Die Schlacht bei Pavia

Unser Landsknechtsführer Georg von Frundsberg hat im Jahre 1525 die Welschen bei Pavia vernichtend geschlagen. Ein großer deutscher Schlachtensieg, der mit unserem Panzergetränk Met gefeiert werden muß. Mit 23,000 spanischen und deutschen Recken kämpfte unser Frundsberg zwei Tage gegen die Gallier. Am Ende war deren Heer vernichtet und ihr König Franz I. in Gefangenschaft. Stark war das Gallierheer wohl um die 26,000 Mann. Seine Einbuße betrug an Toten, Verwundeten und Gefangenen 21,000 Mann – eine wahrhaft vernichtende Niederlage. Aber auch unser spanisch-deutsches Heer hatte einen Verlust von 5000 Verwundeten und ebenso vielen Gefallenen zu beklagen. Bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Wilhelm Barthold – „George von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“ – befinden wir uns nun am Vorabend der berühmten Schlacht: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10063330_00005.html

Kaum war Dietegen von Salis mit seinen Landsleuten zum Heere Franzens gestoßen, als Gian Jacopo, die Gunst Erzherzog Ferdinands zu verdienen, oder sich dem Sforza gefällig zu zeigen, oder auch auf eigne Faust, hinterlistig das für unüberwindlich geltende Schloß Chiavenna einnahm und die Graubündner zur Heimrufung ihrer Kriegsmannschaft nötigte. Denn die Verwüstung, welche seine zusammengerotteten Spießgesellen durch die Täler von Chiavenna, Veltlin und Misocco ungeachtet geregelter Gegenwehr des Landsturms verbreiteten, die Grausamkeit seiner Söldner, welche, mehr als blutig heimgeschickt, mit verstärkter Gier wiederkamen, zwang um so eher die Bundesobern ihre kriegende Jugend vom Tessino zurückzuentbieten, da Erzherzog Ferdinand auf diesen Fall seine Vermittlung zugesagt. Wie Dietegen von Salis, schlimmern Ausgang ahnend, vielleicht auch in Ferdinands Solde, den Brief zu Händen bekam, welcher bei Eiden und Pflichten und Androhung schwerer Strafe zur Heimkehr mahnte, war er keinen Augenblick unschlüssig seinen Soldherrn, den Feindesgewalt immer drängen der umschloß, zu verlassen. Vergeblich erinnerten ihn die französischen Obristen an Treueid und Dank; ruhig hörte der trotzige Kriegsmann, seiner körperlichen Überlegenheit sich bewußt, die Schmährede der Erzürnten, lehnte den Zweikampf ab, zu welchem der Marschall von Foix ihn aufforderte, und zog am 20. Februar mit seinen Landsleuten, denen einige verdrossene Schweizerfähnlein sich anschlossen, vom Lager in die Heimat. Großmütig entließ Franz die Unedlen mit vertragsmäßigem Solde. Diese Reihe von Unfällen, welche eine mahnende Fügung in wenig Tagen über das Haupt der Franzosen brachte, öffnete dem verblendeten Könige die Augen nicht; im beklagenswertesten Irrtum über die Zahl seiner Streiter, deren Angabe vielleicht um ein Drittheil größer war, im eigensinnigsten Vertrauen auf seine persönliche Anwesenheit, seine Gend’armerie, Schweizer und Landsknechte, wich er nicht aus der mehrmals so gefährlich durchbrochenen Stellung und war bereit, das Heer zur Schlacht zu führen, sobald die Kaiserlichen den Entsatz mit offener Gewalt versuchen würden. Sorglich ließ der Freund in Rom, Clemens, ihn durch Alberto Pio, Prinzen von Carpi, französischen Botschafter, erinnern den Ausgang des Feldzuges und sein wiederaufblühendes Glück in Italien nicht auf eine Schlacht gegen die grimmigen Deutschen ankommen zu lassen, da er aus den eigenen Briefen kaiserlicher Feldherren ersehen, daß die Verzögerung weniger Tage das ganze Heer auflösen müsse; die Mahnung des wohlgesinnten Dieners ward eben so vornehm verachtet als die greise Erfahrung seiner narbenbedeckten Marschälle, und der Furcht, furchtsam zu erscheinen, die Sicherheit zum Opfer gebracht. Da jedoch die verstärkten Angriffe der Kaiserlichen jetzt die entscheidende Unternehmung erwarten ließen, ward für nötig erachtet die Streitkräfte noch enger im Hauptlager zusammenzuziehn; aus Mailand kam auf des Königs Befehl eine Schar Hommesd’armes herbei; eben so verließ Anne de Montmorency mit dem tüchtigsten Volke die Insel, zog sich über die untere Brücke zum Könige und vertraute dem Herrn von Clermont die Anführung über die Zurückgebliebenen. Zugleich ward Heinzmann Schleiff von Bern an die Herren Eidgenossen geschickt, um den Abgang von Schweizern durch neue Werbung zu ersetzen. Auf kaiserlicher Seite waren aber im Laufe von zwanzig unruhevollen Tagen alle Bedingungen eingetreten, welche einen unverzögerten, kraftvollen Gesamtangriff befahlen. Die vier Wochen welche Spanier und Deutsche ohne Sold zu kämpfen sich anheischig gemacht, naheten ihrem Ablauf, und man durfte vom guten Willen der Kriegsleute nicht länger Geduld erwarten, da die Vorstellungen der päpstlichen Legaten von dem im Lager herrschenden Mangel die Wirklichkeit nicht übertrieben. Zwar hatte Morones unermüdliche Tätigkeit einigen Bedarf an Lebensmitteln in ein nahes Kloster geborgen und von dort aus die hungrigen Knechte, denen man eine halbe Krone auf je sechs Tage gezahlt, um mäßigen Schilling mit Mehl und Wein versorgt; auch war den Proviantmeistern und Profosen Vorrat zur unentgeltlichen Austeilung angewiesen worden; allein die kärgliche Versorgung hielt die auf Entscheidung pochenden Kriegsleute mühsam bei einander und schon zerstreuten sich Spanier wie Deutsche weit ins Land, um nahrhaftere Kost zu suchen, als der Lagerhaushalt bot. Sollte nun der Mut der Kriegsvölker durch Überredung und Verheißung reichen Lohnes nicht ganz vergeblich gesteigert und mühsam in der Ausdauer erhalten sein, so mußte jetzt die Schnellkraft des gespannten Bogens benutzt werden, ehe er schlaff zurücksank. Zugleich hatten Pescara und Frundsberg, die vor löblichem Eifer weder essen und trinken noch schlafen mochten, alle Vorbereitungen getroffen und in der letzten kühnen Camisade ihre – Erkundung der feindlichen Stellung so ins Einzelne vervollständigt, daß sie die Belagerungsweise jedes einzelnen Haufens, die Haltbarkeit oder Schwäche jedes Punktes im weiten Umfange genau kannten. Dazu war das Verständnis der Eingeschlossenen mit ihren Landsleuten vor den Toren seit dem Abzuge Giovannis de‘ Medici ein so sicheres geworden, daß der alte Frundsberg den Hakenschützen und Büchsenmeistern nicht allein fünfzig Zentner Pulver hineingeschickt, sondern auch Kaspar sich durch einen Edelmann von Walderstein mit dem Vorhaben des kaiserlichen Kriegsrats aufs schnellste in Kenntnis gesetzt…“

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