedrich der Zweite zwar schon gewählt und gekrönt war, aber man die Regierung eines Kindes nicht hinnehmen wollte. Daraus entspann sich der deutsche Thronstreit, den Friedrich der Zweite 1214 zugunsten unserer Staufer entschied… Seinen ersten Italienfeldzug beginnt unser Staufer nun bei unserem Geschichtsforscher Theodor Toeche („Kaiser Heinrich VI.“): https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800615_00005.html

„Mit dem Ungestüm, welcher die Italiener als „deutsche Wut“ zu allen Zeiten schreckte, drang das kaiserliche Heer ins normannische Reich ein. Lust am Kampf und Lust nach Beute wurde in diesen italienischen Kriegen stets durch die Genüsse der üppigen Natur bei den Deutschen gesteigert, und dies Alles gab ihnen das Feuer und die Verwegenheit, durch welche sie den Gegner schon bei ihrem Nahen entwaffneten. Der Grenzort Rocca d’Arce, durch seine Lage auf steiler Höhe befestigt, sollte, so hoffte man, den Andrang des Heeres lange aufhalten): aber schon am Tage nach der Ankunft stürmten ihn die Deutschen und brannten ihn nieder. Gleiches Schicksal hatte Castell d’Ancio. Die nächsten Orte wagten schon feinen Widerstand. Bald hatten Sora, Atina, Castroceli, Teano, Aversa und Arpino die Tore geöffnet und kaiserliche Burgherren erhalte). Selbst Capua, das sich eben erst dem Könige unterworfen hatte, wechselte sogleich wieder die Partei. Der Erzbischof eilte dem Kaiser an die Grenze entgegen. Heinrich VI. war über Sora und Atina auf San Germano zugezogen, dessen Bürger sich nach Monte Casino geflüchtet, aber schon bei den ersten Erfolgen der deutschen Waffen dem Kaiser gehuldigt hatten. Gleiche Gesinnung herrschte in dem Konvent der Abtei, der, den Dekan Adenolf an der Spitze, vom Abte Roffrid stürmisch die Übergabe forderte. Diesen überhob jedoch, sehr nach seinem Wunsche, eine schwere Krankheit jedes eigenen Entschlusses. Konvent und Bürgerschaft huldigten dem Kaiser, und Roffrid stellte wenigstens Geiseln. In der ehrwürdigen Abtei des heiligen Bernhard verweilte Heinrich VI. einige Tage und erwartete seine Gemahlin, die dem Heere folgte. Viele der mächtigsten Barone waren hier bereits um ihn versammelt: die Grafen von Abruzzo, Celano, Laureto, Aquila, Molise, Conza, und trotz des päpstlichen Verbotes sogar die Bischöfe von Aquino, Sesja, Chieti, Sankt Agata und Aversa. Er bestätigte der Abtei die große Urkunde des Kaisers Lothar, in welcher die bloße Aufzählung der Klosterbesitzungen vier Folioseiten füllt, und fügte derselben Vairano und Matalone und eine jährliche Einnahme von 100 Salmen Wein und ebensoviel Getreide aus den Domänen hinzu. Jedermann erwartete einen siegreichen Feldzug, als der junge Kaiser mit so glänzendem und zahlreichem Geleit den Berg hinabritt und sich Neapel näherte. Dies war der Sammelplatz der königlichen Partei; der Graf von Acerra hatte sich mit dem Heere hierhin zurückgezogen, und Erzbischof Nikolaus von Salerno, die bedeutendsten Anhänger Tancredo waren in die Stadt geeilt, zu deren Befehlshaber Aligerno Cuttoni ernannt war. Im Mai lagerte das deutsche Heer in einem weiten Halbkreise um die Stadt. Alle Ölwaldungen und Weinpflanzungen wurden niedergerissen, mächtige und verschiedenartige Belagerungsmaschinen erbaut. Die Barone des Prinzipats, Abt Roffrid in eigener Person mußten Kriegsdienste leisten. Gleichzeitig legte sich die pisanische Flotte vor den Hafen. Auch Salerno eilte, seine edelsten Bürger zur Huldigung ins Lager zu senden und den Kaiser zu bitten, als Zeichen besonderer Gnade seine Gemahlin aus der Unruhe und der Gefahr des Krieges fort zu ihnen zu senden. Die Kaiserin war damals leidend, und die berühmte medizinische Universität allerdings der beste Aufenthalt für ihre Genesung. Selbst der Abt Wilhelm von Sankt Sophia in der päpstlichen Enklave Benevent begab sich ins kaiserliche Lager, und erwirkte seinen Mitbürgern Abgabenfreiheit. Jetzt endlich kamen auch die genuesischen Gesandten und schlossen den vom Kaiser schon im Februar angebotenen Bundesvertrag: die ganze Rüste des Meerbusens von Portovenere im Osten bis Monaco im Westen wurde den Genuesen zu Lehen gegeben, eine Begünstigung, die ihrem Handel, insbesondere nach Katalonien und der Provence, das Übergewicht gegen andere Seestädte gab. Die freie Wahl der Konsuln und des Podesta wurde ihnen bestätigt; unbedenklich wurden sie schon jetzt mit halb Syrakus und mit 250 Ritterlehen in dem südsizilianischen Val di Noto belehnt. In jeder Seestadt, die Heinrich mit Gottes Hilfe erobern würde, sollte eine Straße ihren Kaufleuten zu freiem Handel nach eigenem Gewicht und Maß gehören. Diese Bündnisse und Huldigungen schienen das normannische Reich bereits dem Kaiser zu überliefern. Schon prophezeite Abt Joachim, es werde in kurzer Zeit erobert sein: und dennoch verstrich die Zeit ohne Erfolge. Der Graf von Acerra, dessen Streitkräfte durch Ausfälle gegen den übermächtigen Feind nur geschwächt worden wären, hielt sich ruhig in der Stadt. Nicht einmal der nächsten Umgegend war man sicher. Die Kaiserin Constanze, die der Erzbischof von Capua nach Salerno begleitete, war auf dem Wege Räubereien ausgesetzt. Gaeta schickte ungestört Gesandte nach Messina und erhielt am 7. Juli eine Urkunde, in welcher Tankred, um ihre Treue zu festigen, der Stadt alle Rechte der Justiz, der Verwaltung, alle Handelsfreiheiten und Besitzungen bestätigte. Vollends wendete sich das Glück zum Nachtheil der Deutschen, als Tancredo Admiral Margarito mit der königlichen Flotte vor dem Hafen erschien. Alle Welt kannte ihn als den größten Seehelden seiner Zeit. Aus Brindisi gebürtig, von niederer Herkunft, hatte er sich durch Kühnheit und Scharfblick bis zur Würde eines königlichen Admirale und Grafen von Malta aufgeschwungen. Noch jüngst (1188) hatte er das Meer von Piraten und Türken gesäubert und dem Kreuzheere freie Fahrt nach Palästina verschafft. In Italien hieß er der Meereskönig, der zweite Neptun; bei den Deutschen hatten ihn abenteuerliche Fabeln in einen Erzseeräuber umgewandelt, der alle normannischen Barone an Reichtum und Macht überrage. Es war unschätzbar für Tankred, daß er diesen Mann sich gewonnen hatte. Seine 72 Galeeren umzingelten die kleine Pisaner Flotte bei Mondragone, zwischen Neapel und Gaeta, und diese mußte zufrieden sein, als es ihr gelang, unter dem Schuß der Nacht auf die hohe See zu entkommen. Jetzt lag der Zugang vom Meere offen, und die Stadt erhielt ungehindert Proviant und neue Truppen. Schon begann die Sommerhitze dieselben verderblichen Fieber im deutschen Heere zu erzeugen, welche im Jahre zuvor Heinrich von Kalentins Feldzug vereitelt hatten. In dieser Zeit, als die ersten Besorgnisse rege wurden, bekundete der Verrat eines der bedeutendsten deutschen Fürsten, wie unsicher des Kaisers Macht selbst im eigenen Heere war. Der junge Heinrich von Braunschweig entfloh nach Neapel und wurde dort mit Jubel empfangen. Es ist unnütz, wenn die Freunde der Welfen den offenbaren Verrat mit Lügen zu beschönigen suchen. Die Wortbrüchigkeit Heinrichs VI., der nur unter der Bedingung, Heinrich den Löwen in alle früheren Ehren wieder einzusetzen, zur Krönung zugelassen sein sollte; der Argwohn, sein Bruder, der junge Lothar, sei vor Jahresfrist durch Gift vom Kaiser getötet worden, und gleiches Schicksal könne auch ihm drohen; endlich Furcht vor dem herrschenden Fieber sollen den Welfen ins Lager der Feinde getrieben haben. Hätte Heinrich auch wirklich jene Versprechungen in Rom geleistet: während des Feldzuges, hier vor Neapel konnte er sie wahrlich nicht ausführen. Es liegt vielmehr offen zu Tage, daß der Welfe auf die Bedrängnis des Kaisers seine Hoffnungen baute und einen ebenso schmählichen Verrat beging, wie einst Welf VI. gegen Konrad III. Wie damals, im Jahre 1148, der Herzog den Kaiser in Palästina verlassen und mit dessen schlimmstem Feinde, dem Könige Roger von Sizilien, ein Bündnis gegen das staufische Kaisertum geschlossen hatte, ganz ebenso scheuten die Welfen auch jetzt nicht, offenkundig gemeinsame Sache mit der Kaisers Feinde zu machen, und in dem Augenblick, da das Heer der Deutschen gegen denselben im Felde lag, im Bunde mit ihm ihre selbstsüchtigen Interessen zu verfolgen. Es ist nicht zu leugnen, daß die Vermutung, die Politik Richards von England gegen Tankred, namentlich sein Bündnis mit ihm, sei vom Interesse des Welfen geleitet worden, durch die direkte Verbindung des Letzteren mit dem normannischen König an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Kurze Zeit unterstützte Heinrich die Belagerten gegen die Deutschen. Dann eilte er auf neapolitanischen Schiffen nach Marseille. Die Curie begünstigte seine Pläne. Am 5. August gab Cölestin Heinrich dem Löwen „wegen der frommen Ergebenheit, die derselbe seinen Vorgängern und besonders ihm selbst erwiesen habe“, das Privileg, daß nur der Papst oder eigens abgesandte Legaten, Niemand sonst, den Herzog exkommunizieren dürfe. Es ist kaum zu zweifeln, daß der junge Heinrich die Urkunde bei persönlicher Anwesenheit in Rom empfangen, ja es ist wohl möglich, daß der Papst noch andere und wichtigere Schreiben an die Fürsten ihm mitgegeben hat; denn Heinrich verließ Neapel, um sich von Cölestin Beistand zu dem verwegenen Plan zu erbitten, vor den Fürsten daheim um die deutsche Krone zu werben. Und wenn er auch nur diese Urkunde erlangte, so erklärte dieselbe doch in so kritischer Lage deutlich genug, auf wessen Seite der Papst in dem bevorstehenden Kampf trete, und zu wessen Unterstützung er die Fürsten auffordere. So erschien Heinrich, der den kaiserlichen Wächtern überall glücklich entging, im Reich, verbreitete die Nachricht, Heinrich VI. sei vor Neapel dem Fieber erlegen, und namentlich sein Vater forderte alle Fürsten zu neuer Königswahl auf und zur Erhebung seines Sohnes auf den Thron…“

König Heinrich der Erste, unser Burgenbauer

Gewählt wurde am heutigen Tag unser alter deutscher König Heinrich der Erste, der Begründer des Ottonischen Kaiserhauses. Unzweifelhaft einer der größten Herrscher unseres alten deutschen Reiches. Bei seiner Wahl 919 drohte dieses auseinanderzufallen und den Ungarn zu erliegen. In wenigen Jahren wendete unser König Heinrich der Erste aber das Geschick unseres alten deutschen Reiches ganz und gar. Die Herzöge von Bayern, Lothringen und Schwaben brachte er durch Verhandlungen und Eheschließungen zum Gehorsam zurück und gegen die Ungarn ließ er Burgen bauen und ein schlagkräftiges Heer aufstellen. Um diesen die nötige Kriegserfahrung zu geben, warf er die umwohnenden Slawenstämme nieder und machte diese zinspflichtig. Belohnt wurden sie Mühen 933 in der Schlacht bei Riade, wo er die Ungarn in die Flucht schlug. Sein Sohn Otto der Große folgte ihm auf den deutschen Thron nach. Sein zweiter Sohn Heinrich heiratete die Erbtochter Arnulf des Bösen und wurde so der neue Herzog von Bayern. Sein dritter Sohn Bruno wurde Erzbischof von Köln. Seine erste Tochter Gerberga heiratete den Herzog Giselbert von Lothringen und seine zweite Tochter Hadwig ehelichte Hugo von Gallien. Die Mutter dieser Kinder war Mathilde aus dem Geschlecht der Immedinger. Aus seiner ersten, aufgehobenen Ehe mit Hatheburg stammte Thankmar. Vom Heimgang unseres König Heinrichs des Ersten lesen wir beim Thietmar von Merseburg in der Chronik:

„König Heinrich ließ das altrömische Werk in Merseburg mit einer steinernen Mauer umgeben und unterhalb desselben eben die Kirche, die jetzt die Mutterkirche ist, aus Steinen aufführen und am 19. Mai einweihen. Er erbaute auch noch andere Städte und Tempel des Herrn zum Heil seines Reichs und seiner Seele, voll frommen Eifers. Nach unzähligen Beweisen hoher Tugend verschied er, im sechzehnten Jahre seiner Regierung, im sechzigsten seines Lebens, am 7. Juli zu Memleben, und wurde zu Quedlinburg, das er selbst von Grund auf erbaut hatte, von allen Fürsten des Reichs mit Recht beweint, bestattet. Dies geschah im Jahre des Herrn 936. Indes erheiterte der Gedanke an den Charakter der hinterlassenen Söhne des Verstorbenen die trauernden Herzen der Fürsten, und sicherte ihnen die Freiheit beliebiger Wahl. Wehe den Völkern, denen keine Aussicht vorhanden ist, vom nachwachsenden Geschlechte ihrer Herrscher regiert zu werden, oder denen, indem sich unter ihnen Zwietracht erhebt und langer Streit erfolgt, nicht ein schneller Entschluß für das Verlorene Trost bringt. Wenn aber in dem Geschlechte des Verstorbenen sich Keiner findet, der eines solchen Amtes würdig wäre, so wird es doch in einem andern Hause einen wohl gearteten Mann geben, und so werde denn der mit Beseitigung alles Hasses und Neides herbeigezogen, denn es ist der größte Verderb, wenn Fremde als Regenten ans Ruder kommen: daraus entsteht Bedrückung und die größte Gefahr für die Freiheit. Von dem eben besprochenen Heinrich nun und von dessen Nachfolgern an bis auf den heutigen Tag sind vor Allen die Sachsen erhoben und in jeder Beziehung hoch geehrt. Was von denselben Preiswürdiges berichtet wird, das wird von dem Könige gleiches Namens, dessen Taten ich, wenn ich so lange lebe, beschreiben werde, sorgfältig befolgt; es wird aber, besorge ich, mit ihm ein Ende nehmen. Was ich daher von diesen jetzt irgendwie unbemerkt, oder was ich, weil ich darüber wegsterbe, ganz unausgeführt lassen sollte, das, geliebter Nachfolger, ergänze Du und vollende die Schilderung dieser Zeiten für die Nachwelt. Ich, Sünder, habe, in Allem fahrlässig, nicht nach dem Guten, sondern nur nach dem Bösen getrachtet, habe erst spät mich auf den Pfad der Tugend begeben und nach Besserung gestrebt; ich habe in keiner Weise das Heil meiner Seele bedacht. Seit ich zum Seelenhirten berufen bin, habe ich meine Anbefohlenen nur mit Worten, nicht mit Werken gelehrt. Von Außen schien ich tugendhaft zu sein, mein Inneres befleckte ich mit den ärgsten Gedanken; aus unreinem Samen entstanden, wälzte ich mich im Kote, wie ein unreines Schwein. Da mag wohl Einer sagen: „Dein Lob ist nicht fein!“ Dem antworte ich, daß ich in Wahrheit keinen schlechteren Menschen kenne, als mich. Deshalb klage ich mich so an, damit Du, der Du nunmehr die Wunden meiner Seele kennst, mir mit den nötigen Heilmitteln helfen und mir, dessen Lebensgeschick Du in mancher Hinsicht teilst, nach dem Maße die stützende Hand reichen mögest, wie Du selbst vor Deinem eigenen Gewissen zu erscheinen wünschest…“