Die Konvention von Tauroggen

„An den Namen Tauroggen knüpfen sich weltgeschichtliche Erinnerungen, und es ist ein Unglück für die beiden sich jetzt bekämpfenden Staaten gewesen, daß sie jenen Weg verlassen haben, an dessen Rande als Wahrzeichen deutscher und russischer Freundschaft Tauroggen stand.“ (Erich Ludendorff, „Meine Kriegserinnerungen“)

Heute im Jahre 1812 wurde die berühmte Konvention von Tauroggen abgeschlossen. Unsere Ostpreußen haben dazu einen sehr schönen Vortrag gemacht, den man sich unbedingt ansehen sollte, wenn man bei Tauroggen nur Bahnhof versteht: https://www.youtube.com/watch?v=cQGFHfurnhg Denn die Konvention von Tauroggen ist ein bedeutendes Ereignis in unserer deutschen Geschichte, damit werden nämlich die Befreiungskriege eingeläutet. Der Schritt des General Yorcks führte nämlich zur preußischen Schilderhebung gegen Napoleon. Passend zum Vortrag unserer Ostpreußen macht sich nun unser Carl von Clausewitz ein paar kluge Gedanken über die Wirkungen der Konvention von Tauroggen: https://archive.org/details/derfeldzuginrus00unkngoog

„Dieser flüchtige Blick auf die Folgen des Feldzugs in Rußland, auf das Auslaufen der Bewegung, in welche die Massen gekommen waren, war notwendig, um sich die Wichtigkeit der Yorkschen Konvention ganz klar zu machen. Vereinigte sich York wieder mit Macdonald, so hatte dieser mit der von Königsberg kommenden Division Heudelet eine Macht von 30,000 Mann hinter dem Njemen vereinigt. Da die Hauptarmee in Wilna Halt gemacht hatte, Tschitschagof den Befehl hatte, die Grenze nicht zu überschreiten, und Wittgenstein mit Einschluß der von Riga gekommenen Truppen nur noch etwa 25,000 Mann stark war, so ist es nicht denkbar, daß Wittgenstein auf eigene Verantwortung über den Njemen gegangen sein würde, dem Marschall Macdonald eine Schlacht anzubieten und den Krieg bis ins Herz des preußischen Staates fortzusetzen. Es heißt zwar in der Geschichte des russischen Feldzugs vom Obersten Buturlin, daß Graf Wittgenstein von der Gegend von Wilna aus zuerst die Bestimmung auf Gumbinnen gehabt habe, daß er aber wegen der schlechten Wege am Njemen genötigt gewesen sei sich nördlicher zu wenden, aber dieser unverständlichen oder vielmehr unverständigen Stelle dieses Buches kann man unmöglich eine große Autorität einräumen. Die Richtung auf Gumbinnen und die auf Wilkomierz sind zu verschieden, um einer und derselben Absicht zugeschrieben werden zu können. Man dachte in der Gegend von Wilna schwerlich daran, ein Korps von 25,000 Mann 30 Meilen weit vor nach Preußen hineinzuschieben. Nach dem, was dem Verfasser aus dem Wittgensteinschen Hauptquartier von jener Zeit her erinnerlich ist, hat Wittgenstein sich das sukzessive Vorrücken gegen Königsberg, um Macdonald abzuschneiden, und dann das Verfolgen dieses Marschalls bis an die Weichsel förmlich erkämpft. Wittgenstein selbst aber wurde nur durch das verspätete Eintreffen Macdonalds, dann durch die Trennung des Generals York, durch die mit ihm geführten Unterhandlungen, endlich durch den Abschluß der Konvention und die Gefahr, in welche Macdonald geriet, nach und nach von einem Schritt zum anderen fortgezogen, und es würde sich alles anders gestellt haben, wenn 30,000 Mann hinter dem Njemen oder auch hinter dem Pregel auf die Russen gewartet hätten. Es ist die höchste Wahrscheinlichkeit, daß der russische Feldzug vor der Hand an der preußischen Grenze sein Ziel gehabt hätte. Ob wir gleich nicht geneigt sind die Erscheinungen in dieser Welt als Folgen einzelner Ursachen zu betrachten, sondern sie immer nur als die Gesamtwirkung vieler Kräfte ansehen, so daß das Ausfallen eines einzelnen Gliedes niemals eine totale Veränderung hervorbringen kann, so müssen wir doch einräumen, daß oft Großes aus scheinbar Kleinem entsprungen ist und daß eine einzelne, also dem Zufall starker bloßgestellte Ursache oft sehr allgemeine Wirkungen hervorbringt. So ist es auch mit der Yorkschen Konvention. Es ist nicht vernünftig, zu glauben, daß ohne diesen Entschluß, welchen General York den 29. Abends in Tauroggen faßte, Bonaparte noch auf dem französischen Thron und die Franzosen noch die Gebieter Europas wären, denn diese großen Wirkungen sind die Folgen einer unendlichen Menge von Ursachen oder vielmehr Kräften, die größtenteils auch ohne den General York wirksam geblieben wären; aber zu leugnen ist nicht, daß der Entschluß dieses Generals ungeheure Folgen gehabt und wahrscheinlich das allgemeine Resultat sehr beschleunigt hat…“

Isolde Kurz

Viel zu sagen zum Leben unserer großen deutschen Dichterin Isolde Kurz gibt es wirklich nicht. Sie wurde 1853 im schwäbischen Stuttgart geboren und lebte seit 1877 im italienischen Florenz. Etwa 30 Jahre später kehrte sie heim und ließ sich schließlich in Tübingen nieder. Ihr Dichterruhm bescherte unserer Isolde Kurz 1913 die Ehrendoktorwürde der Tübinger Hochschule und 1933 die Aufnahme in die preußische Akademie der Künste ein. Neben zahlreichen Gedichten schuf unsere Bardin noch einige Märchen und viele Erzählungen. Darunter die „Florentiner Novellen“, „Von dazumal“, „Unsere Carlotta“, „Die Nacht im Teppichsaal“, „Lebensfluten“, „Die Humanisten“, „Cora“, „Nächte von Fondi“, „Vom Strande“, „Die Stunde des Unsichtbaren“, „Der Despot“, „Die Liebenden und der Narr“, „Aus frühen Tagen“, „Der Ruf des Pan“ oder „Das Haus des Atreus“. Die Erzählung „Schuster und Schneider“ habe ich mir aus den „Italienischen Erzählungen“ unserer Dichterin ausgesucht: http://storage.lib.uchicago.edu/pres/2005/pres2005-675.pdf

„Paul Andersen war, wie so mancher junge Künstler vor ihm, auf einer Studienreise in Italien hängen geblieben und hatte niemals wieder den Rückweg nach Deutschland gefunden. Über seine Aussichten gab er sich selber keiner Täuschung hin, er besaß weder Vermögen, noch die nötige Protektion, um sich auf dem fremden Boden vorwärts zu bringen, auch war sein Talent und sein Selbstgefühl von dem überwältigenden Anblick der großen Alten allmählich so zusammengedrückt worden, daß er es kaum mehr wagte, den Pinsel in eigener Sache einzutauchen, sondern sich zumeist auf das Kopieren alter Bilder warf. An diese Aufgabe wandte er den ganzen Ernst und Fleiß und die unermüdliche Treue seiner tiefgründigen Natur und die Eigentümlichkeiten der alten Meister wurden ihm mit der Zeit so geläufig, daß für ein ungeübtes Auge seine Kopien von den Originalen kaum zu unterscheiden waren. Darüber ging freilich die eigene schöpferische Kraft zu Grunde und sein Interesse beschränkte sich bald ganz auf das Ausdenken technischer Kunstfertigkeiten im Behandeln der Farben und Leinwand, wodurch er seinen Arbeiten auch noch das Aussehen des Alters gab und sie den Urbildern auf Haaresbreite vollends annäherte. Obgleich er nun so hoch über dem Troß der Kopisten stand, wie die alten Meister über ihm, brachte er sich doch nur kümmerlich fort, denn er wußte sich keine Geltung zu verschaffen und fast alle seine Bestellungen gingen durch dritte Hand, wobei die Hälfte der Einnahmen unterwegs blieb. Dennoch zog er dieses trübe schattenhafte Dasein dem freundlichen aber spießbürgerlichen Sonnenschein seiner heimischen Verhältnisse bei weitem vor, und war gesonnen, in Florenz zu leben und zu sterben. Nie gönnte er sich eine Abwechslung oder Zerstreuung, die Geld gekostet hätte und die ängstliche Gewissenhaftigkeit, mit der er über seine Ausgaben wachte, wurde ihm im Lauf der Jahre zur zweiten Natur. Das Erdarbte brachte er seiner Braut, einem blonden schüchternen Mädchen, das als Gouvernante in einer kinderreichen deutschen Fabrikanten-Familie auch nicht auf Rosen gebettet war. Diese trug es mit dem ihrigen auf eine Bank, wo sie sich von einem Kommis, der ihr persönlich bekannt war, beim Ankauf der Papiere beraten ließ. Paul Andersen mischte sich nie in dieses Geschäft, er war bei aller Besonnenheit ein wenig Phantast und sah das Geld für eine dämonische, dem Menschen feindselige Natur an, mit der er so wenig wie möglich zu schaffen haben mochte, ja er fühlte sich immer ordentlich erleichtert, wenn die kleinen Summen, die er bei Seite legen konnte, nicht mehr in seinen Händen waren. In der Via Ghibellina bewohnte er hoch oben im dritten Stockwerk eines alten Hauses zwei dürftig eingerichtete Zimmer, deren eines mit Bilderrahmen, Mappen und Skizzenbüchern angefüllt war und deshalb das Atelier hieß, obwohl er nicht darin malte. Eine zerbröckelnde steinerne Terrasse, die an seinen Korridor stieß und auf den sogenannten »Garten«, einen gepflasterten Hof mit mehreren Bäumen hinuntersah, wurde ihm von der Wirtin noch unentgeltlich zum Trocknen seiner Bilder überlassen. Diese Terrasse war seine einzige Freude, denn er, dem alles andere fehlschlug, hatte eine glückliche Hand für Blumen und schuf sich den trübseligen Winkel, den zuvor nur Waschseile mit aufgehängten Hemden und zerrissenen Strümpfen zu schmücken pflegten, in ein kleines Paradiesgärtlein um, in dem es das ganze Jahr hindurch Frühling war. Aus Sämereien und Setzlingen zog er seine Blumen, die sich Kopf an Kopf in dreifacher Abstufung die steinerne Ballustrade hinandrängten, während dunkle Blattpflanzen, deren ihm keine je verdarb, in diesem Farbenkonzert den Grundbaß spielten. Der Duft seiner Terrasse füllte wetteifernd mit dem Firnißgeruch der Bilder das ganze Haus. Jeden Abend schleppte er selber einen großen Eimer Wasser, der den Tag über im Hof gesonnt werden mußte, seine drei Treppen hinauf, um die Blumen zu begießen, und wenn er sich auch in den heißesten Monaten nicht entschließen konnte, die Stadt zu verlassen, so geschah es ebenso sehr aus Rücksicht auf seine Blumen, wie auf sein Budget. Im Winter wurde die Terrasse durch große Glasscheiben, den einzigen Luxus, den Paul Andersen sich gestattete, geschützt. Dorthin zog er sich zurück, wenn die Tramontana das Haus rüttelte und er zu sparsam war, um einzuheizen, und in den schwülen Sommernächten, wo die Zimmer vor aufgespeicherter Tageshitze dampften, saß er draußen auf seiner Terrasse beim Schein der Lampe lesend oder in einsamer Grübelei. Ab und zu aber wurde dies stille, heimliche Blumenland der Schauplatz einer lärmenden Orgie. Dies geschah, wenn es dem Bewohner des ersten Stockwerks, dem tollen Baron Neubrunn, einfiel, die gemeinsamen Freunde zu einer Bowle auf Andersens Terrasse einzuladen. Dann widerhallte der schweigsame Hofraum von deutschen Studentenliedern, italienischen Operettenmelodien und einem Gewirr lachender, trunkener Stimmen, durch die Neubrunns Baß wie ein Trompetentusch hindurchklang. Und Paul Andersens weiße, zärtliche Azaleen, seine stolzen Marschall-Niel-Rosen und lachenden Chrysanthemen wunderten sich über die seltsamen Reden, die in solcher Nacht an ihren Ohren vorüberrauschten, noch mehr aber wunderten sie sich über ihren Herrn, der aufgelöst von Weingenuß und Wohlbehagen unter den ausgelassenen Gästen saß und seinen ganzen innern Menschen in einem Strom von Lebenslust badete. Nur daß er jedesmal nach einer solchen Entladung sich auf lange Zeit um so hartnäckiger in sich selbst verbiß, wofür ihn sein Freund Neubrunn, dem ein Tag wie der andere im Genuß verging, einen Greis ohne Vergangenheit schalt. Dieser Neubrunn, ein mißratener Litterat und herabgekommener Adliger, hatte eine ganze Flucht schönmöblierter Zimmer im ersten Stock inne, für die er seit Jahren den Mietzins schuldig war. Sein auf unzähligen Mensuren zerhacktes Gesicht, das sich schon aufzuschwemmen begann, verriet nur noch durch den edlen Knochenbau, daß es einst auf der Universität dem »schönen Neubrunn« gehört hatte, aber sein athletischer Wuchs war trotz der lotterigen Lebensweise geschmeidig geblieben und die unverwischbaren Kennzeichen edler Rasse, die seiner ganzen Erscheinung anhafteten, machten ihn auf den ersten Blick sympathisch…“

Thea von Harbou

Wir Deutschen feiern heute den Geburtstag von unserer großen Filmemacherin und Schriftstellerin Thea von Harbou. Im fränkischen Dörfchen Tauperlitz kam unsere Künstlerin 1888 zur Welt. Für zahlreiche unserer altdeutschen Filme schrieb sie die Drehbücher – darunter Meisterwerke wie „Der müde Tod“, „Dr. Mabuse, der Spieler“, „Die Nibelungen“, „Metropolis“, „M“, „Das Testament des Dr. Mabuse“, „Hanneles Himmelfahrt“, „Prinzessin Turandot“, „Ein idealer Gatte“, „Der alte und der junge König“, „Eine Frau ohne Bedeutung“, „Der zerbrochene Krug“ und „Via Mala“. Zahlreiche Bücher gibt es von unserer Thea auch zu lesen. Alle können nicht genannt werden und so soll diese Auswahl genügen: „Die nach uns kommen“, „Der Krieg und die Frauen“, „Der unsterbliche Acker“, „Deutsche Frauen. Bilder stillen Heldentums“, „Die deutsche Frau im Weltkrieg. Einblicke und Ausblicke“, „Der belagerte Tempel“, „Die unheilige Dreifaltigkeit“, „Gold im Feuer“, „Die Insel der Unsterblichen“ und „Aufblühender Lotos“. Für einige ihrer Filme hat unsere Thea von Harbou auch begleitend Romane geschrieben, namentlich für die Nibelungen oder Metropolis. Ihren Film „Eine Frau ohne Bedeutung“ trifft meine Wahl. Es handelt sich dabei um eine Verfilmung des gleichnamigen Bühnenwerkes von Oskar Wilde: https://www.youtube.com/watch?v=weUcWdGDlqY

Johannes Kepler

Den Geburtstag von unserem großen deutschen Sternenforscher Johannes Kepler feiern wir heute. Unser Kepler wurde 1571 in Weil geboren, studierte in Tübingen und wurde 1601 zum kaiserlichen Mathematiker ernannt. Ein Amt, das er unter Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. innehatte. Er stand auch im Dienste Wallensteins als Sterndeuter. Mit der Aufstellung der Gesetze zur Berechnung der Planetenlaufbahnen hat sich unser Kepler seinen Platz in der deutschen Wissenschaftsgeschichte wahrlich verdient. Man hat ihn sogar in die Regensburger Walhalla aufgenommen, wo wir Deutschen unserer großen Helden, Dichter, Feldherren, Herrscher und Denker zu gedenken pflegen. Mit Barbara Müller fand unser Kepler 1597 sein häusliches Glück. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Seinen Blick richtete unser Kepler nicht nur in die Sterne, sondern befaßte sich auch mit recht bodenständigen und nützlichen Dingen wie beispielsweise den Fässern: https://archive.org/details/bub_gb_qnM3AAAAMAAJ

„Soviel Körperformen entstehen also durch die Drehung der Kegelschnitte längs eines Kreises; dabei sind aber die Segmente, welche aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt sind, nicht mitgezählt. So besteht z. B. ein Zinnteller meist aus drei Oberflächenteilen: einem Kugelsegment als Boden, einem parabolischen Krater als Seiteywand, und aus einem Rand (limbus), der der Oberfläche eines sehr stumpfwinkligen Kegels angehört oder auch der schiefen Zone einer Kugel. Und wenn man auch in der künstlichen Ausmessung bei mehreren auf dasselbe kommt, so muß man doch die so vielfältigen Unterschiede ihrer geometrischen Erzeugung kennen, damit man nicht bei der allgemeinen Betrachtung einzelner besonderer Fälle unvermutet in unentwirrbare Fallstricke gerät. Mit diesen einzelnen Fällen mögen sich die Geometer beschäftigen nach dem Beispiele des Archimedes, der von ihnen nur vier und einen fünften Fall, nämlich die Kugel betrachtet hat, nicht weil sie die nützlichsten oder gewöhnlichsten sind, (denn was hat das parabolische Konoid voraus vor einem Ring, einem Apfel, einer Birne, einer Pflaume, einer Nuß?), sondern weil sie sich als die einfachsten und der Kugel am nächsten stehenden darbieten. Wir werden jetzt nur jene betrachten , die auf die spindelförmigen Hyperboloide führen, deren mittlere Teile unsere heimischen Fässer sind; auf diese werde ich also die folgenden Lehrsätze anwenden. Lehrsatz XVIII. Jeder Ring mit kreis- oder ellipsenförmigem Querschnitt ist gleich einem Zylinder, dessen Höhe gleich dem vom Mittelpunkt der Figur bei der Rotktion beschriebenen Kreisumfang, und dessen Grundfläche der Querschnitt ist.Gemeint ist hier ein Schnitt, der durch eine Ebene entsteht, die durch den Mittelpunkt des Zwischenraums geht und zur Ringoberfläche normal ist. Der Beweis gründet sich zum Teil auf Lehrsatz XVI und kann auf dieselben Elemente gestützt werden, mit denen Archimedes die Grundsätze der Stereometrie vorträgt. Wenn man nämlich den Ring G CD Fig. 2 1 durch Schnitte aus dem Zentrum A in unendlich viele und sehr dünne Scheiben zerschneidet, so wird eine Stelle der Scheibe gegen den Mittelpunkt A hin um so viel schmäler sein, als diese Stelle, z. B. E, dem Mittelpunkt A näher liegt als F oder eine durch F in die Schnittebene zu ED gezogene Normale, und um soviel breiter in dem äußeren Punkte D. Danach wird, wenn man D u. E zugleich betrachtet, die Dicke an diesen beiden Stellen zusammen doppelt so groß sein wie in der Mitte der Scheiben. Diese Überlegung würde nicht gelten, wenn die Scheiben ED mit ihren Teilen diesseits und jenseits des Umfangs FG und der durch V und G gezogenen Normalen nicht gleich und gleich gelegen wären. Folgesatz. Diese Art der Messung gilt ebenso für einen Ring mit kreisförmigem Querschnitt, wie für einen elliptischen hohen, niedrigen oder geneigten Ring, und ebenso für geschlossene wie für offene Ringe, ja überhaupt für alle Ringe, welcher Art auch ihr Querschnitt sein möge, sobald nur die Schnitte in der durch AD senkrecht zur Ringfläche gelegten Ebene diesseits und jenseits von F gleich und gleich gelegen sind. Wir wollen dies untersuchen, wenn der Querschnitt ein Quadrat ist. Es sei also der Ring von quadratischem Querschnitt, und man denke sich über ED ein Quadrat. Dieser Ring kann auch anders berechnet werden. Denn er ist der äußere Teil eines Zylinders, dessen Grundfläche ein Kreis mit dem Halbmesser A D und mit der Höhe ED ist, von welchem der Kern oder der Zylinder mit der Basis AE und der Höhe ED abzuziehen ist. Deshalb ist das Produkt von ED mit der Differenz der Kreisflächen AD und AE gleich dem Rauminhalt des Ringes mit quadratischem Querschnitt. Wird ED mit der Differenz der Quadrate von AD und AE multipliziert, so verhält sich der so entstandene Körper zum vierten Teil des Ringes, wie das Quadrat zum Kreise, also wie 14 zu 11…“

Ernst Moritz Arndt

Den Geburtstag von unserem großen deutschen Dichter und Denker Ernst Moritz Arndt feiern wir heute und am Besten feiert man unsere alten deutschen Dichter und Denker wahrlich mit ihren Werken. Alles andere wäre ein leerer Lippendienst, der stark den peinlichen Auftritten der liberalen und kommunistischen Dienern des Auslandes gleicht, wenn diese an bedeutenden Jahrestagen versuchen, sich mit unseren deutschen Großen zu schmücken. Diese Peinlichkeit bleibt unserem Arndt zwar zum Glück erspart, da er nach dem Sechsjährigen Krieg in die Acht gefallen ist. Angeblich weil er die Finanzheuschrecken und die Gallier nicht mag, in Wahrheit aber, weil seine Schriften und Gedichte den feilen Dienern des Auslandes ein steter Stachel im fetten Fleisch sind. Doch wie sagt unser Schiller so schön: „Was ihn Euch widrig macht, macht mir ihn wert.“ In seiner berühmten Streitschrift „Der Rhein Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze“ hat sich unser Arndt einmal ein paar Gedanken zur Verschiedenheit unseres deutschen Wesens von dem der Gallier gemacht: https://archive.org/details/derrheindeutsch00wildgoog

„Ein sehr großer Grund liegt auch in der Verfassung und in dem Charakter der beiden Völker, von welchen hier gehandelt wird. Die Verfassung des deutschen Volkes ist eidgenössisch und bündisch: sie wird auch künftig immer mehr oder weniger bündisch oder republikanisch bleiben; also wird das Volk nie mit der wildesten und willkürlichsten Gewalt gebraucht und gemißbraucht werden können, wenigstens nicht lange Zeit, wenn einem außerordentlichen und ungeheuren Menschen solches auch einige Zeit gelänge, oder wenn eine ungeheure und alles erschütternde Begebenheit das Volk auch vielleicht einmal aus seinen ordentlichen Verhältnissen herausrisse. Der Charakter des deutschen Volkes ist still, mäßig, gerecht, eher zu ruhig als zu wild. Seine Geschichte beweist, daß es immer lieber das Seine behalten als das Fremde erobern will. Dies Lob gab ihm vor 1700 Jahren schon Tacitus, als römische Heere am Rheinstrom von den Germanen erschlagen lagen. Die Deutschen sind nie ein Eroberervolk gewesen, außer in jener wilden alles umkehrenden Zeit des fünften und sechsten Jahrhunderts, wo, weil die Welt eine neue und andere Welt werden und eine ganz neue Gestalt gewinnen sollte, alle Weltteile und Völker auf einander stürzten und sich über ein Jahrhundert in wilden Revolutionen und blutigen Kämpfen zerarbeiteten, bis Rom in Trümmern lag und die Gründe eines neuen Lebens geworfen waren. Die Verfassung des Franzosen ist monarchisch, war es von jeher, und wird unter tüchtigen und eingreifenden Herrschern immer despotisch, so daß die Franzosen zu eigenem und fremdem Verderben oft ein halbes Jahrhundert auf das willkürlichste und grausamste gemißbraucht werden können. Der französische Charakter ist leichtsinnig, unstet, unruhig, ungerecht, immer zwischen dem Zuviel und Zuwenig wankend, also keiner stetigen Freiheit fähig: weil sie sich durch den eigenen Willen nicht beherrschen können, müssen sie einem fremden blind gehorchen. Sie haben Anlage zu einem Eroberervolke, aber wenig Anlage, das Eroberte zu gebrauchen. Nie werden ihre Nachbarn vor ihnen Ruhe haben. Wir Deutsche können von ihrer Unruhe, Treulosigkeit, und Unrechtlichkeit Geschichten erzählen: auch die Italiener und Spanier können es. Sie sind nicht bloß heute so, sie sind nicht bloß durch die Revolution so geworden, nicht bloß durch Napoleon über alles Maß hinausgetrieben; sie sind so gewesen seit den Anfängen ihrer Geschichte, sie werden so sein bis an das Ende derselben. Übermacht ist gefährlich in den Händen jedes Volks, in ihren Händen ist sie die gefährlichste…“

Arndts Gedicht „Das Lied vom heiligen deutschen Lande“ soll das dichterische Schaffen unseres Barden veranschaulichen:

„Es klang von hohen Ehren

Ein heller Wunderklang,

Wie längst verschollne Mären

Er durch die Seelen drang,

Wie Wasser aus den Tiefen

Zum Himmel schäumend sprühn,

Wie Geister, welche schliefen,

Die Mitternacht durchziehn.

So faßt‘ es alle Herzen,

So klang’s durch jede Brust,

Voll heißer Weheschmerzen,

Voll heißer Wonnelust;

Wie Menschen in Gewittern

Den Glanz des Höchsten sehn,

Mit Freude und mit Zittern

In seiner Macht vergehn.

Denn Gott, der alte Retter,

Der droben wandeln geht,

Erschien in Blitz und Wetter

In hehrer Majestät;

Als Richter wollt‘ er kommen

Herab vom Himmelreich,

Drum freut euch all ihr Frommen,

Ihr Frevler, werdet bleich.

Wer kann die Taten sprechen,

Die Gott der Herr getan,

Wodurch er Schanden brechen

Und Ehren lohnen kann?

Wer zählt die edlen Toten,

Die trotzig auf das Kreuz

Sich kühn zur Sühnung boten

Im süßen Himmelreiz?

Wer zählt die Wundertaten,

Die Preise mannigfalt,

Die also schön geraten

Durch Gottes Allgewalt?

Der Wahn ist nun zerstoben,

Zermalmt die Tyrannei,

Der Mensch blickt hin nach oben

Und jauchzet: Wir sind frei!

Das war der Klang der Ehren,

Das war die Wunderzeit,

Die, selig im Gebären,

Sich ihrer Wehen freut;

Das brauset in den Tiefen,

Das blitzt am Firmament,

Die Geister, welche schliefen,

Jetzt jedes Kind erkennt.

Sie schreiten schön gerüstet

Daher im Himmelschein,

Und jedes Herz gelüstet

In ihrer Schar zu sein;

So wie die Kindlein eigen

Der lieben Mutter sind,

Naht ihnen frommes Neigen

Ein jedes Menschenkind.

Der erste ist der Glaube,

Er trägt den Kreuzesbaum

Und blicket von dem Staube

Hinauf zum Sternenraum:

Hienieden ist sein Sehnen

Und seine Freude nicht,

Der Himmel nur lockt Tränen

Von seinem Angesicht.

Von allen Himmelsbräuten

Das allerschönste Kind

Geht Hoffnung ihm zur Seiten,

Gar lieblich, zart und lind:

Sie weiß nichts von der Erden

Noch von der Erdenfreud‘,

Will gern ein Engel werden

Und trägt ein grünes Kleid.

Die dritte heißt die Liebe,

Trägt einen Dornenstrauch

Und saugt mit süßem Triebe

Der roten Rosen Hauch:

Sie meldet, daß im Leide

Die höchste Wonne blüht,

Drum Wehmut mit der Freude

Ihr als Geleite zieht.

Es wandeln still und leise

Die Himmelsboten drei,

Gar hold ist ihre Weise

Wie Kinderspiel im Mai,

Sie spielen tausendfaltig

Dahin im Ernst und Scherz,

Daß Gottes Kraft gewaltig

Entflammt das Menschenherz.

Und mit Posaunenschalle

Ertost es durch die Welt:

Ihr Völker, kommet alle!

Gott führet an, der Held.

Hinein, hinein mit Freuden!

Hinein ins blut’ge Feld,

Für Recht und Licht zu streiten!

Gott führet an, der Held.

Du hast es wohl vernommen,

Mein heil’ges deutsches Land;

Du Vaterland der Frommen,

Nach Helden viel genannt,

Du zogst den kühnen Degen

Mit Gott für heil’gen Krieg,

Und über dir war Segen,

Und neben dir stand Sieg.

O Land der alten Treue!

Mein deutsches Vaterland!

Du hast des Himmels Weihe,

Du hast sein Unterpfand:

Halt fest mit starkem Sinne,

Was Gott der Herr dir gab,

Des Himmels reine Minne,

Die ist der Heere Stab,

Die ist der Heere Fahne,

Ihr Stahl und ihre Burg

Und ficht im hehren Wahne

Die Todesschlachten durch;

Die sei in allen Tagen

Im Frieden und im Streit

Dein Wollen und dein Wagen

Nun und in Ewigkeit.“

Kaiser Friedrich der Zweite

Unser alter deutscher Kaiser Friedrich der Zweite erblickte 1194 in Ancona das Licht der Welt. Sage und schreibe 38 Jahre lang regierte er unser altes deutsches Reich und hatte dabei vor allem mit dem Papsttum zu ringen, fand aber auch Zeit für einen Kreuzzug, zum Burgenbauen, für die Falkenjagd und zur Förderung der Künste. Daß aus seinem ältesten Sohn Heinrich nichts geworden ist, war wohl Schicksal, denn an diesem versuchte sich selbst Walther von der Vogelweide vergebens:

„Halsstarrig Kind, du bist zu krumm,

Es biegt dich keiner grade mehr;

Der Rute bist du leider schon zu groß,

Dem Schwerte noch zu klein –

So schlaf in Ruhe denn vor mir!

Ich halte schier mich selbst für dumm,

Daß ich dich ehrte allzusehr;

Ich barg die Unart dein in Freundes Schoß,

Mein Leid band ich ans Bein –

Und tief verneigt ich mich vor dir!

Nun sei dein Lernen lehrerlos,

Ich kann nicht länger meistern dich,

Vermags ein andrer, der dir mehr

Behagt, wohlan! so freu es mich.

Doch weiß ich wohl, wenn seine Kraft

Zu Ende geht und nichts mehr schafft,

Noch etwas lockt aus dir herfür,

So steht der Herr mit seiner Kunst

Bald ratlos vor der Tür!“

Mit unserem Kaiser Friedrich trat unser deutsches Kaisertum noch einmal gegen das Papsttum an und davon berichtet uns nun unser Geschichtsgelehrter Franz Kampers in seinem Werk „Kaiser Friedrich II. – Der Wegbereiter der Renaissance“:

„Friedrichs Fortuna ist „das beseelte Gesetz auf Erden“, ebenso wie die Tyche Justinians in den Novellen „die beseelte Weltordnung“ ist. Fortuna und Tyche sind in beiden Fällen die gleiche Hypostase, die in engster Beziehung zum Herrscher steht. Dass es sich wirklich um eine Hypostase handelt, tut die ganze Entwicklungsgeschichte des Begriffes Tyche dar. Dieser kennzeichnet schon den hellenistischen Herrscherkult. Er ist aber kein hellenistisches Eigengut, sondern ein durch den hellenistischen Geist hindurchgegangenes orientalisches Erbe. Vom Hvarenô, dem leuchtenden Nimbus der göttlichen Majestät in der Lehre der Perser, führt die Entwicklungsgeschichte dieses Begriffes zu dem kaiserlichen Genius Roms. Wie die Fravashi des Königs – der von der Körperwelt unabhängige, unvergängliche Teil der Seele – durch das Hvarenô, wie der Daimon durch die Tyche, so wird der Genius des Kaisers durch die Fortuna erhöht. Tyche-Fortuna bezeichnet demnach die antike und die friederizianische Form des Gottesgnadentums. Von hier aus wird das Wort des Staufers verständlich: „Seit der Caesaren erlauchte Natur mit glückhafter Kraft unsere königliche Veranlagung überkam, ehe noch ein höheres Los uns beglückte…“ Von hier aus erkennen wir auch in der Kolossalfigur auf dem von Friedrich errichteten Triumphtor in Capua, auf dem die Statue des Kaisers in einer Nische thronte, seine Fortuna Caesarea. Als Weltnotwendigkeit, als die in der Tatsächlichkeit der Dinge ruhende Weltordnung ist Friedrichs Fortuna in seinen Staatsschriften die Majestät des allgebietenden römischen Kaisers. Wie sich dessen übermenschliche Erhabenheit offenbart, wie dieser Staufer als Imperator gewertet werden wollte, das lassen die aus seiner Kanzlei hervorgegangenen Dokumente deutlich erkennen. Schon die Schriftsätze der ersten Hälfte seiner Regierung bieten die Hauptzüge dieses Selbstporträts des Augustus; in der späteren Zeit des Todesringens sind sie nur noch etwas schärfer herausgearbeitet. In seinem Manifest gegen den Papst vom Jahre 1247 sagt Friedrich, daß Gregor IX. den Fürsten „leichtfertig“ das römische Kaisertum versprochen habe, „das von den Staufern sich abzuwenden in der Dauer urlanger Zeiten verlernt hat, und unsere Königreiche durch das Blut unserer Vorgänger erworben, geweiht durch ihre Grabmäler und durch ihre Bilder geziert.“ Das römische Imperium ist hier zu einem erblichen Besitz der Staufer geworden. Der alte germanische rechtliche Begriff der Königssippe hat sich von der engen Scholle losgelöst und ist dem Kaisertum in das weite Reich der über der Erde schwebenden Idee gefolgt; er ist dort zum „Reichsgeblüt“ geworden. Friedrichs Sohn Manfred, der dem Gedankenfluge des Vaters folgen konnte, rief nach dessen Tode auf die Frage, wer jetzt über Rom herrschen solle: „Es antwortet des Weltalls gebietende Notwendigkeit: ‚Niemand als des größten Cäsar Sohn, den jene Natur, die dem Reichsgeblüt überhaupt entkeimt ist, beisteht zu glückhafter Tat.‘“ Die Fortuna Caesarea als Weltnotwendigkeit ist dadurch dauernd auf das staufische Haus übergegangen. Sie hat dieses berufen; sie machte es, indem sie es mit ihrer Gnadengabe ausstattete, aus einer germanischen königlichen zur römischen cäsarischen Sippe. Die von der Fortuna der Welt ausgehende Berufung des staufischen Geschlechtes, die von der Fortuna Caesarea verliehene Fähigkeit, verbunden mit den Sternenmächten kundig und Herr zu werden der Notwendigkeiten des Lebens, machen den Träger der Kaiserkrone zum Weltenschicksal. Friedrich selbst nennt sich das „Leben aller Leben“ und in seiner Gesetzgebung heißt es – allerdings wieder in christlicher Verbrämung –, daß die Untertanen „nach Gott allein durch die Sanftmut der cäsarischen Erhabenheit atmeten.“ Göttlich war dereinst das Geschlecht des Divus Augustus. „Göttlich“ nennt Friedrich sich selbst und auch seine Mutter. Seinen Sohn Konrad bezeichnet er als den „göttlichen Sproß cäsarischen Blutes.“ Eine solche Bezeichnung läßt schon erkennen, daß Friedrich des Glaubens war, der unmittelbare und darum vollberechtigte Nachfolger der Augusti Roms zu sein. Wie diese, so leitete auch er sein Herrscherrecht von römischen Volke her, das seine Souveränität dem Princeps, dem ersten Mann im Staate, freiwillig übertrug. Indem Friedrich sich auf die lex regia berief, indem er mit Vorliebe später daran erinnerte, daß die Römer selbst ihn zum Kaiser wählten, bricht er mit der alle solche römischen nicht mehr zeitgemäßen Ansprüche verneinenden Auffassung seiner Ahnherren Konrad und Barbarossa. Er erkennt das Souveränitätsrecht der Römer an. Damit erst hatte der alte Romgedanke über das deutsche Königtum vollends gesiegt. In dem mittelalterlichen Kaiserspruch: „Rom, das Haupt der Welt, lenkt des Erdballs Zügel“ war Roma nur ein altüberkommener Gedanke, der eine große Erinnerung verkörperte. Auf die noch gegenwärtige einstige Königin am Tiber, auf die sich ja nur zu oft die tragischen Schatten der Vergessenheit und der Verkommenheit senkten, nahm er nicht Bezug. Jetzt aber erkennt ein Kaiser an, daß mit den Mauern und dem Volke Romas auch deren Recht, die Macht in der Welt zu vergeben, fortbestehe. Räumlich umfaßte das Imperium Romanum nach dem römischen Recht den ganzen Erdkreis. Indem Friedrich sich auf dieses Kaiserrecht stützt, schreibt er 1242 den Römern: „Unsere Zügel schwingen bis an die fernen Grenzmarken der Erde… Uns dient die Erde, Uns huldigt das Meer, und auf einen Wunsch geschieht alles Begehrte.“ Peter von Vinea ruft in ähnlichen Wendungen in seiner Lobrede auf den Kaiser aus: „Wahrlich! Es verehrten ihn Erde und Meer, und es bejubeln ihn geziemend die Lüfte, ihn, der der Welt als wahrer Kaiser von der göttlichen Hoheit verliehen, als des Friedens Freund, der Liebe Schutzherr, des Rechtes Begründer, der Gerechtigkeit Bewahrer, der Macht Sohn, die Welt in beständiger Einwirkung verwaltet!“ Als Urform des Guten „bindet er die Zonen und verknüpft er die Elemente.“ Ein Chronist ruft aus: „Dieser Kaiser, der Welt wahrer Herrscher, dessen Ruhm sich über den ganzen Erdrund ausdehnt, war des Glaubens, er könne seine Natur der der Himmlischen angleichen.“ Anziehend ist die Beobachtung, daß in dieser Verherrlichung des „Imperium ohne Ende“ sich einmal auch der Gedanke der europäischen Kulturwelt, der griechischen Ökumene, vernehmen läßt, die der Barbarei des Ostens gegenübergestellt wird. Matthäus Paris schreibt nämlich: „Die Tataren sollen sich nicht länger rühmen, da vor den siegreichen Adlern des übermächtigen Europa Satan selbst sie in den Tod stürzen wird! …“

Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) versammelt der Papst Innozenz eine Kirchenversammlung, auf der er unseren Kaiser Friedrich den Zweiten absetzen lassen will: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Zu der bestimmten Zeit fanden sich in Lyon die Patriarchen von Konstantinopel, Antiochien und Aquileia, 140 Erzbischöfe und Bischöfe, besonders zahlreich aus Spanien, und die Gesandten der meisten weltlichen Herrscher ein. Aus des Kaisers Staaten kam nur, mit dessen Bewilligung, der Erzbischof von Palermo; aus Deutschland kamen sehr wenige. Von weltlichen Fürsten war nur der Kaiser Balduin von Konstantinopel zugegen, der Regent des schon sehr gesunkenen lateinischen Kaisertums, der an den Höfen der Könige umherwanderte, um Hilfe zu suchen. Innozenz behandelte ihn mit vieler Auszeichnung, um unter den Richtern auch einen Kaisernamen zu haben. Jedenfalls war die Zahl der anwesenden Prälaten gegen ihre Anzahl in allen Ländern der Christenheit nur gering; aber Innozenz zeigte auch bald durch die ganze Behandlung der Sache , daß er sein schon im Voraus fertiges Urteil keiner ausführlichen Untersuchung mehr zu unterwerfen gedachte. Am Montage nach Johonnis zog er an der Spitze der sämtlichen Prälaten und Abgeordneten in die Kirche des heil. Johannes. Aus einem erhöhten Sitze in der Mitte saß er selbst, rechts von ihm der Kaiser Balduin, ihm gegenüber die Patriarchen von Konstantinopel und Antiochien. Nachdem das „Komm, heiliger Geist“ gesungen war, begannen die vorbereitenden Verhandlungen. Nach einigen unbedeutendern Vortragen trat der erste Gesandte Friedrichs, sein Kanzler Thaddäus von Suessa, ein trefflicher Rechtsgelehrter und sehr beredter Mann, aus, entschuldigte des Kaisers Abwesenheit mit Krankheit und bot in dessen Namen, um des Friedens mit der Kirche willen, des Kaisers Hilfe zur Herstellung des lateinischen Kaisertums, Hilfe gegen die Mongolen und gegen die Chowaresmier, die im Jahre vorher das heilige Land eingenommen hatten, und Rückgabe der kirchlichen Besitzungen, nebst Vergütung alles geschehenen Unrechts, an. – „Groß und herrlich“, sprach Innozenz, „sind des Kaisers Versprechungen, aber sie werden nicht erfüllt werden; jetzt, da die Axt schon dem Baume an die Wurzel gelegt ist, will er nur Zeit gewinnen. In welchen Banden soll ich diesen wandelbaren Proteus festhalten, und wer wird mir für seine Zusagen Bürgschaft leisten?“ – „Die Könige von Frankreich und England“, antwortete Thaddäus, „mögen bürgen und den Kaiser zur Erfüllung anhalten.“ – „Mitnichten“, sprach Innozenz, „denn wenn Friedrich, wie ich voraussehe, zurücktritt, so müßte die Kirche gegen die Bürgen verfahren und hatte statt eines Feindes deren drei, und zwar die mächtigsten der Erde.“ Hiermit endigte diese vorbereitende Sitzung und nach vier Tagen eröffnete der Papst die erste eigentliche Sitzung mit noch größerer Feierlichkeit. Er hielt unter vielen Tränen eine Rede über die Worte aus den Klagliedern Jeremiä: „O ihr, die ihr vorübergehet, gebet Acht und sehet, ob ein Schmerz gleich sei dem meinigen!“ Dann verglich er seinen fünffachen Schmerz mit den fünf Wunden Christi, nämlich über die Verwüstungen der Mongolen, die Trennung der griechischen Kirche von der römischen, die vielfachen Ketzereien, das Unglück des heiligen Landes unter den Chowaresmiern, und endlich den bittersten über den Kaiser, der aus einem Beschützer der Kirche ihr Feind und Widersacher geworden sei. Seine großen Verbrechen seien: Ketzerei, Kirchenraub und wiederholter Meineid. Die Ketzerei beweise er durch den Verkehr mit den Sarazenen und ihre Begünstigung; den Kirchenraub habe er vielfach in den römischen und seinen eigenen Landern geübt, indem er die Güter der Kirche genommen, aus Eigennutz Erzbistümer, Bistümer und Pfarreien unbesetzt gelassen habe und die Geistlichen besteuere; Meineid habe er durch den Bruch feierlich beschworener Urkunden, (welche der Papst bei diesen Worten emporhielt), begangen. Als der Papst geendigt, sprach Thaddäus mit festem Mute und so beredt zur Verteidigung seines Herrn, daß er viele der Hörer gewann. Er brachte päpstliche Bullen hervor, aus welchen er beweisen könne, daß nicht sein Herr, sondern die Papste ihr Wort gebrochen; ob der Kaiser ein Ketzer sei, könne niemand wissen, als er selbst, da niemand in sein Inneres zu sehen vermöge; die Freundschaft mit den Sarazenen gereiche zum Vorteile der Christenheit; was die Beraubung der Kirchen betreffe, so fordere der Kaiser nur, was des Kaisers sei, und bestrafe nur diejenigen Geistlichen, die sich als seine Feinde zeigten und zu seinem Untergange wirken wollten. Damit sich aber sein Herr vollständiger gegen die Beschuldigungen des Papstes verteidigen könnte, forderte Thaddäus zuletzt eine Frist, binnen welcher der Kaiser selbst herkommen oder seine Gesandten mit Weisung und Vollmacht versehen könne. „Das sei ferne“, fiel der Papst ein, „daß er komme! ich fürchte die Schlingen, denen ich kaum entronnen bin. Wenn er kommt, so gehe ich; noch habe ich keine Lust zum Märtyrertode oder Gefängnis!“ Auf die Verwendung der englischen und französischen Gesandten jedoch wurde dem Kaiser, der in Turin war, eine Frist von zwölf Tagen bewilligt. Als Friedrich die Nachricht über die bisherigen Verhandlungen erhielt, sprach er: „Es ist klarer als das Tageslicht, daß der Papst mich verderben will und nur darum das Konzil berufen hat!“ Deshalb schien es ihm und seinen Räten auch bedenklich, daß er sich selbst in die Mitte seiner Gegner begäbe und dadurch, indem er erscheine, um Recht zu nehmen, im Voraus die Unterwerfung unter den Spruch der Kirchenversammlung anerkenne. Er schickte also den Bischof von Freisingen, den Großmeister des deutschen Ordens und den Großrichter Peter von Vinea als neue Gesandte zu seiner schon in Lyon anwesenden Gesandtschaft ab. Aber ehe sie ankamen, sogleich mit Ablauf der zwölftägigen Frist, schritt Innozenz, der in der Zwischenzeit die Geistlichen der fremden Länder aus seine Seite gebracht hatte, zur Fällung des Urteils in der dritten großen Versammlung, den 17. Juli 1245. Als Thaddäus des Papstes Entschlossenheit zum Äußersten erkannte, rief er laut: „Ich appelliere von dieser Kirchenversammlung, auf welcher so viele Geistliche und fürstliche Abgeordnete fehlen, an ein allgemeines unparteiisches Konzilium, von diesem dem Kaiser feindlichen Papste an den künftigen milder gesinnten Papst!“ Aber Innozenz erwiderte: „die Versammlung ist zahlreich genug; Alle sind geladen; die nicht gekommen sind, sind durch Friedrich selbst zurückgehalten. Eben deshalb, damit ihm nicht aus seiner Arglist ein neuer Vorteil erwächst, ist nicht länger mit seiner Absetzung zu zögern.“ Und nun teilte er der Versammlung eine schon abgefaßte Bulle mit, in welcher die Verbrechen des Kaisers nochmals ausgezählt waren, wie wir sie, der Hauptsache nach, schon gehört haben…“

Generaloberst Gotthard Heinrici

Das Panzergeburtstagskind dankt und liest euch noch eine kleine Gutenachtgeschichte aus der Schlacht von Brjansk vor:

„Ich sitze wieder in einer Schulklasse, und schreibe auf der Schulbank. Draußen fällt der erste Schnee. Der kalte Herbstwind reißt die Blätter von den Bäumen um die gegenüberliegende zerstörte Kirche, um die die zertrümmerten Grabdenkmäler einer Familie herumliegen, die einstmals Wohltäter dieser Ortschaft war. Wahrscheinlich sind sie schon in der Revolution vor 23 Jahren zerstört worden. Kein Mensch hat daran gedacht, sie zu beseitigen. Die Villa, die diesen reichen Glasfabrikanten einst gehörte, wurde Parteihaus. Heute stehn von ihm nur mehr die Schornsteine. Gegenüber rauchen noch die Ruinen der Fabrik, welche die Partisanen ansteckten, bevor die Deutschen kamen. In einem Schuppen, bis oben mit Brennholz voll gestapelt, liegen die Trümmer der zerhackten Ikonenwand, welche einst die Kirche zierte. Dazwischen findet man Reste prächtiger in Samt und Leder gebundener Bibeln und kirchlicher Bücher. Was in diesem so unschönen Lande von Schönheit vorhanden war, hat der Bolschewismus gründlich zerstört. Die wenigen Reste, die er übrig gelassen hat, vernichtet nun als Letztes dieser Krieg. Der Feind ist von unserem Angriff am 2. Oktober wieder überrascht worden. Wir selbst haben bei der Offenheit der Vorbereitungen das kaum für möglich gehalten. Weder der Zeitpunkt noch die Angriffsrichtungen waren dem Russen bekannt. So ist es dazu gekommen, dass nach dem Durchbruch durch die feindlichen Stellungen am ersten und zweiten Kampftage ganze Korps – dabei auch meine linke Flügeldivision – ohne Feindberührung einfach vormarschieren konnten. Trotzdem sind die Kämpfe noch längst nicht zu Ende. Wir müssen damit rechnen, dass der eingeschlossene Feind mit dem Mut der Verzweiflung aus dem Kessel ausbrechen will. Was das heißt, haben wir bereits zweimal kennen gelernt. Aber im großen muss man sagen, daß der Gegner bereits geschlagen ist und nun den bisher verbliebenen Kern seines Heeres, der Moskau verteidigen sollte, verlieren wird. Am Ende des Monats wird er ohne Hauptstadt und ohne das berühmte Industriegebiet des Donezbeckens da stehn, vor allem aber mit einem aufs äußerste geschwächten Heer. Es wird dem Russen nicht leicht sein, diese Verluste zu ersetzen. Trotzdem ist nicht damit zu rechnen, dass der Kampf mit ihm zu Ende ist. Jeder Gefangene hat bisher gesagt: Und wenn wir bis an den Ural geworfen werden, Friede zwischen Euch und uns gibt es nicht. Der Bolschewist kann mit dem Nationalsozialisten keinen Frieden machen. Eine Einigung zwischen beiden ist unmöglich. Wir sind wohl schwer geschlagen, aber nicht besiegt. Wir vertraun auf die Größe unseres Landes, auf seine riesigen Menschen Reserven. Und auf die Hilfe Englands und Amerikas. So wissen wir nicht, wieweit wir uns durch dies unwirtliche verlassene Land noch werden vorkämpfen müssen. Überall ist wieder Wald, Sumpf und schlechte Wege. Bisher war uns in den ersten Tagen der Offensive die Witterung sehr günstig. Wenn es aber jetzt naß wird, dann werden wir große Marschschwierigkeiten erleben. Für uns selbst hatte nach den beiden ersten nicht ganz leichten Kampftagen eine gewisse Pause eingesetzt. Ab morgen, spätestens übermorgen wird sich das wohl ändern. Sonst ist von mir nichts Wesentliches zu berichten. Die Herbsterkältungen der anderen habe ich bisher nicht durchgemacht. Magen und Finger haben sich nicht gerührt, obgleich ich jeden Tag Kaffee trinke und auch mal Gänsebraten esse. Nur Kommissbrot und Bohnensuppe kann ich nicht vertragen. Mein Tag ist ganz ausgefüllt mit draußen sein und ab Dämmerung in unserer Unterkunft arbeiten. Neulich war ich neun Stunden auf schlechtesten Wegen gestoßen und geschüttelt im Auto unterwegs. Ich war wie gerädert. Aber was hilft es, man muß es durchhalten. Wieviel anderen werden ganz andere Strapazen zugemutet. Heute morgen sah ich einen Stoßtrupp von Feinderkundung nach Hause kommen, der die Nacht über unterwegs gewesen war. Herr Gott, wie sahen diese Leute aus, wie müde schleppten sie sich nach Hause, verkrustet von Schmutz, mit dicken Stoppelbärten, zerschlissenen Röcken, zerrissenen Hosen. Man konnte sie kaum noch für Soldaten halten. Nein, der Krieg ist kein leichtes Geschäft…“

Karl der Große

„Mit der Zeit nämlich werden die großen Männer von jeder Fraglichkeit der Taxation, von jeder Nachwirkung des Hasses derer, die unter ihnen gelitten, frei; ja ihre Idealisierung kann dann in mehrfachem Sinne zugleich erfolgen, so die Carls des Großen als Held, Fürst und Heiliger.“ (Burckhardt)

Karl der Große, seines Zeichens unser deutscher Reichsgründer, wurde heute zum Kaiser gekrönt. Er wurde wohl 742 (oder 747) in Ingelheim geboren und bestieg den fränkischen Thron 768 und sollte diesen im Laufe seiner 46jährigen Regierungszeit zum deutschen Thron machen. Der übrigens noch immer in seiner Lieblingspfalz Aachen steht. Erreicht wurde das mal wieder mit Blut und Eisen und besonders die Kämpfe mit den Sachsen unter Widukind waren lange, beschwerlich und verlustreich. Das Langobardenreich sackte Karl der Große ebenso leicht ein wie Aquitanien. Und auch der Feldzug gegen die Awaren war kein Hexenwerk. Bemerkenswert ist noch die Gründung der spanischen Mark, die sehr zur erfolgreichen Rückeroberung Spanien von den teuflischen Mauren bildete. Die Erneuerung des römischen Kaisertums im Jahre 800 krönte sozusagen das Werk Karls des Großen und hob die Herrscher unseres alten deutschen Reichs bis zu den Tagen Napoleons vor allen europäischen Königen hervor. Einhards „Leben Karls des Großen“ wird zur Feier des Tages vorgelesen. Frömmigkeit und Mildtätigkeit werden nun von Einhard beschrieben: https://archive.org/details/kaiserkarlsleben00einh

„Der christlichen Religion, zu der er von Jugend auf angeleitet worden, war er mit Ehrfurcht und frommer Liebe zugetan. Darum erbaute er auch das herrliche Gotteshaus zu Aachen und schmückte es mit Gold und Silber, und mit Kerzen und mit ehernen Gittern und Türen. Da er die Säulen und den Marmor für die Kirche anderswoher nicht bekommen konnte, ließ er sie aus Rom und Ravenna herbeischaffen. Morgens und Abends, auch bei den nächtlichen Hören und zur Zeit der Messe besuchte er fleißig die Kirche, wenn es ihm sein Befinden erlaubte; und er ließ es sich sehr angelegen sein, daß alle gottesdienstlichen Verrichtungen mit möglichst großer Würde begangen würden, und gar häufig ermahnte er die Küster, nichts schmutziges oder ungebührliches in der Kirche zu lassen. Die heiligen Gefäße ließ er aus Gold und Silber anfertigen und sie sowie die priesterlichen Gewänder in so großer Anzahl anschaffen, daß nicht einmal die Türsteher, die doch den untersten kirchlichen Grad bilden, beim Gottesdienst in ihrer gewöhnlichen Kleidung zu erscheinen brauchten. Auf die Verbesserung des Lesens und Singens in der Kirche wandte er große Sorgfalt. Denn in beiden Dingen war er sehr unterrichtet, wenn er auch selbst nicht öffentlich las und nur leise und im Chor sang. In der Pflege der Armen und ihrer Unterstützung durch Almosen bewies er viel frommen Eifer, und das nicht bloß in seinem Land und Reich, sondern auch weit über das Meer Pflegte er Geld zu schicken nach Syrien, Ägypten und Afrika, nach Jerusalem, Alexandria und Karthago, wenn er hörte, daß Christen daselbst in Dürftigkeit leben und sprang ihnen so in ihrer Not bei. Deswegen vornehmlich bewarb er sich auch um die Freundschaft der Könige jenseits des Meers, damit er den unter ihrer Herrschaft lebenden Christen Erleichterung und Hilfe zufließen lassen könnte. Vor allen andern heiligen Stätten ehrte er die Kirche des heiligen Apostels Petrus zu Rom, deren Schatz er mit viel Gold, Silber und Edelsteinen bereicherte. Den Päpsten machte er viele und reiche Geschenke und nichts lag ihm während seiner ganzen Regierung so sehr am Herzen, als daß die Stadt Rom durch seinen Eifer und Beistand wieder zu ihrem alten Ansehen gelange und die Kirche des heiligen Petrus nicht allein in sicherem Schutz und Schirm, sondern auch vor allen andern Kirchen reich und mächtig sei. Soviel ihm aber auch daran lag, so kam er während der siebenundvierzig Jahre seiner Regierung doch nur viermal nach Rom, um daselbst seine Andacht zu verrichten…“

Die Schlacht an der Hallue

An der Hallue erfocht unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel 1870 einen großen Sieg über die Gallier. Mit nur 22,600 Mann und 108 Geschützen griff er 50,000 gallische Kriegsknechte an, die über 82 Geschütze verfügten. Nachdem er am ersten Tag der Schlacht die Gallier bedeutend zurückgedrängt hatte, rechnete unser Feldmarschall von Manteuffel für den nächsten Tag eigentlich mit einem Gegenangriff des überlegenen Feindes. Doch der gallische Monty Faidherbe zog nach einem kurzen Scharmützel von dannen. Die Schlacht hatte ihn 3000 Mann gekostet und den Kampfgeist seiner Truppen zerstört. Unser Feldmarschall von Manteuffel verlor 900 Mann. Von der Vorgeschichte der Schlacht an der Hallue berichtet uns unser Geschichtsschreiber Hermann von Wartensleben in seinem „Feldzug 1870-71. Die Operationen der I. Armee unter General von Manteuffel“: https://archive.org/details/feldzugdieopera00wartgoog

„Werfen wir im Anschluß hieran einen Blick auf die damalige Sachlage bei Rouen. Seit dem Abgang des Oberkommandos hielt General Bentheim mit der I. Division Rouen und auf dem linken Seineufer neuerdings wieder die Aufstellung la Bouille – Elbeuf – Pont-de-l’Arches. Auf dem rechten stand gegen Havre und Dieppe nach wie vor General Pritzelwitz mit der IV. Brigade und Gardedragonerbrigade in der Linie Duclair – Barentin – Cleres; die Korpsartillerie jetzt westlich Rouen bei Maromme. Kleine Infanterie Detachements mit einigen Kavalleristen bewachten die Bahnhöfe in Buchy und Forges. In dieser allgemeinen Aufstellung war es General Bentheims Absicht, einem etwaigen Vorstoß des Feindes von Havre her offensiv entgegenzugehen, auf dem linken Ufer aber nur die obige retirierte Aufstellung zu behaupten. Fortgesetzte Rekognoszierungen auf beiden Seineufern ergaben zwar noch keine Annäherung des Feindes; es blieb jetzt bei einzelnen Plänkeleien zwischen Preußischen Patrouillen und Mobilgarden auf dem linken Seineufer. Die Gegend von Brionne und Bernay einerseits, die vorgeschobene Verteidigungslinie von Havre andererseits waren aber nach wie vor vom Feinde stark besetzt und eine gemeinsame Offensive beider feindlichen Heeresabteilungen gegen Rouen war über kurz oder lang um so mehr zu erwarten, als sie noch ganz besonders durch die örtlichen Verhältnisse begünstigt wurde. Denn während die Verbindung zwischen beiden Seineufern für die Preußischen Truppen auf dem Übergangspunkt von Rouen beschränkt blieb, gebot der Feind mittelst seiner zum Teil gepanzerten Kriegsdampfer über die Schiffahrt auf der Seine, belästigte mit derselben wiederholentlich unsere Truppen auf dem rechten Ufer und konnte frei zwischen beiden Ufern kommunizieren. (Es mag hier kurz erwähnt werden, wie General Bentheim gegen die angegebenen Übelstände möglichste Abhilfe traf. Er ließ nämlich bei Duclair die hier über 900 Fuß breite und zur Ebbezeit 35 Fuß tiefe Seine durch Versenkung mehrerer Schiffe sperren, was zur der bekannten Beschwerde Englands Veranlassung gab. Zur Beherrschung dieser Stelle wurde eine Batterie bei la Fontaine etabliert und war seitdem den feindlichen Kriegsschiffen hier der weitere Zugang verwehrt. Um eine überraschende Annäherung des Feindes auch zu Lande von Havre her zu hindern, ließ General Bentheim außerdem die Eisenbahnbrücke bei Yvetot sprengen.) An und für sich lag also in den Verhältnissen von Rouen keineswegs eine Aufforderung, die dortigen Streitkräfte zu vermindern. Die augenblickliche Situation bei Amiens und der Inhalt der Direktion vom 17. Dezember rechtfertigten aber den bereits am 21. gefaßten Beschluß, sechs Bataillone auf der Eisenbahn von Rouen zur Verstärkung nach Amiens heranzuziehen. Zur Vorbereitung dieser Transporte war am 21. ein Eisenbahnbeamter von Amiens nach Rouen abgegangen. Freilich wurden dadurch die Truppen an der Seine bis auf 13 Bataillone reduziert. Dagegen konnte General Bentheim im Sinne der neuesten Direktiven jetzt ganz von weiteren Detaschierungen auf dem linken Seineufer entbunden werden. Rouen selbst blieb festzuhalten. Müßte indessen – ein nicht erwarteter, aber immerhin möglicher Fall – die Stadt vor feindlicher Übermacht vorübergehend aufgegeben werden, so sollte General Bentheim nicht auf Paris abziehen, sondern in Richtung auf Beauvais oder Marseille den Anschluß an die I. Armee suchen. Man hoffte, durch solche Flankenoperation dann auch den Feind von Paris abzulenken, wenn er ja Mine machte, über Rouen dorthin vorzustoßen…“

König Konrad der Erste

Unser alter deutscher König Konrad der Erste ist heute abgetreten und da wir seinen Geburtstag nicht wissen, wollen wir seiner daher heute gedenken. Regiert hat er von 911 bis 918 und seine Wahl zum deutschen König kennzeichnet die Abkehr vom karolingischen Kaiserhaus, dessen späte Abkömmlinge das Glück und die Kraft ihrer Vorfahren nicht mehr besaßen. Wirklich durchsetzen konnte sich aber Konrad der Erste gegen über den mächtigen Herzögen Arnulf von Bayern, Burchard von Schwaben und Heinrich von Sachsen nicht. Mit der Wahl Heinrichs von Sachsen zu seinem Nachfolger brachte er jedoch einen überaus fähigen Herrscher auf den deutschen Thron, der die Einheit unseres alten deutschen Reiches von neuem herstellte und die Grundlagen für die dauerhafte Abwehr der Ungarn schuf. Die Übertragung der Königswürde auf Herzog Heinrich von Sachsen schildert uns Thietmar von Merseburg (dieser gibt uns übrigens einen abweichenden Sterbetag an, jedoch folgen wir hier den älteren Totengebetsbüchern):

„Als aber Konrad durch lange Krankheit ans Lager gefesselt wurde, gab er, nicht mehr gedenkend alles Ungemachs, das ihm von Heinrich bereitet war, denn seinem Bruder Eberhard und den um ihn versammelten Großen den Rat, nach seinem Absterben möchten sie Heinrich als einen durchaus würdigen Lenker an das Staatsruder setzen, und ihm sowohl das Seelenheil des dann Verstorbenen, als auch seine überlebende Familie und Freunde zu treuer Fürsorge empfehlen; und dieses, darauf drang er, möchten sie ohne Verzug geloben. Diese letzte Bitte vernahmen die Fürsten voll Schmerz und Wehmut, und versprachen, sie, wenn Gott ihnen das Leben schenke, treu zu erfüllen. Und als dann leider bald nachher im achten Jahre seiner Erhebung am 19. Oktober sein früher Tod erfolgt war, hielten sie, nachdem zu Weilburg an der Lahn die Leichenfeier begangen war, schnell eine Wahlversammlung zu Fritzlar, krönten Heinrich, und überantworteten ihm, der jetzt ihr Herr und König war, indem sie Christus und die ganze Kirche gläubig als Zeugen anriefen, weinend das ihnen Anvertraute. Er nun empfing zuerst in frommer Demut das Geschenk der göttlichen Gnade, dann aber den allgemeinen Beweis so großer Liebe voll Dankes gegen Gott, und gelobte, diesem und Allem, was sie sonst gemeinsam von ihm begehrten, zu entsprechen. Die kirchliche Salbung und Einsegnung, welche Erzbischof Heribert ihm antrug, wollte er nicht, wie seine Vorfahren im Reich, entgegen nehmen, indem er derselben ganz unwert zu sein versicherte. Ich aber glaube, daß er darin doch nicht recht gehandelt hat; denn ich habe im Leben des heiligen Othelrich, den Heinrich nachher zur bischöflichen Würde beförderte, gelesen, daß die heilige Märtyrerin Afra unter vielen anderen Gesichtern, die sie diesem von ihr hoch begnadigten Bischof zu Teil werden ließ, demselben auch zwei Schwerter zeigte, das eine mit, das andere ohne Scheide, mit welchem letzteren sie auf Heinrich gedeutet haben soll, als welcher der Weihe nicht teilhaftig geworden sei. Doch solches überlasse ich Gottes unerforschlichem Gerichte, und gehe weiter…“