„Von Asiens westlichster Küste hatte sich das Christentum gleich herüber nach Europa gewandt; der breite Boden des Weltteils, in dem es entsprungen war, konnte ihm nicht lange Nahrung geben, und auch im Norden Afrikas schlug es nur flache Wurzel. bald wurde und blieb Europa sein eigentlicher Sitz und Herd. Es ist beachtenswert, daß die Richtung, in welcher der neue Glaube von Süden nach Norden um sich griff, dem Strome der Wanderung gerade entgegensteht, die von Osten und Norden nach Westen und Süden damals die Völker hintrieb. wie dorther geistiges Licht eindrang, sollte von hieraus das Leben selbst erfrischt werden. Das ermattete Weltreich der Römer war zugleich in seinem Innersten aufgeregt und an seiner Grenze überschritten. Aber mit derselben gewaltigen Lehre, die ihm eben erst seine alten Götter gestürzt hatte, konnte das unterwürfige Rom sich von neuem seine Sieger unterwerfen. Dadurch geschah der Flut jener Bewegung allmählich Einhalt, die neubekehrten Länder begannen sich zu festigen und ihre Waffen umzukehren gegen die im Rücken gebliebenen Heiden.“
So schildert uns unser Grimm in seiner „Deutschen Mythologie“ das Verhängnis unseres deutschen Volkes zusammen. Der Eingottglaube aus dem Morgenland ist nun wahrlich ein Danaergeschenk, das selbst das berühmt-berüchtigte Trojanische Pferd in den Schatten stellt. Alle seine verderblichen Wirkungen aufzuzählen, würde wohl jeden Rahmen sprengen. Angefangen von der geistig-sittlichen Erniedrigung und Verdunkelung des Verstandes durch dessen Lehren bis hin zum 30jährigen Krieg und der unseligen Glaubensspaltung. Alle sittlichen Übel wie die Weltbürgertum, Friedensliebe oder Weltabgewandtheit rühren vom morgenländischen Eingottglauben her oder wurden zumindest von diesem genährt und gerechtfertigt. Die Rückkehr zu unserem alten Götterglauben ist also mehr als nur überfällig und geboten. Überliefert worden ist uns dieser durch die Edda, deren älterer Teil dem isländischen Gelehrten Sämund des Weisen zugeschrieben wird. Heimgegangen ist Sämund der Weise um 1133 und zur Welt kam er um 1055. Er studierte in Rom, Paris und Köln die Wissenschaften, war anschließend Kleriker in Island und mit einer Gudrun verheiratet. Asen und Wanen werden unsere alten Götter genannt. Wodan der Allvater ist ihr König und an seiner Seite steht Frigga, die Himmelskönigin. Dem Kriegswesen obwaltet Tyr. Der Fruchtbarkeit gebietet Idun. Dem Licht Baldur. Der Liebe Freyja. Den Naturgewalten Donar. Der Jagd und dem Winter Skadi. Dem Meer Njörd. Über die Toten herrscht Hel, mit Ausnahme der gefallenen Kriegen, die von den Walküren nach Walhall getragen werden. Bragi leitet die Dichtkunst. Heimdall hält Wacht. Forseti lenkt das Recht und so gibt es der Götter noch viele mehr… Auf die Göttin Skadi werfen wir einen genaueren Blick. Die Tochter des Riesen Thiazi gebietet über die Jagd, den Winter und die Berge. Sie lebt in ihrem Eispalast Thrymheim und ist mit dem Meeresgott Njörd verheiratet. Freyr und Freyja sind ihre Kinder. Das „Völundarkvidha“ (Das Lied von Wölundur) gibt es aus der Älteren Edda: http://www.zeno.org/Literatur/M/Anonym/Liederb%C3%BCcher/%C3%84ltere+Edda/2.+Heldensage/17.+V%C3%B6lundarkvidha/Das+Lied+von+W%C3%B6lundur
„Nidudr hieß ein König in Schweden. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter; die hieß Bödwild. Es waren drei Brüder, Söhne des Finnenkönigs; der eine hieß Slagfidr, der andre Egil, der dritte Wölundur. Die schritten auf dem Eise und jagten das Wild. Sie kamen nach Ulfdalir (Wolfsthal) und bauten sich da Häuser. Da ist ein Waßer, das heißt Ulfsiar (Wolfssee). Früh am Morgen fanden sie am Waßerstrand drei Frauen, die spannen Flachs; bei ihnen lagen ihre Schwanenhemden; es waren Walküren. Zwei von ihnen waren Töchter König Lödwers: Hladgud Swanhwit (Schwanweiß) und Herwör Alhwit (Allweiß); aber die dritte war Aelrun, die Tochter Kiars von Walland. Die Brüder führten sie mit sich heim. Egil nahm die Aelrun, Slagfidr die Swanhwit und Wölundur die Alhwit. Sie wohnten sieben Winter beisammen: da flogen die Weiber Kampf zu suchen, und kamen nicht wieder. Da schritt Egil aus die Aelrun zu suchen und Slagfidr suchte Swanhwit; aber Wölundur saß in Ulfdalir. Er war der kunstreichste Mann, von dem man in alten Sagen weiß. König Nidudr ließ ihn handgreifen so wie hier besungen ist.
Durch Myrkwidr flogen Mädchen von Süden,
Alhwit die junge, Urlog (Schicksal, Kampf) zu entscheiden.
Sie saßen am Strande der See und ruhten;
Schönes Linnen spannen die südlichen Frauen.
Ihrer Eine hegte sich Egiln,
Die liebliche Maid, am lichten Busen;
Die andre war Swanhwit, die Schwanfedern trug
Um Slagfidr schlang sie die Hände;
Doch die dritte, deren Schwester,
Umwand Wölundurs weißen Hals.
So saßen sie sieben Winter lang;
Den ganzen achten grämten sie sich
Bis im Neunten die Not sie schied:
Die Mädchen verlangte nach Myrkwidr;
Alhwit die junge wollt Urlog treiben.
Hladgud und Herwör stammten von Hlödwer;
Verwandt war Aelrun, die Tochter Kiars.
Die schritt geschwinde den Saal entlang,
Stand auf dem Estrich und erhob die Stimme:
„Sie freun sich nicht, die aus dem Forste kommen.“
Vom Waidwerk kamen die wegmüden Schützen,
Slagfidr und Egil, fanden öde Säle,
Gingen aus und ein und sahen sich um.
Da schritt Egil ostwärts Aelrunen nach
Und südwärts Slagfidr Swanhwit zu finden.
Derweil im Wolfstal saß Wölundr,
Schlug funkelnd Gold um festes Gestein
Und band die Ringe mit Lindenbast.
Also harrt‘ er seines holden
Weibes, wenn sie ihm wieder käme.
Das hörte Nidudr, der Niaren Drost,
Daß Wölundr einsam in Wolfstal säße.
Bei Nacht fuhren Männer in genagelten Brünnen;
Ihre Schilde schienen wider den geschnittnen Mond.
Stiegen vom Sattel an des Saales Giebelwand,
Gingen dann ein, den ganzen Saal entlang.
Sahen am Baste schweben die Ringe,
Siebenhundert zusammen, die der Mann besaß.
Sie banden sie ab und wieder an den Bast,
Außer einem, den ließen sie ab.
Da kam vom Waidwerk der wegmüde Schütze,
Wölundr, den weiten Weg daher.
Briet am Feuer der Bärin Fleisch:
Bald flammt‘ am Reisig die trockne Föhre,
Das winddürre Holz, vor Wölundur.
Ruht‘ auf der Bärenschur, die Ringe zählt‘ er,
Der Alfengesell: einen vermisse er,
Dachte, den hätte Hlödwers Tochter:
Alhwit die holde war heimgekehrt.
Saß er so lange bis er entschlief:
Doch er erwachte wonneberaubt.
Merkt harte Bande sich um die Hände,
Fühlt um die Füße Fesseln gespannt.
„Wer sind die Leute, die in Bande legten
Den freien Mann? wer fesselte mich?“
Da rief Nidudr, der Niaren Trost:
Wo erwarbst du, Wölundur, Weiser der Alfen,
Unsere Schätze in Ulfdalir?
Wölundur.
Hier war kein Gold wie auf Granis Wege,
Fern ist dies Land den Felsen des Rheins.
Mehr der Kleinode mochten wir haben,
Da wir heil daheim in der Heimat saßen.
König Nidudr gab seiner Tochter Bödwild den Goldring, den er vom Baste gezogen in Wölundurs Haus; aber er selber trug das Schwert, das Wölundur hatte. Da sprach die Königin:
Er wird die Zähne blecken vor Zorn,
Wenn er das Schwert erkennt
Und unsres Kindes Ring.
Wild glühn die Augen dem gleissenden Wurm.
So zerschneidet ihm der Sehnen Kraft
Und laßt ihn sitzen in Säwarstadr…“