Franz Schubert

Im Jahre 1797 wurde unser großer deutscher Tondichter Franz Schubert in Himmelpfortgrund bei Wien geboren. In seinem kurzem Leben hat er über 600 Tondichtungen geschaffen, die von Opern über Kirchenmusik, Symphonien, Kammermusik bis hin zu Liedern und Vertonungen verschiedener Dichterwerke reichen. Mit seiner Musik wollen wir ein wenig an unseren Schubert erinnern und als alter Preuße suche ich mir natürlich seine Militärmärsche heraus: https://www.youtube.com/watch?v=U749YIrMTGU Wir werfen einen weiteren Blick in die Lebensbeschreibung unseres Tondichters: http://www.zeno.org/Musik/M/Kreissle+von+Hellborn,+Heinrich/Franz+Schubert

„Das Stück, zum Teil in Prosa, zum Teil in gereimten Versen verfaßt, enthält neun Szenen, und Schuberts Musik dazu, nebst der ziemlich umfangreichen (56 Seiten im Manuskript ausfüllenden) Ouvertüre, acht Nummern. Die Ouvertüre (comp. 13–16. Mai) beginnt mit einem Larghetto (D-Dur 6/8) als Einleitung zu einem lebhaften Satz, welcher bis zum Schluß ohne Unterbrechung fortbraust. Die Introduktion (Allegretto con moto B-Dur 6/8, comp. 8. Mai) besteht aus einem Chor der Landleute, an welchem Käthe (Sopran), Duval (Tenor) und Walter (Baß) im Soloterzett teilnehmen. Auf diesen folgt ein Duett zwischen Duval und Käthchen; sodann ein Vocalterzett dieser beiden und Walthers, ein kurzes Rezitativ Veits und eine große Gebet-Arie Käthchens. Ein Marsch, aus der Ferne ertönend, und der damit zusammenhängende Soldatenchor (tempo di marcia B-Dur 4/4, begleitet von Oboe, Klarinette, Fagott, Horn und Trompeten), sodann ein Ensemble und der Schlußchor mit Soloquartett bilden die noch übrigen Musikstücke der Operette, in welcher der gesprochene Dialog eine bedeutende Rolle spielt. Zur Aufführung im Theater ist das Singspiel nie gelangt; der Soldatenchor, ein munteres, charakteristisches Musikstück, wurde im Jahre 1860 in einer Abendunterhaltung des Wiener „Singvereins“ mit Beifall zu Gehör gebracht. Zu Schuberts Konviktgenossen zählte, wie bereits erwähnt worden, auch Albert Stadler, welcher nach des Ersteren Austritt aus der Anstalt noch in derselben verblieb und im Jahre 1815 das zweite Jahr der juridischen Studien absolvierte. Er kam mit dem damaligen Lichtenthaler Schulgehilfen öfters zusammen, und da dieser um jene Zeit von einer wahren Leidenschaft, Opern zu komponieren, besessen war, und in der Tat auch eine Oper nach der andern in Angriff nahm, machte sich Stadler anheischig, für ihn ein kleines Drama zu verfassen, welches Anerbieten Schubert mit Freuden aufnahm. So entstand Fernando, ein Stück, in welchem (wie der Verfasser desselben jetzt darüber urteilt) „dem Blitz und Donner, Schmerz und Tränen, als Lieblingsvorwürfen schwärmerischer Jugend“, eine Hauptrolle zugedacht ist. Die Musik dazu wurde innerhalb sechs Tagen komponiert. Schubert erschien bei Stadler mit der fertigen Partitur, die sie denn auch sogleich durchnahmen. Dann ward die Arbeit bei Seite gelegt und weder Dichter noch Komponist haben sich mehr darum bekümmert. Die in dem Singspiele (verfaßt im April 1815) vorkommenden Personen sind: Fernando de la Porta, Eleonore seine Gattin, Filipp deren zwölfjähriger Sohn, ein Bauer, ein Jäger und ein Köhler. Die Handlung spielt in einer rauen Gegend der Pyrenäen in der Nachtzeit und währt bis zum anbrechenden Morgen. Der Inhalt des Stückes, in welchem übrigens der gesprochene Dialog einen viel größeren Raum einnimmt, als der gesangliche Teil, ist folgender: Fernando de la Porta hat den Bruder seines Weibes erschlagen, weil dieser ihn verleumderischer Weise eines Verbrechens angeklagt hatte, und ist nach Verübung dieser Tat entflohen. Das Inquisitionsgericht verurteilte den Mörder zum Tod und setzte einen Preis auf seinen Kopf. Einflußreiche Freunde erwirkten später (nach Aufhebung der Inquisition) seine Begnadigung, wovon aber Fernando, der sich in die Pyrenäen zurückgezogen hat und dort als Eremit verkleidet lebt, keine Kunde zugekommen ist. Eleonore, die, überzeugt von der Unschuld ihres Gatten, ihm das an dem Bruder im Jähzorn verübte Verbrechen verziehen, macht sich mit ihrem Sohne auf, um Fernando zu suchen und ihn seiner Familie wiederzugeben. In der Nähe der Klausner-Hütte angelangt, werden sie von einem Gewitter überfallen; Filipp, im Dunkel sich verirrend, verliert seine Mutter aus den Augen und ruft wehklagend ihren Namen. (Beginn des Singspieles). Da erblickt er im Hintergrunde einen Wolf sich zwischen den Bäumen durchschleichen und mit einem Angstschrei läuft er davon. Das Gewitter verzieht sich; Fernando, als Eremit gekleidet, tritt aus der Klause. Von Gewissensbissen gefoltert, wiederholt er sich die letzten Worte, welche das Opfer seiner Rache ihm zugerufen. Filipp tritt zu ihm, erzählt ihm sein Schicksal und bittet ihn um Schutz und Hilfe. In der Ferne fällt ein Schuß. Fernando verspricht dem Knaben, ihm in seinem Unglück beizustehen; als er ihn aber weiter um das Ziel seiner und seiner Mutter Reise befragt, singt ihm Filipp ein Lied vor, das er von seiner Mutter gehört, und welches die von Fernando verübte Mordtat zum Gegenstand hat. Dieser erblaßt, Filipp aber thilt ihm mit, daß die Mutter dem Mörder vergeben habe, und daß dessen Begnadigung mittlerweile erwirkt worden sei. Da kommt ein Bauer mit einem blutbefleckten Tuch, das er im Gestripp gefunden. Filipp und Fernando ergreift Entsetzen, denn sie ahnen, daß Eleonore die Beute jenes reißenden Tieres geworden sei, welches sich kurz vorher im Dickicht gezeigt hatte; der Bauer entfernt sich, Fernando hält nun mit seinem Geheimnis nicht länger mehr zurück und gibt sich seinem Sohne zu erkennen. Beide beklagen Leonorens Tod. Da erscheint diese, von einem Jäger und einem Köhler geführt. Fernando gebietet dem Sohne Schweigen; dieser stürzt in die Arme seiner Mutter. Der Köhler, der Jäger und Eleonore erzählen nun abwechselnd, wie der Wolf schon darangewesen, Eleonoren zu zerreißen, als er durch die Kugel des Jägers getroffen und von des Köhlers Art vollends getötet worden sei. Diese beiden entfernen sich. Fernando fragt Leonoren, welch ein Geschick sie hierher getrieben habe, und als er aus ihrem eigenen Munde vernimmt, daß sie dem Mörder verziehen habe, eilt er in seine Klause, um bald darauf in spanischer Tracht aus derselben hervorzutreten. Eleonore, die bereits von Filipp erfahren, daß der Eremit Fernando sei, wiederholt das Wort Verzeihung, und ein allgemeiner Freudengesang schließt das harmlose, fast kindische Textbuch…“

Wilhelm Furtwängler

Am heutigen Tag im Jahre 1886 wurde in Schöneberg unser großer deutscher Kapellmeister und Tondichter Wilhelm Furtwängler geboren. Ab 1906 zog er als freischaffender Kapellmeister durch unsere deutschen Lande und wurde 1922 der Leiter der Berliner Philharmoniker. Es folgte 1934 die Berufung zum Direktor der Berliner Staatsoper und die Ernennung zum preußischen Staatsrat. Berühmt sind vor allem seine meisterhaften Aufführungen unserer altdeutschen Tondichter, die vielfach aufgenommen wurden und uns deshalb erhalten geblieben sind. Zum Geburtstag von unserem Kapellmeister Wilhelm Furtwängler suche ich mir dessen Aufführung von Schuberts (nicht Beethovens) Neunter Symphonie aus: https://www.youtube.com/watch?v=xvcJz2FDxpU Dazu erklärt uns unser Furtwängler in der Aufsatzsammlung „Ton und Wort“ was es mit dem auswendigen Dirigieren auf sich hat:

„Richtlinien für eine solche Aufführung kann aber nur die Musik geben. Das hängt mit ihrer Funktion innerhalb des Gesamtkunstwerks zusammen; sie ist auch im „Ring“ das letzte und differenzierteste Werkzeug des Dichters, dasjenige, durch das er sich am deutlichsten ausspricht; sie ist das eigentlich Stilschaffende des Werkes. Von ihr muß daher jede Geste, jede Szene ausgehen, zu ihr wieder zurückkehren. Darum ist der Musiker der eigentliche Vollstrecker des dichterischen Willens. Ich werde öfters gefragt, ob ich das heute mehr und mehr in Aufnahme kommende Auswendig-Dirigieren für unbedingt nötig halte. Dazu wäre folgendes zu bemerken: Die Begriffe des „Epischen“ und des „Dramatischen“ – wie wichtig sie zum Beispiel Goethe und Schiller erschienen, geht daraus hervor, daß ein größerer Teil ihres Briefwechsels der Klärung dieser Begriffe gewidmet war – stellen gewissermaßen Urformen menschlicher Kunstbetätigung dar, die sich überall in jeder Kunst und zu jeder Zeit wiederfinden. In der Musik könnte man als typische Größenvertreter etwa Bad als den ausgesprochen epischen, als den vorwiegend dramatischen Musiker Beethoven annehmen. Es ist nun natürlich und selbstverständlich, daß der Schauspieler als Verkörperer einer dramatischen Figur das, was er zu sagen hat, auswendig sagt und sich mit demselben vollkommen identifiziert, während etwa der Vermittler eines epischen Werkes, der Sprecher einer Novelle am „Vorlesetische“ erscheint, als der Objektivere, mehr „Referierende“. Dasselbe finden wir in der Musik. Alle wesenhaft dramatische Musik verlangt ein Sich-mitten-Hineinstellen, Sich-vollkommen-Identifizieren mit dem musikalischen Vorgang. Das Auswendig-Reproduzieren desselben ist hier nur selbstverständliche Vorbedingung, während Musik mehr erzählenden, epischen Charakters eine objektivere Form der Vermittlung gestattet, die ein völliges Auswendig-Beherrschen des Stoffes nicht immer unbedingt erfordert. Aber noch etwas anderes spielt hierbei eine Rolle. Es gibt Musik, bei der Inhalt und Form nicht immer und notwendig zusammenfallen, bei der die Formen in großen Zügen übernommen sein können, und deren Wirkung, ohne daß das gerade unmittelbar ihren Wert beeinträchtigen muß, doch mehr im effektvollen Arrangement und im großen Faltenwurf liegt, als im seelischen Durchleben ihres Stoffes. Es gibt andererseits Musik, bei der jede kleinste reinmusikalische und formale Biegung zugleich auch einen Seelenvorgang bedeutet, bei der, so dekorativ sie auch manchmal scheinbar wirken möge, doch alles und jedes von einem lebendigen Zentrum aus geschaut und gefühlt ist. Soll eine solche Musik einigermaßen zu ihrem Rechte kommen, so muß sie dem Reproduzierenden – man kann sagen – anliegen wie seine eigene Haut. Sie muß zu ihm gehören, er muß mit ihr eins sein; er darf sie nicht nur „darstellen“, sondern muß mit ihr geradezu im eigentlichsten Sinne des Wortes verwachsen sein, während er zu der zuerst gekennzeichneten Art von Musik, um im Bilde zu bleiben, etwa ein Verhältnis haben mag wie zu einem Mantel, der zwar die Maße des Trägers haben muß, der „sitzen“ muß, um richtig zu wirken, bei dem es aber doch mehr auf das Dekorative im Ganzen ankommt – und den man im übrigen nach Belieben aus- und anziehen kann. Es ist klar, daß hier die Forderung des Auswendig-Interpretierens nicht mit derselben Unbedingtheit und inneren Berechtigung aufgestellt werden kann wie dort. Ausnahmslos alles auswendig zu dirigieren ist daher eine Sache, die meinetwegen ihr sportliches Interesse haben mag, aber für die Kunst nicht gerade wesentlich ist. Daß aber die größten und tiefsten Werke unserer Konzertliteratur eine freie Interpretation aus dem Kopf als Vorbedingung einer einigermaßen zulänglichen Darstellung fordern, hat die Erfahrung mir jedesmal bestätigt…“

Generalmajor Max Hoffmann

„Mein erster Mitarbeiter im Osten war der damalige Oberstleutnant, jetzige Generalmajor Hoffmann, ein geistreicher, vorwärtsstrebender Offizier. Wie ich ihn als Soldaten schätze, geht am besten daraus hervor, daß ich ihn zu meinem Nachfolger vorschlug, als ich Ende August 1916 in die Oberste Heeresleitung kam. Er hat sich in dieser Stellung ebenso glänzend bewährt wie vorher als mein ältester Generalstabsoffizier.“ (Erich Ludendorff, „Meine Kriegserinnerungen“)

Den Geburtstag von unserem Generalmajor Max Hoffmann wollen wir Panzertiere heute feiern. Als strategisch-operativer Mitstreiter unseres Heldherrenzweigespanns Hindenburg und Ludendorff trug er entscheidend zu den Siegen von Tannenberg, an den Masurischen Seen, der Winterschlacht in Masuren und am Naratschsee bei. Damit empfahl er sich für höhere Aufgaben und wurde im August 1916 der Generalstabschef des neuen Oberbefehlshaber Ost, unserem Prinzen Leopold von Bayern. Faktisch führte er fortan den Krieg im Osten und ernste schließlich dort die Früchte Hindenburgs und Ludendorffs. Dies geschah im Frühjahr 1918 mit dem Unternehmen Faustschlag. Durch welches die russischen Kommunisten zur Annahme des Friedens von Brest gezwungen worden sind. Das Licht der Erdenwelt erblickte er 1869 im hessischen Homburg. Seinen Dienst in unserem deutschen Heer begann er 1887 beim Fußvolk. Seine Laufbahn kann sich sehen lassen und so begann er den Vierjährigen Krieg als Oberstleutnant und Erster Generalstabsoffizier bei unserer VIII. Armee in Ostpreußen. Das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse sowie den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen verlieh ihm unser Kaiser Wilhelm I. für seine Verdienste. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch seine Schriften. „Der Krieg der versäumten Gelegenheiten“, „An allen Enden Moskau“ oder „Tannenberg wie es wirklich war“ lauten ihre Namen; zu denen man noch „Die Aufzeichnungen des Generalmajors Max Hoffmann“ hinzunehmen muß, da wir darin den Nachlaß – namentlich das Kriegstagebuch – unseres Generalmajors Hoffmann finden. Es versteht sich, daß wir Panzertiere aus diesen zur Feier des Tages ein wenig vorlesen werden. Vom Feldzug gegen die Russen in Polen – zur Unterstützung der Österreicher – im Jahre 1914 berichtet uns unser Generalmajor Hoffmann nun in „Der Krieg der versäumten Gelegenheiten“ ein wenig: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/toc/AC05602296/1

„Der Feind leistete zunächst keinen Widerstand. Kleine Kavallerieabteilungen und Kosakensotnien gingen vor unserem Vormarsch zurück. Von der Masse des russischen Heeres lagen vorläufig nur einige aufgefangene Funkennachrichten vor, wonach die russische Heeresleitung drei Armeekorps zurückgezogen hatte. Die Nachrichten lagen aber so weit zurück, daß sie nicht mit unserem jetzigen Vormarsch in Zusammenhang gebracht werden konnten; wir vermuteten, daß diese Truppen auf die Nachrichten von der ostpreußischen Niederlage zur Unterstützung der Armee Rennenkampf dorthin geführt werden sollten. Als der russische Oberbefehlshaber Großfürst Nikolai Nikolajewitsch den Vormarsch der IX. Armee erkannte, faßte er einen großzügigen Entschluß: er zog etwa vierzehn Armeekorps aus dem gegen die Österreicher fechtenden Gros der Armee heraus und führte die Truppen mit Bahn und Fußmarsch hinter der Weichsel nach Norden. Es sollte dann der geringere Teil über die Weichsel gehen und die deutsche Armee im frontalen Angriff fesseln. Der größere Teil, noch verstärkt durch die erst um diese Zeit in und bei Warschau zur Ausschiffung gelangenden sibirischen Korps, sollte aus der Linie Nowo-Georgiewsk – Warschau zum umfassenden Angriff gegen unsere Armee schreiten. Die Idee war gut. Der Großfürst hatte richtig erkannt, daß es sich für ihn darum handle, die IX. Armee endgültig aus dem Felde zu schaffen, um dann erst die Abrechnung mit den österreichischen Truppen wieder aufzunehmen. Wir wußten natürlich zunächst von seinem Plan nichts, nur meldeten fortschreitend die russischen Funkenstationen der einzelnen Armeekorps ihren Standpunkt, und daraus ging hervor, daß sich erhebliche russische Kräfte hinter der Weichsel nach Norden schoben. Die erste Wirkung des Planes des Großfürsten war für die Verbündeten nur eine angenehme; die österreichischen Truppen konnten den Vormarsch wieder aufnehmen, kamen gut vorwärts, erreichten am 9. beinahe kampflos den San und drangen in Przemysl ein. Schon am 4. war es bei uns vor Opatow zu einem kleinen Gefecht gegen zwei russische Schützenbrigaden gekommen, die von dem russischen Gardekorps als Vorhut über die Weichsel vorgetrieben waren. Das Gardereservekorps, welches in der Lage gewesen wäre, durch Weitermarsch nach Osten diese beiden Schützenbrigaden abzuschneiden, ließ sich verführen, zu frühzeitig gegen den feindlichen Nordflügel einzuschwenken, was die Schützenbrigaden zum schleunigen Ausreißen veranlaßte. Ebenso hatte Mackensen ein kleines Gefecht gegen zwei russische Kosakendivisionen bei Radom. Das Oberkommando erkannte inzwischen, daß die Russen sehr starke Kräfte aus der Front gegenüber den Österreichern herausgenommen hatten, um sie gegen die IX. Armee einzusehen. Der ganze Umfang der von dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch beabsichtigten Operation konnte natürlich noch nicht übersehen werden. Dagegen schien es bei dem geringen Widerstand, den die Österreicher bis dahin gefunden hatten, möglich, daß sie bei energischer Durchführung ihrer Offensive den Russen einen größeren Schlag versetzen konnten, während die IX. Armee die gegen sie angesetzten russischen Kräfte an der Weichsel defensiv in Schach hielt. Von Wichtigkeit war es daher, die Lage bei Warschau zu klären und zugleich die Russen zu verhindern, zwischen Sandomir und Warschau mit stärkeren Kräften die Weichsel zu überschreiten. Die IX. Armee mußte dazu bei dem weiteren Vorwärtsgehen erheblich nach Norden rücken und sich und die ihr unterstellte I. österreichische Armee bedeutend strecken, um die ganze Front zwischen San-Mündung und Warschau auszufüllen. General von Mackensen, dem das Korps Frommel unterstellt wurde, erhielt Befehl, von Radom direkt nach Norden auf Warschau zu marschieren. Soviel ich mich erinnere, lagen um diese Zeit noch keine Meldungen von dem Ausladen sibirischer Armeekorps bei Warschau vor, wie General Ludendorff in seinen Kriegserinnerungen angibt. Im Gegenteil besagten Gerüchte, in Warschau seien nur an 60,000 Kranke und Verwundete aus den ostpreußischen Kämpfen. Auf dem rechten Flügel der Armee wurde die XXXVIII. Division des XI. Armeekorps gegenüber Annapol eingesetzt, um der Armee Dankl eine größere Festigkeit zu verleihen und um unter Umständen bei Annapol – einem zum Übergang günstigen Punkt – später über die Weichsel zu gehen, falls es der österreichischen Offensive gelang, den San zu überschreiten und vorwärtszukommen. Eine weitere russische Vorhut ging bei Nowo-Alexandria über den Strom, wurde von uns angegriffen und zurückgeworfen. Das XX. Armeekorps stieß mit einer Brigade auf einen nördlich Iwangorod bei Koshenice übergegangenen Gegner. Der Brigadekommandeur überschätzte wohl die Stärke der schon übergegangenen Teile, er zögerte mit Durchführung seines Angriffes, und infolgedessen gelang es den Russen – kaukasischen Truppen -, sich auf dem linken Weichselufer festzusetzen und eine Brücke zu schlagen. Trotz aller unserer Anstrengungen gelang es späterhin nicht mehr, den sich mit hervorragender Tapferkeit schlagenden Feind von dem linken Ufer zu vertreiben. Das auf Warschau vorgehende verstärkte Korps Mackensen traf bei Grojec auf den Feind, und zwar auf ostsibirische Schützen. Es warf sie nach heftigem Kampf auf Warschau zurück, folgte und stand am 12. hart südlich Warschau. Nach dem Gefecht von Grojec wurde bei der Leiche eines russischen Offiziers ein Befehl nebst Skizze gefunden, der uns den ganzen russischen Plan enthüllte. Mackensen wurde nun von den sibirischen Korps aus Warschau heraus auf das energischste angegriffen. Er schlug diese Angriffe ab. Südlich Warschau versuchte der Gegner erneut den Übergang bei Kalvaria. Er wurde durch die XXXVII. Division des XX. Armeekorps zurückgeworfen. Südlich der XXXVII. Division stand in der Gegend der Pilica-Mündung die andere Division des XX. Armeekorps, verstärkt durch eine österreichische Kavalleriedivision. An sie schloß sich das verstärkte Gardereservekorps an. Es stand Koshenice und Iwangorod gegenüber und schloß die Festung ab. Dagegen war es nicht gelungen, wie schon vorher erwähnt, das 3. kaukasische Korps bei Koshenice wieder auf das andere Ufer zu werfen. Das Wetter war in den Tagen entsetzlich. Es regnete unaufhörlich, ein Eingraben war in dem durchweichten und überschwemmten Boden der Weichselniederung nicht möglich. Die Lafettenschwänze der russischen Artillerie standen buchstäblich in der Weichsel – aber die Kaukasier hatten sich einmal an das linke Ufer festgeklammert und ließen es nicht los, im Gegenteil, sie versuchten, durch fortwährende Angriffe Boden zu gewinnen. Die Absicht gelang ihnen allerdings nicht, sondern alle Angriffe scheiterten unter schweren Verlusten. Südlich des Gardereservekorps stand das Landwehrkorps Woyrsch den Brückenstellen von Nowo-Alexandria und Kasimierz gegenüber. An letzterem Punkt war von den Russen gleichfalls ein Versuch zum Überschreiten der Weichsel gemacht worden, welcher jedoch vom Landwehrkorps mit Leichtigkeit verhindert wurde. Südlich des Landwehrkorps stand das Gros des XI. Armeekorps…“

Geiserich, König der Wandalen

Neben unserem Ostgotenkönig Theoderich dem Großen, unserem Westgotenkönig Alarich oder unserem Frankenkönig Chlodwig gehört unser Wandalenkönig Geiserich zu den größten deutschen Herrschern der Völkerwanderungszeit. Daher wollen wir heute – anläßlich seines Heimganges im Jahre 477 – an ihn und seinen Stamm erinnern. Um 389 soll er zur Welt gekommen sein. Die Nachfolge seines Vaters Godigisel trat er 428 an. In ständigen Fehden mit unseren Sueben und Goten in Spanien stehend, nahm er 430 gerne das Angebot des abtrünnigen römischen Statthalters Bonifacius an, nach Afrika zu kommen. Einmal dort, schlug er dem Bonifacius aufs Haupt, weil dieser ihm die Treue gebrochen hatte. Und auch den byzantinischen Aspar wußte er zurückzuschlagen. Mit der Eroberung Karthagos im Jahre 433 vollendete er seine Reichsgründung in Afrika. Untätig blieb unser Speerfürst in seiner neuen Hauptstadt aber nicht auf den Thron sitzen, sondern machte sich daran eine Flotte aus dem Boden zu stampfen. Dadurch konnte er die Ländereien der Römer und Griechen umfassend verheeren und 455 sogar Rom selbst einnehmen und plündern. Danach hatte er lange Jahre Ruhe und Frieden in Afrika. Im Jahre 468 mußte er noch einmal eine große Streitmacht und Flotte der Byzantiner abwehren. Seinen Nachfolgern hätte dies eine Warnung sein sollen, stets gegen Ostrom auf der Hut zu sein. Aber das Wohlleben nahm sie und ihren Stamm gar zu sehr in Beschlag… Drei Söhne und eine Tochter hatte Geiserich. Die Nachfolge trat sein ältester Sproß Hunerich an. Unser Geschichtsforscher Konrad Mannert berichtet uns nun in seiner „Geschichte der Vandalen“ von den Raubzügen unseres Geiserichs und wie dieser so Rom und Byzanz zum Friedenschluß zwingt: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10447242.html

„Das Gerücht von der Ankunft Sebastians war nicht leer gewesen; er kam wirklich nach Karthago, aber nicht als Feind, sondern um bei den Vandalen Schutz zu suchen. Dieser Sebastian war ein Schwager des bekannten Bonifacius, und vermochte, so lange dieser lebte, alles an dem Hofe zu Ravenna. Als aber nach dessen Tode die Partei des Aetius die Oberhand erhielt, mußte er sich mit der Flucht retten. Er ging erstlich nach Konstantinopel, dann zu den Westgoten nach Spanien, war aber überall nicht sicher vor den Nachstellungen des allgewaltigen Aetius. Endlich kam er in Begleitung etlicher Schiffe, mit denen er bisher Seeräuberei getrieben hatte, zu den Vandalen, Geiserich nahm ihn gütig auf, trauete ihm aber nicht; denn er war nicht sowohl der Römer, als des Aetius Feind. Da er kein Arianer werden wollte, so schafte ihn Geiserich endlich unter einer erdichteten Ursache aus dem Wege. Geiserichs Grausamkeit bleibt bei dieser niederträchtigen Handlung ohne Entschuldigung, wenn ihm gleich Sebastians Betragen gegründete Ursache zum Mißtrauen mag gegeben haben. Gleich mit dem Anfang des folgenden Jahres schickte nicht nur Geiserich seine Flotte wieder nach Sizilien, welche die gewöhnlichen Verheerungen anfing, sondern es erschienen auch, von dieser Zeit an, an vielen andern Seeküsten eine kleine Anzahl vandalischer Schiffe, welche landeten, wo sie konnten, wo man sich widersetzte, wieder abzogen, und auf gut seeräuberisch wegnahmen, was ihnen in die Hände fiel. Die Handlung wurde dadurch sehr zerrüttet, und alles in Furcht und Schrecken von diesen Barbaren gesetzt. Sie wagten sich sogar über die herkulischen Säulen hinaus, denn Idatius gedenke eines Einfalls, den sie in Galläcia machten. Kurz sie verursachten weit mehr Schaden und Lärmen, als der berüchtigte Barbarossa und alle andere Seeräuber von der nämlichen Küste aus in den vergangenen Jahrhunderten gemacht haben, und einigermaßen noch verursachen. Diese unaufhörlichen Einfälle brachten endlich den morgenländischen Kaiser Theodosius II. zu dem Entschluß, seinem Verwandten Valentinian III., dessen Seemacht in äußerst elenden Umständen muß gewesen sein, zu Hilfe zu kommen. Es erschien also auf der Insel Sizilien eine ansehnliche griechische Flotte unter vier Befehlshabern; diese sollte den Vandalen das Wiederkommen auf immer vergessen machen. Sie landeten also, – und – halfen den Vandalen die Insel plündern. Es fiel kein Treffen vor, und bald darauf kehrten sie unbeschädigt wieder nach Konstantinopel zurück, weil Theodosius es für zuträglicher hielt, mit den Vandalen Friede zu machen, und seine Macht gegen den Attila zu wenden, der zur Unterstützung Geiserichs nebst mehrern Nationen in das Gebiet des griechischen Kaisers einzufallen drohete. Mit dem morgenländischen Reiche hatte Geiserich von dieser Zeit an beinahe 20 Jahre lang Frieden. Auch Valentinian III. war jetzt gezwungen, Friede einzugehen, und den Vandalen zu lassen, was sie selbst verlangten. Eine Flotte hatte er nicht, die im Stande gewesen wäre, sich mit der vandalischen zu messen; und Landtruppen konnten nur zur See nach Afrika übergesetzt werden. Attila drohete überdies noch fürchterlich mit einem Einfall in Italien. Geiserich behielt also einige Inseln und die beiden Provinzen Zeugitana und Byzazena, welche er während dieses Seekrieges ohne Mühe unter sich gebracht hatte. Da es im Frieden heißt, daß Valentinian doch noch einige, obwohl sehr verheerte Ländereien in Afrika erhielt, so waren diese ohne Zweifel die tripolitanische Provinz und ein Teil von Numidien, wie die Teilung Geiserichs bald zeigen wird. Wenn man den ganzen Zusammenhang dieses kurzen Krieges bedenkt, so wird man gestehen müssen, daß er nach einem vortrefflichen Plan angefangen und ausgeführt war. Geiserich nimmt die Hauptstadt Karthago, denkt dann nicht zunächst auf weitere Eroberungen im Innern des Landes, sondern sucht sich die Obermacht zur See zu verschaffen. So schnell ist wohl nie eine ansehnliche Seemacht gebildet worden. Durch diese setzt er alles in Unruhe, und gibt den beiden Abteilungen des römischen Reiches so viel zu tun, daß sie an den eigentlichen Krieg in Afrika gar nicht denken können. Dieser Maxime folgte Geiserich seine ganze Regierung hindurch, so wie einer andern, daß er immer mit andern barbarischen Völkern ein genaues Verständnis zu unterhalten suchte. Dadurch wurde er von vielen Anfällen befreiet. Auch in diesem Kriege war Attila die Hauptursache, daß beide Höfe mit den Vandalen Frieden schließen mußten. Stund auch eine solche Nation in Freundschaft mit den Römern, oder gar in ihrem Sold, so waren doch bei ihren Kriegsdiensten, welche sie gegen jedermann zu leisten versprachen, alle Zeit die Vandalen ausgenommen. Hierin muß ich den König Geiserich als einen äußerst verständigen Mann bewundern, daß er so verschiedene Völker, die alle ein besonderes Interesse hatten, und für Geld jeden Augenblick bereit wären, auch ihre eignen Landsleute anzugreifen, daß er diese so fest an seinen Vorteil zu knüpfen wußte. Gleich nach der Endigung dieses Kriegs entdeckte Geiserich eine Verschwörung seiner eignen Nation wider sich. Er unterdrückte sie schnell, aber streng. Nicht nur die unmittelbaren Teilnehmer an derselben ließ er töten, sondern auch alle bei denen sich einige Wahrscheinlichkeit zeigte, daß sie von der Sache könnten gewußt haben. So daß ihm die zu harte Bestrafung dieser Verschwörung mehr Leute kostete, als wenn er das blutigste Treffen verloren hätte. Hierher gehört nach aller Wahrscheinlichkeit die Ermordung der Frau und zehn Kinder seines Bruders Gunderich, welche Geiserich in dem Fluß Amsaga ersäufen ließ. Vielleicht war die Zusammenverschwörung zum Besten dieser Familie unternommen, und dadurch veranlaßt worden, daß Geiserich über seine Vandalen unumschränkter herrschte, als es deutsche Nationen von ihrem Anführer gewohnt waren…“

Die Einnahme der gallischen Hauptstadt Paris (1871)

Paris wurde im Jahr 1871 von Moltke dem Älteren zur Aufgabe gezwungen. Nach fünfmonatiger Belagerung hatte er den Kampfgeist der gallischen Hauptstadt durch Hunger und Beschuß endlich gebrochen und da alle Entsatz- und Ausbruchsversuche erfolglos blieben, gab die Besatzung von Paris auf. Darauf folgte dann der Friede von Frankfurt, der die Befreiung des Herzogtums Lothringen besiegelte und unserem alten deutschen Reich vorerst nach Außen Ruhe und Sicherheit gab. Davor waren allerdings zahlreiche Kämpfe und Belagerungen im Umland von Paris erforderlich. Unter diese fällt auch die Belagerung von Peronne, im Norden von Paris, von dessen Einnahme wir nun bei Moltke dem Älteren lesen: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Der kleine Platz war 14 Tage lang von elf Bataillonen, 16 Schwadronen, 10 Batterien eingeschlossen gewesen. Überschwemmte Wiesen auf der einen Seite, Mauern mit mittelalterlichen Türmen auf der anderen sicherten ihn gegen einen Handstreich; übrigens aber war er von allen Seiten in großer Nähe überhöht. Dennoch war das Feuer aus 58 Feldgeschützen ohne sonderliche Wirkung geblieben, dasselbe mußte ohnehin aus Mangel an Munition sehr bald eingestellt werden. Auch die Beschießung aus erbeutetem französischen Material blieb ohne Erfolg. Die Festung setzte ihr Feuer stetig fort, und die nur 3500 Mann zählende Besatzung versuchte sich sogar in Ausfällen. Am Schlachttage von Bapaume mußte, wie schon erwähnt, ein Teil der Einschließungstruppen zur Unterstützung des VIII. Korps abrücken, und bei der Unsicherheit des Ausganges dieses Kampfes war es nötig, Vorsorge für Bergung des Belagerungsmaterials zu treffen. Die verbliebenen Truppen standen marschfertig versammelt, und ein Teil der schweren Geschütze wurde zurückgezogen. Aber die Besatzung des Platzes verhielt sich zuwartend. Zwei Tage später langte ein in La Fere zusammengestellter Belagerungstrain von 55 schweren Geschützen an. Ein zweiter mit 28 französischen Materials war von Mezieres noch unterwegs. Die Vorbereitungen zur förmlichen Belagerung waren getroffen, und als endlich am 8. Januar ein starker Munitionstransport einging, wurde der Kommandant aufgefordert, einen nunmehr hoffnungslos gewordenen Widerstand aufzugeben. Am 10. Januar zog General von Barnekow in die mit Waffen, Schießbedarf und Lebensmitteln reich ausgestattete Festung ein. Die Besatzung ging in Gefangenschaft…“

Kaiser Wilhelm der Zweite

Unser alter deutscher Kaiser Wilhelm der Zweite wurde 1859 in Berlin geboren. Den deutschen Kaiserthron bestieg er 1888 und regierte unser altes deutsches Reich bis 1918, wo ihn nicht der Tod, sondern der Dolchstoß der Novemberverbrecher fällte, weshalb er unser (vorerst) letzter deutscher Kaiser ist. Seine Regierungszeit gehört unzweifelhaft zu den Blütezeiten unseres alten Reiches, wenn er auch nicht ähnlich durchgreifend regiert hat wie dies Friedrich der Große oder der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm getan hat. Was allerdings am staatlichen und kulturellen Zustand seiner Zeit lag, da sich hier der verderbliche Liberalismus schon breit gemacht hat. Und so erkannte er die inneren Gefahren nicht und schaltete diese nicht bei Zeiten aus, ebenso wurde die Kriegsrüstung stark vernachläßigt, obwohl die Bündnisbildung unserer Feinde sich schon abzeichnete. Und dann noch der Flottenbau, der auf die Kosten des Heeres ging. Nun ja, hinterher ist man immer klüger und den unbedingten Vernichtungswillen erkannte man erst nach dem Vierjährigen Krieg. Der Film „Die Entlassung“ stellt die tragische Auseinandersetzung zwischen unserem jungen Kaiser Wilhelm dem Zweiten und unserem alten Eisernen Kanzler Otto von Bismarck sehr schön dar und so sollte er bei den Geburtstagsfeiern nicht fehlen: https://archive.org/details/1942-Die-Entlassung Im Tatenbericht unseres Kaiser Wilhelms des Zweiten – „Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878–1918“ genannt – kommen wir nun zur Einführung der Schlachtschiffe und zum Ubootbau: https://archive.org/details/ereignisseundges00wilhuoft

„Als Admiral Fisher für die englische Flotte, überfallartig die Welt überraschend, mit der „Dreadnought“ einen völlig neuen Typ erdacht hatte und damit für England endgültig eine unerreichbare Übermacht geschaffen zu haben glaubte, der die übrigen Mächte ähnliches entgegen zu setzen nie imstande sein würden, waren naturgemäß alle Marinegemüter in großer Bewegung. Allerdings war der Gedanke nicht von Fisher ausgeheckt, sondern stammte – mehr in Form einer Anregung an die Konstrukteure der Welt – von dem berühmten italienischen Ingenieur Cuniberti, der eine Entwurfsskizze im Illustrierten Flottenatlas von Fred Jane veröffentlicht hatte. Ich war bei der ersten Besprechung über die Einführung des „Dreadnoughts“-Typs (Großkampfschiff) seitens Englands sofort mit Admiral von Tirpitz darin einig, daß durch ihn sämtliche „Prä-Dreadnoughts“ entwertet und außer Kurs gesetzt wären, insbesondere die deutschen Schiffe, die der Abmessungen unserer alten Schleusen halber stets wesentlich kleiner hatten gehalten werden müssen, als die der anderen Flotten, besonders der englischen. Admiral von Tirpitz machte darauf aufmerksam, daß jener Gesichtspunkt natürlich auch für die englische Flotte selbst gelte, sobald die anderen Staaten Fishers Beispiel folgen würden. Damit habe England selbst das ungeheure Prä-Dreadnought-Material, auf dem seine gewaltige Überlegenheit beruhte, entwertet und müsse nun von vorn anfangen, eine ganz neue Flotte von Großkampfschiffen zu bauen, im Konkurrenzkampf gegen die ganze Welt, die dasselbe tun werde. Das werde enorm teuer werden. Und in Großkampfschiffen den berüchtigten „Zwei Mächte-Standard“ aufrecht zu erhalten, werde England solche Ausgaben verursachen, daß es noch mehr wie bisher neidisch auf die Neubauten anderer, denen es mißgünstig gesinnt sei, sehen und sich agitatorisch gegen sie wenden werde. Das gelte besonders von uns. Das helfe aber nichts. Mit den jetzigen Typen unsere Flotte seien Großkampfschiffe nicht mehr zu bekämpfen; wir seien gezwungen, nolens volens auf diesem Gebiete zu folgen. Der Krieg hat Admiral von Tirpitz durchaus Recht gegeben. Sämtliche Nichtgroßkampfschiffe mußten außer Dienst gestellt werden. Als das erste deutsche Großkampfschiff in Dienst gestellt wurde, erhob sich großer Lärm im Britenland. Es wurde allmählich bekannt, daß Fisher und seine Konstrukteure fest darauf gerechnet hatten, Deutschland könne keine Großkampfschiffe bauen. Um so größer war nun die Enttäuschung. Jene Annahme ist unverständlich. Denn schon damals hatte der deutsche Schiffbau die großen Schnelldampfer – an Tonnengehalt unseren Linienschiffen weit überlegen – gebaut, die den englischen Linien eine schmerzlich fühlbare Konkurrenz machten. Unsere Großkampfschiffe haben sich beim Skagerrak den englischen Gegnern nicht nur gleichwertig, sondern überlegen gezeigt sowohl an Schwimmfähigkeit wie im Vertragen von Treffern. Der U-Bootbau konnte vor dem Kriege leider nicht so gefördert werden, wie es meinem Wunsche entsprochen hätte. Einerseits sollte der Marineetat während der Ausführung des Flottengesetzes nicht allzu sehr belastet, vor allem aber sollten erst noch mehr Erfahrungen gesammelt werden. Tirpitz war der Ansicht, daß die Typen, mit denen andere Staaten ihre Versuche machten, zu klein, nur zur Küstenverteidigung geeignet seien. Deutschland müsse „seegehende“, das freie Meer halten könnende Boote bauen. Dazu sei ein großer Typ nötig, der müsse aber erst systematisch entwickelt werden. Das nahm lange Zeit in Anspruch und verlangte viele eingehende Versuche mit Modellen. So kam es, daß 1914 zunächst nur eine geringe Zahl von seefertigen Booten vorhanden war. Immerhin hätte man auch mit den vorhandenen Kräften noch mehr auf England drücken können, wenn der Kanzler nicht so besorgt gewesen wäre, England dadurch zu reizen. Die Zahl und Leistungsfähigkeit der Boote ist dann während des Krieges rasch gewachsen. Bei der Wertung der Zahlen muß man aber beachten, daß im Kriege zu rechnen ist: Ein Drittel in Aktion, ein Drittel auf Hin- und Rückfahrt, ein Drittel in Reparatur. Die Leistungen der U-Boote haben sich die Bewunderung der ganzen Welt und den heißen Dank des Vaterlandes erworben…“

Friedrich Wilhelm von Schelling

Mit unserem Friedrich Wilhelm von Schelling hat heute einer unserer großen deutschen Denker Geburtstag. Das Licht der Welt erblickte er 1775 in Leonberg. Ab 1790 studierte er in Tübingen die Gotteslehre und erhielt 1798 seinen ersten Lehrstuhl an der Universität von Jena. Es sollten weitere in Würzburg, München und Berlin folgen. Er trat 1803 mit Caroline Michaelis in den heiligen Stand der Ehe und nach deren Tod 1812 ein zweites Mal mit Pauline Gotter. Der zweiten Ehe entstammen sechs Kinder. Die wichtigsten Schriften unseres Schellings tragen so vielsagende Namen wie „Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt“, „Vom Ich als Prinzip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen“, „Abhandlung zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre“, „Ideen zu einer Philosophie der Natur“, „Von der Weltseele“, „System des transzendentalen Idealismus“, „Über den wahren Begriff der Naturphilosophie und die richtige Art ihre Probleme aufzulösen“, „Philosophie der Kunst“, „Vorlesungen über die Methode des akademischen Studium“, „System der gesamten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere“, „Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit“, „Weltalter“, „Philosophie der Offenbarung“, „Philosophie der Mythologie“ oder „Philosophie der Kunst“ und sollten in der heimischen Panzerbüchersammlung nicht fehlen. In seiner Schrift „Von der Weltseele“ lasse ich unseren Schelling nun noch zu Wort kommen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Schelling,+Friedrich+Wilhelm+Joseph

„Es ist erstes Prinzip einer philosophischen Naturlehre, in der ganzen Natur auf Polarität und Dualismus auszugehen. Wenn die Erdatmosphäre ein Produkt heterogener Prinzipien ist, sollten nicht alle Veränderungen in ihr dem allgemeinen Gesetze des Dualismus unterworfen sein, so daß positive und negative atmosphärische Prozesse sich kontinuierlich das Gleichgewicht halten? Vielleicht daß alle diese Fragen ihre Antwort in einer höheren Physik finden, die eben da aufhört, wo die jetzige Physik anfängt. Was Baco schon gewünscht hat, daß die Aufmerksamkeit der Naturforscher sich immer mehr auf die Betrachtung der allgemein verbreiteten ätherischen Prinzipien wende, geht jetzt allmählich in Erfüllung. Die tiefere Kenntnis unsrer Atmosphäre wird den Schlüssel zu einer ganz neuen Naturlehre geben. Durch die Atmosphäre geht der allgemeine Kreislauf, in welchem die Natur fortdauert; in ihr als geheimer Werkstätte wird vorbereitet, was der Frühling Entzückendes oder der Sommer Schreckendes hat; in ihr endlich sieht der begeisterte Naturforscher schon den ersten Ansatz und gleichsam den Schematismus aller Organisation auf Erden. a. Vorerst bin ich lange begierig gewesen zu erfahren, durch welche Mittel in unserm Luftkreis jener Grundstoff immer erneuert werde, der, in jeden Prozeß der Natur verschlungen, endlich verzehrt werden müßte, hätte die Natur nicht für einen stets neuen Zufluß desselben gesorgt. Da die Vegetation auf der Erde niemals stillsteht, so muß unaufhörlich eine Menge Lebensluft aus den Pflanzen fast aller Klimate sich entwickeln. Wir können selbst annehmen, daß die Luft auf diesem Wege in sehr großer Quantität entwickelt wird, wenn wir bedenken, welche Menge Licht ein einziger Baum, dessen dichtes Laubwerk keinen Strahl durchläßt, an einem einzigen Sommertage auffängt. Da die Vegetation auf der einen Seite der Erde eben beginnt, wenn sie auf der andern erstirbt, so werden die großen Winde, die sich um diese Zeit gewöhnlich erheben, die entwickelte Lebensluft von der einen Seite der Erde zur andern führen, und so müßte in jeder Jahrszeit die Beschaffenheit der Atmosphäre in jedem Himmelsstrich, im Ganzen genommen, sich gleich bleiben. Allein wenn man erwägt, daß das Atmen der Tiere und das, seit Prometheus, auf Erden nicht erloschene Feuer, in jeder Jahreszeit ohne Zweifel ebensoviel reine Luft verzehrt, als die Vegetation im Frühling und Sommer entwickelt; wenn man bedenkt, daß jene Luft vielleicht bestimmt ist in ganz anderer Gestalt zur Erde zurückzukehren, und daß die Natur sie zu Prozessen anwenden kann, von denen wir noch höchst unvollständige Kenntnis haben: so wird es immer wahrscheinlicher, daß jener Grundstoff zugleich mit dem Äther des Lichts von der Sonne ausströme, und daß so eigentlich jenes wohltätige Gestirn die Ursache ist, die unsern Luftkreis täglich neu verjüngt, und was er durch zahlreiche chemische Prozesse verliert, ihm aufs neue zuführt. b. Wenn das positive Prinzip des Lebens uns von der Sonne zuströmt, so muß das negative Prinzip (das Azote) die eigentümliche Atmosphäre der Erde ausmachen. Welches die ursprüngliche Natur dieses Prinzips sei, können wir jetzt nicht mehr ausmachen, da ohne Zweifel, nachdem unser Luftkreis durch den Zusammenfluß entgegengesetzter Atmosphären sich gebildet hat, seine Natur durch den Einfluß des Lichts modifiziert worden ist. Ohne Zweifel hat mit ihm das Licht zuerst die Prinzipien der allgemeinen Polarität gebildet, die jetzt allgemein verbreitet sind, und deren bloßes Residuum die Luftarten sind, die wir jetzt in der Atmosphäre finden. Was die Erfahrung uns unmittelbar gelehrt hat, ist nur, daß heterogene Prinzipien in unsrer Atmosphäre vereinigt sind; alles weitere besteht aus bloßen Schlüssen. Hätten unsere Untersuchungen eine andere Wendung genommen, vielleicht kennten wir jetzt die Atmosphäre nicht als ein Gemenge aus Lebens- und Stickluft, sondern als ein Produkt entgegengesetzter elektrischer Materien, und künftigen Versuchen wäre es vielleicht aufbehalten zu entdecken, daß diese beiden Materien sich auch als zwei heterogene Luftarten darstellen lassen. Unsere Untersuchungen scheinen den entgegengesetzten Gang genommen zu haben. Daß wir bis jetzt die atmosphärische Luft nur als ein Gemenge zweier Luftarten kennen, kommt bloß daher, daß wir sie bisher höchst einseitig durch keine anderen als phlogistische Prozesse untersucht haben. c. Was außer dem Wirkungskreis unsrer Erde fluktuiert, wissen wir nicht, und diese Unwissenheit wird unsere Naturlehre in beständiger Unvollkommenheit erhalten. Wenn aber alle expansiven Materien, wo sie keinen Widerstand finden, ihren eignen Ausbreitungskräften folgen, so muß der leere Raum innerhalb jedes Sonnensystems mit Materien von verschiedenem Grad der Elastizität erfüllt sein. Es ist möglich, daß das Licht nicht die einzige Materie ist, die von der Sonne ausströmt. Wenn dieses Element wegen der außerordentlichen Intensität seiner ausbreitenden Gewalt durch eigne Kraft bis zur Erde sich fortpflanzt, so erwarten vielleicht minder expansive Materien ein leitendes Medium, um durch dasselbe bis zu uns fortgepflanzt zu werden, und vielleicht wird selbst durch Einwirkung des Lichts auf die Erde und ihren Luftkreis erst ein solches Medium gebildet…“

Wolfgang Amadeus Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart erblickte 1756 das Licht der Erdenwelt und da dieser als Tondichter unsere deutsche Musik um über 600 Werke vermehrt hat, wollen wir seinen Geburtstag ein wenig feiern. Unser Mozart ist vor allem als Operntondichter bekannt, obwohl er auch sehr viele Orchesterwerke und Kammermusik geschrieben hat. Sein Bühnenwerk „Mithridates, König von Pontos“ hat es mir angetan: https://www.youtube.com/watch?v=Hvwr1-haDqk Bei unserem Musikgelehrten Ludwig Nohl kommt es nun zu einem (tondichterischen) Übergriff seitens unseres Ludwig van Beethovens: http://www.zeno.org/Musik/M/Nohl,+Ludwig/W.A.+Mozart.+Ein+Beitrag+zur+Aesthetik+der+Tonkunst

„Die Art und Weise, wie sich in der Reihenfolge der Künste die Idee immer deutlicher zur Erscheinung zu bringen strebt, läßt allerdings als Gesetz ein Suchen nach der am meisten „sprechenden“ Form erkennen. Sobald nun aber ein Werk, zum Beispiel der bildenden Kunst, so sehr mit Leben erfüllt ist, daß es aussieht, als wolle es jeden Augenblick wirklich reden, so ist die äußerste Grenze der Kunst erreicht, und der Eindruck des Werkes ist schon nicht mehr vollkommen befriedigend. Denn der Beschauer wird fortwährend gestört durch die unwillkürliche Vorstellung, als sei hier in den Stoff ein Geist gebannt („verwunschen“), der nicht hinein gehöre, der sich durch ihn nicht ausdrücken lasse und deshalb immerfort strebe, wieder herauszukommen. Daher uns Bilder und Statuen, die gar zu sehr „sprechend“ sind, immerfort mit ihren Augen zu verfolgen scheinen, als flehe der Geist darin, daß man ihn erlöse. Es sei als ein schlagendes Beispiel dieser Art genannt der berühmte Moses des Michelangelo. Er steht in der Kirche S. Pietro in vincoli in Rom, und es ist als wenn er uns mit seinem unheimlich gewaltigen Blick durch den ganzen Säulenraum hin nachschaue; dieser Eindruck hat in der Tat etwas Peinigendes. Es scheint auch, als wenn sein Meister geahnt habe, daß hier des Guten zu viel geschehen sei; denn man zeigt an dem mächtigen Knie des Bildes ein Mal, von dem Hammerschlage Michelangelos herrührend, der von der Gewalt des Geistes, den er dem Steine eingehaucht, selbst ergriffen zuletzt, als wolle er den Marmor zur wirklichen Lebendigkeit erwecken, einen gewaltigen Schlag auf das Bild getan habe mit den Worten: Adesso parla. Einen ähnlichen Eindruck machen die großen Werke Beethovens. Schon in der Klaviersonate Opus 31 Nummer 2 (D-Moll), einem der ersten Werke, in dem die Stimme des Löwen ganz und voll ertönt, greift Beethoven gewissermaßen gezwungen und um jenen unbehaglichen Eindruck zu vermeiden, den das allzunahe Herantreten an die Grenze der Kunst bereitet, zu dem Auswege des Instrumentalrekitatives. Endlich aber kann er gar nicht anders, als zum Worte selbst, dem Ausdrucksmittel einer höheren Stufe der Kunst, zu greifen, um seine bis zur bestimmten Vorstellung gesteigerte Empfindung verständlich zu machen. Der Drang seiner übervollen Seele läßt ihn auch an jenem „Schein der Rede“ nicht mehr Genüge finden. Vergleichen wir damit zwei andere Werke der Kunst, Mozarts Requiem und Raphaels Transfiguration, beides letzte Werke ihrer Meister, von denen man mit Recht sagt, die Fülle ihres Geistes drohe den Rahmen zu sprengen, so finden wir, daß trotz dieser Fülle des Gefühls, die im Requiem so übermächtig anschwillt, der Ton vollkommen zum Ausdruck desselben hinreicht. Es bleibt in jedem Augenblicke reines Gefühl und droht niemals weder zum Gedanken noch zur Tat sich zu steigern und so die Grenzen der Kunst zu verlassen. Es bleibt immer bloß ein „Wogen“ der Seele, mögen die Empfindungen, die hier ausgesprochen werden, sich auch fast bis zum Affekte erheben. Denn die Wellen gehen hier hoch, wie das nicht anders denkbar ist bei einem Werke, das die höchste Empfindung des Menschen zum Inhalte hat, die volle Hingabe des Geschöpfes an seinen Schöpfer, der Seele an ihren Urquell und Vater; und zudem war es Mozart, der es geschrieben, diese echt musikalische und daher echt religiöse Natur. Ebensowenig sehnen sich die Geister der Apostel noch irgend einer Person in der „Verklärung“ aus dem engen Rahmen des Bildes heraus, sondern trotz seiner übergroßen Fülle und fast stürmischen Bewegung hält sich der Geist des Ganzen durchaus innerhalb der Grenzen dessen, was Linien und Farben darzustellen vermögen. Nicht so bei Beethoven. Ihm wird es im eigentlichen Sinne zuweilen in seinen Grenzen zu eng, das heißt wenn man annehmen will, daß ihm die Sphäre der Musik von der Natur selbst angewiesen war. Ihn drängt es immerfort zum Gedanken und zur Tat. Er scheint, wie sein Vorläufer Schiller, zum Philosophen oder zum Staatsmann fast mehr berufen als zur Kunst, soviel ist seiner Phantasie von dem Geiste des Denkens und Wollens hinzugemischt. Aber da seine Zeit und sein Land kein öffentliches Leben kannte, worin sich der Mann zum Manne entwickeln konnte, da er all seine Tage im engen Kreise des Privatlebens versitzen mußte, so blieb ihm nichts übrig, als zu geistigen Taten zu greifen. Und wie man viele Schöpfungen des Dichters Byron in geistreicher Weise mit dem Ausdruck „verhaltene Parlamentsreden“ bezeichnet hat, so erklären sich manche Auswüchse, die sich jene beiden Lieblinge der deutschen Nation in ihrer Kunst haben zu Schulden kommen lassen, aus diesem verhaltenen oder versetzten Drang nach Taten. Sie wollten etwas, sie wollten Ideen „verwirklichen“, sie wollten die Lage der Menschheit verbessern; überhaupt sie wollten Bestimmtes, und der wahre Künstler soll nie wollen, er soll nur müssen. Er schafft aus dem Drange seiner Seele heraus, so wie sie ihn heißt; er „denkt“ nicht Ideen, er „will“ nicht Zwecke, er ist nicht wahrheitbringender Philosoph, nicht menschenbeglückender Staatsmann, er ist nur Mensch, und hat als solcher zwar jene beiden im Keime in sich, aber er bleibt in den Grenzen des ihm angewiesenen Kreises, nicht Ideen zu „verwirklichen“, sondern das Urbild der Dinge, sowie er es in seiner Seele erschaut, zur schönen Erscheinung zu bringen und durch diesen reinen Abglanz des Göttlichen, den seine Werke geben, den Menschen, seinen Brüdern, von der Herrlichkeit des Höchsten eine Ahnung zu geben, die bildet und bessert, indem sie beglückt. In diesem Geiste schuf Mozart, schufen Raphael und Goethe; sie schufen aus dem Drang ihrer Seele heraus, ohne Absicht, ohne Wollen. Bei Beethoven dagegen lauert hinter dem Aussprechen dessen, was ihm die Seele bewegt, fast überall und gerade in seinen bedeutendsten Schöpfungen am meisten jenes Wollen. Hieraus erklärt sich aber auch seine Wirkung auf die Massen; es zieht sie zu ihm wie zu ihrem Lieblingsdichter eben jener ethische Zug, der unserer Nation mehr eigen ist als der Sinn für Schönheit. Sich mit dem reinen Schein der Idee, wie ihn das echte Kunstwerk gibt, zu begnügen, ist nicht Jedermanns Sache, es gehört dazu eine feinere Organisation und höhere Entwicklung des Geistes. Im Allgemeinen will man wirklich etwas sehen, hören, fühlen, man will die Sache, nicht bloß ihren Schein. Nun sind es aber gerade jene beiden Großen, die immerfort die Miene annehmen, als wollten sie in Wirklichkeit die Sache geben, da dies doch keinem sterblichen Menschen verliehen ist. Aber gerade dieses mächtige Wollen, dieses Prophezeien, dieses Aufrufen aller Menschen in voller Begeisterung: „Wir sind Alle Gottes Kinder, es ist Keiner verloren, wir sind Alle gleich und gleich berechtigt zur Freiheit“, dieser Zuruf, der aus den Posaunenklängen des letzten Satzes der großen C-Moll-Symphonie zu ertönen scheint, reißt ihm die Jugend entgegen und alle, die sich im Drucke fühlen. Und dies ist ja der Zustand der Meisten unter den Menschen, da nur Wenigen es gelingt, durch eigenen Kampf und freie Aufnahme der Naturbedingungen in den Willen sich volle Harmonie und innern Frieden zu bereiten. Und in dem Sturme der Begeisterung für ihre Propheten, die ihnen Glück und Freiheit als ihr Recht zusprechen und verheißen, vergessen sie ganz, daß hier die Kunst nur als Mittel verwandt wird zu einem außer ihr liegenden Zwecke, da es doch hundertmal gesagt ist und nicht oft genug ausgesprochen werden kann, daß das Schöne Niemanden dient, sondern frei wie das Göttliche, dessen Abglanz es ist, einherwandelt, sich nur dem freien Manne ergebend, nicht dem in Knechtschaft gebundenen; sie vergessen, was unendlich wichtiger ist, daß dies gar nicht das Mittel ist, Glück und Freiheit zu erlangen, sondern daß, wie nur die wahre Kunst von beiden die beseligende Ahnung zu geben vermag, auch die Freiheit und das Glück in Wirklichkeit nur zu erreichen ist, sowie sie das wahre Schöne im Scheine gibt: durch vollkommene Harmonie zwischen Geist und Natur, durch freiwillige Aufnahme des Gesetzes in die Neigung. So ist es zwar vollkommen wahr, was wir gesagt haben, daß Beethoven dem, der sich ihm mit voller Seele hingibt, mächtig hilft und stärkend zur Hand geht im Kampfe, im Ringen nach dem letzten Ziele. Aber ebenso gewiß ist es, daß Mozarts reine Kunst selbst den Menschen frei macht, indem sie ihm von jener Harmonie mitteilt, die der Schönheit eigen ist. Oder wenn wir sagen: Nur die Wahrheit macht frei, so ist es immerhin die Schönheit, ihr Abglanz, die den Weg weist zu dieser Freiheit; sie reicht dem Menschen, dem bestimmt ist, nach jener stets zu streben und sie doch niemals ganz zu erreichen, auf seinem Wege stärkende Labe, daß er nicht müde wird, dem Göttlichen, das er im Bilde erschaut, in der Wirklichkeit stets nachzustreben. Wollte man also nach dem ethischen Einflusse, wie man nicht tun soll, den Wert der Kunst beurteilen, so würde auch hier nach unserer Ansicht Mozarts Musik den höheren Rang einnehmen; denn wenn sie auch nicht, wie die Beethovens, direkt zu allem Guten, überhaupt zum Handeln antreibt, so leistet sie das Höhere: sie reinigt das Herz, indem sie es rührt durch die reine Schönheit ihrer Gebilde…“

Ulrich von Lichtenstein

Einer der größten unserer deutschen Minnesänger ist am heutigen Tag heimgegangen, nämlich unser Ulrich von Lichtenstein. Im Jahre 1276 trugen ihn die Walküren nach Walhall. Seine Geburt nehmen die Gelehrten um das Jahr 1200 an. Seine Jugendzeit verbrachte er als fahrender Ritter, wenn wir den Angaben seines Frauendienstes glauben schenken dürfen. Über sein späteres Wirken wissen wir jedoch durch Urkunden sicher Bescheid. In der Steiermark verwaltete er die Ämter des Truchsess, des Marschalls und des Landrichters. Ebenso unzweifelhaft ist sein Besitz der Frauenburg und seine Ehe mit Perchta von Weißenstein, aus der vier Kinder hervorgingen. Verglichen mit Walther von der Vogelweide, Reinmar dem Alten oder Wolfram von Eschenbach sind wir über unseren Ulrich von Lichtenstein also ganz gut im Bilde. Sein Werk umfaßt neben der dichterischen Lebensbeschreibung noch 58 Minnelieder, welche in Erstere einwoben sind. Den Vortrag der altdeutschen Urfassung ersparte uns – unter anderem – unser Gelehrter Ludwig Tieck. Auf dessen Übertragung des Frauendienstes greifen wir Panzertiere zurück. Ich für meinen Teil habe mir das Lied „Wohl mir, es ist ergangen“ ausgesucht: https://archive.org/details/frauendienstode00tiecgoog

„Wohl mir, es ist ergangen,

Wie ich lange hab‘ begehrt,

Nun hab‘ ich sie gefangen,

Von der ich soll werden wert,

Seit ich sie in Banden han,

So ist mein bester Wahn,

Sie soll gut an mir begahn.

Sie soll mir Freude und Ehre,

Dabei währende Selbe geben,

Oder ich muß immermehre

Sonder Trost in Sorgen leben,

Aller meiner Freuden Pfand

Und Sorgen Band

Das steht alles in ihrer Hand

Wie kleine sie’s empfinde,

Sie muß mir gebunden sein,

Band, damit ich sie binde,

Das sind alle die Sinne mein,

Herze und aller mein Gedank,

Treue ohn‘ allen Krank,

Rechte Stete ohn‘ allen Wank.

Mitten in mein sehnendes Herze

Ist ein Lager ihr bereit,

Da liegt auch all‘ mein Schmerze,

Da liegt auch all‘ mein klagendes Leid,

Den zwei’n, wie leid es mir sei,

Muß sie liegen bei,

Sie mache mich denn beider frei.

Hoffnung mag sie wohl behalten

Schön wie ein Gefangner muß,

Will sie mir auch hilfreich walten,

Geben meinen Schmerzen Buß,

Bleib ihr Silber und ihr Gold,

Sei sie mir anders hold,

Ich will nur ihren Minnesold.

Du minnigliche Gute,

Und du werthes hoch Gemüt,

Was helfet alle ihre Hute?

Sie ist vor mir viel unbehüt;

Wie kann sie behüten das,

Daß ich sie nie vergaß?

Ich denke ihrer bas und bas.

Ihre weibliche Güte machet

Im Gedanken mich viel froh,

Mein Mund von Freuden lachet,

Wenne ich mir gedenke so,

Daß mir Weib mehr ward so gut,

Noch so wohl gemut,

Der Gedanke mir sanfte tut.“

Feldmarschall Walter Model

Im Jahre 1891 wurde unser Feldmarschall Walter Model im sächsischen Genthin geboren. Sein kriegerischer Werdegang entspricht demjenigen unserer höheren Truppenführer im Sechsjährigen Krieg: Eintritt ins deutsche Heer im Jahr 1909, Kampf und erste Stabstätigkeit im Vierjährigen Krieg, Offizierslaufbahn in der Reichswehr und dann rege Tätigkeit beim Aufbau unserer Wehrmacht. Im Sechsjährigen Krieg war er zuerst Stabschef unseres IV. Armeekorps im Polenfeldzug und unserer XVI. Armee in Gallien. In Rußland erhielt er dann unsere III. Panzerdivision und nahm mit dieser an den Kesselschlachten von Bialystok und Kiew teil. Dann bekam er unser XLI. Panzerkorps und erkämpfte mit diesem den Sieg in der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk mit. Im Januar 1942 wurde ihm unsere IX. Armee anvertraut, die er in der langen Schlacht von Rschew und beim Unternehmen Zitadelle kämpfte. Danach wurde er kurzzeitig in die Führungsreserve versetzte, aber im Januar 1944 wurde er zurückgerufen, um unsere Heeresgruppe Nord zu führen. Mit dieser bestritt er die schweren Abwehrkämpfe bei Narwa. Vom Schlachtfeld wurde er im Juni 1944 zu unserer schwer angeschlagenen Heeresgruppe Mitte gerufen, um diese wieder aufzubauen. Schon im August ging es aber für unseren Model nach Westen. Dort befehligte er unsere Heeresgruppe B und wehrte den Angriff der Engländer auf die Brücke von Arnheim ab, erzielte bei der Ardennenoffensive beachtliche Anfangserfolge und verteidigte zuletzt unser Ruhrgebiet, wo er sich selbst den Tod gab. Gleich den alten Römern oder der japanischen Samurai. Models Abwehrkämpfe an der Narwa haben es übrigens auch in die Wochenschau unseres alten Reiches geschafft: https://www.youtube.com/watch?v=L8ip75SI-x0 Aus Guderians „Erinnerungen eines Soldaten“ lese ich nun noch ein weiteres Stück über die Mitwirkung unseres Feldmarschalls Models an der Kesselschlacht von Kiew vor: https://archive.org/details/heinz-guderian-erinnerungen-eines-soldaten-1960

„Die Unsicherheit in der langen Südostflanke wuchs von Tag zu Tag. Um jedenfalls die Verbindung mit der Panzergruppe Kleist sicherzustellen, entschloß ich mich, trotz der bestehenden Schwierigkeiten zum XXIV. Panzerkorps zu fahren. Der Weg führte über Krolowez-Baturin-Konotop – Romny nach Lochwiza. General Freiherr von Geyr, den ich in Mitschenki (Sechs Kilometer südostwärts Baturin) traf, berichtete, daß sich der Gegner anscheinend bei Lochwitza staue, und daß es darauf ankäme, die noch bestehende Lücke zu Kleist bald zu schließen. Er hatte hierzu angeordnet, daß seine Divisionen den Ssula-Abschnitt erreichen und sperren sollten. Bei Ssentscha, elf Kilometer südlich Lochwiza, waren starke russische Ansammlungen erkannt. Ich setzte meine Fahrt durch Romny fort, in dem sich eine sonntäglich gekleidete Menschenmenge friedlich bewegte. Nächst Potschep und Konotop war Romny die besterhaltene russische Stadt, die ich bisher getroffen hatte. Bei Einbruch der Dunkelheit war ich bei Model in Lochwiza. Er hatte bisher nur ein Regiment seiner Division dorthin bringen können; der Rest wand sich noch weit rückwärts durch den Schlamm. Er berichtete, daß die starken russischen Ansammlungen sich großenteils aus Nachschubeinheiten zusammensetzten. Nur teilweise seien diese Verbände kriegsgemäß ausgerüstet. Die erkannten russischen Panzer seien wahrscheinlich aus rückwärtigen Werkstätten zusammengekratzt, um den Rückzug zu decken. In dem gewaltigen Kessel um Kiew mußten sich Teile von fünf Armeen, der 21., 5., 37., 26. und 38. befinden. Feindliche Angriffe auf unsere Südostflanke südlich Putiwl und bei Jampol konnten abgewiesen werden. Ich blieb die Nacht mit Büsing und Kahlden im Schulhaus von Lochwiza und verständigte durch Funk Liebenstein, für beschleunigtes Vorziehen der X. motorisierte Infanteriedivision nach Romny zu sorgen, um die rückwärtigen Teile der III. Panzerdivision für Lochwiza frei zu machen. Das Schulhaus war ein solider Bau mit zweckmäßiger Einrichtung, wie überhaupt die Schulen in Sowjetrußland fast durchweg in guter Verfassung waren. Für Schulen, Krankenhäuser, Kinderheime und Sportstätten war viel getan. Diese Einrichtungen wurden sauber und ordentlich gehalten; Ausnahmen bestätigten – wie allerwärts – die Regel. Am frühen Morgen des 15. 9. suchte ich die Voraus-Abteilung der III. Panzerdivision unter Major Frank auf, die südlich von Lochwiza am Vortage die Russen nach Westen zurückgeworfen und in der Nacht 15 Lastkraftwagen mit russischen Schützen teils abgeschossen, teils gefangengenommen hatte. Von Franks Beobachtungsstelle nördlich Lubny hatte man einen sehr guten Überblick über das Gelände und konnte russische Nachschubkolonnen im Marsch von Westen nach Osten sehen. Diese Bewegung wurde durch Artilleriefeuer angehalten. Beim II. Bataillon des Schützenregiments III traf ich Model, der mir seine Absichten vortrug. Anschließend sah ich eine Reihe von Verbänden der III. Panzerdivision, und sprach dann mit Oberstleutnant Munzel, dem Kommandeur des Panzerregiments VI. Munzel verfügte an diesem Tage nur über einen Panzer IV, drei Panzer III und sechs Panzer II, also über zehn Panzer seines ganzen Regiments. Diese Zahlen geben ein erschütterndes Bild der Ruhe- und Instandsetzungsbedürftigkeit der Truppe. Sie beweisen, daß die braven Männer ihr letztes hergegeben hatten, um das ihnen gesteckte Ziel zu erreichen…“